Triglyzeride – Neutralfette

Artikel aktualisiert am 21. Februar 2024

Triglyzeride (TG, früher auch Neutralfette genannt) werden zur Erkennung von Fettstoffwechselstörungen mit Arterioskleroserisiko bestimmt. Es ist die chemische Bezeichnung für Neutralfette (drei Fettsäuren gebunden an ein Glycerinmolekül: Triacylglycerole).

Arteriosklerose


Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Triglyceride (TG) sind eine Art von Fettmolekülen, die im Körper als Energiereserve gespeichert werden. Sie bestehen biochemisch aus drei Fettsäuren, die an ein Glycerinmolekül gebunden sind. Triglyceride werden hauptsächlich in der Leber aus überschüssigen Kaloriereserven, insbesondere aus Kohlenhydraten und Fetten, synthetisiert. Sie werden von dort mit VLDL über das Blut zum Fettgewebe transportiert, wo sie eingelagert und bei Bedarf als Energiequelle mobilisiert werden. (Siehe auch hier.)

Indikationen: Die Triglyceride werden am häufigsten bestimmt bei Anzeichen einer Fettstoffwechselstörung, z. B. bei Zuckerkrankheit, Übergewicht, hohem Blutdruck, familiärer Belastung mit solchen Bedingungen und bei einer Arteriosklerose und ihren Folgen. Die Bestimmung ergänzt die des Cholesterins und seiner Untergruppen HDL, LDL und des Non-HDL-Cholesterins, die als Blutfette zusammengefasst werden, sowie von ApoB. Aus ihnen wird ein Einblick in den Fettstoffwechsel des Körpers gewonnen und die Prognose arteriosklerotischer Komplikationen, wie Herzinfarkt und Schlaganfall, abgeleitet.

Normwerte: unter 150 mg/dl (1,7 mmol/l).

Ursachen einer Erhöhung der Triglyceridwerte im Blut (Hypertriglyceridämie) sind am häufigsten eine fettreiche Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion und genetische Faktoren.

Folgen erhöhter Werte: Eine Hypertriglyceridämie ist mit einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen und besonders für das metabolische Syndrom verbunden.

Behandlung erhöhter Werte: Grundlage ist eine Kohlenhydrat-reduzierte Kost. Zur Behandlung einer diätetisch nicht ausreichend beeinflussbaren Hypertriglyceridämie werden häufig Statine verwendet.


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Physiologie

Die Triglyceride der Nahrung werden im Darm durch Lipasen in Cholesterin und freie Fettsäuren gespalten; diese werden resorbiert, anschließend wieder zu Triglyceriden zusammengesetzt und im Blut zu den Organen und Geweben transportiert. Dort dienen sie als Energiequelle und Energiereserve.

Im Blut werden Triglyzeride hauptsächlich an Chylomikronen und VLDL (very low density lipoprotein) gebunden transportiert.

  • Chylomikronen sind große Lipoproteinpartikel, die im Dünndarm entstehen und die aus der Nahrung stammenden Triglyzeride aufnehmen und zu den peripheren Körperzellen transportieren. Dort werden die TG für Stoffwechselprozesse (u.a. zur Energiegewinnung) benötigt. Durch die Wirkung der Lipoproteinlipase der Endothelzellen der kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) werden die Chylomikronen abgebaut und dadurch sukzessive kleiner, bis schließlich sogenannte „Remnants“ übrig bleiben, die von der Leber aufgenommen werden.
  • VLDL (very low density lipoproteins) stammen aus der Leber. Sie transportieren die dort vorwiegend aus Kohlenhydraten synthetisierten endogenen Triglyzeride zu den Organen und Geweben des Körpers. Durch Triglycerid-Abgabe entstehen dort aus VLDL cholesterinreiche LDL (low density lipoproteins).

Genetische Regulation des Triglyceridspiegels

Der Triglyceridspiegel im Blut wird durch viele Gene mitbestimmt. In einer großen Studie zur Einordnung der Patienten mit Hypertriglyceridämie hatten 1,1 % biallelische (homozygote oder zusammengesetzt heterozygote) seltene Varianten, 14,4 % heterozygote seltene Varianten und 32,0 % eine besonders ausgeprägte Häufung häufiger Varianten;  52,6 % blieben genetisch undefiniert. (1)J Clin Lipidol. 2019 Jan-Feb;13(1):80-88

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Indikationen

Die Triglyceride werden bestimmt,

Referenzwerte

  • Normal: unter 150 mg/dl (Milligramm pro Deziliter)
  • Grenzwertig erhöht: 150-199 mg/dl
  • Erhöht: 200-499 mg/dl
  • Stark erhöht: 500 mg/dl oder höher

Der Normbereich wird von vielen Laboren meist bis 200 mg/dl (2,3 mmol/l) angegeben. Die Grenzwerte der einzelnen Labore sind zu berücksichtigen.

Diagnostische Bedeutung

Erhöhte Triglyceridwerte sind von diagnostischer und prognostischer Bedeutung bei vielen Krankheiten, so vor allem bei der Adipositas, der Fettleber, dem metabolischen Syndrom und dem Diabetes mellitus. Erhöhte Triglycerid-Werte finden sich bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), einer Niereninsuffizienz, einer Fettleber und einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Sie erhöhen das Risiko der Entwicklung einer Arteriosklerose mit ihren Folgen.

Erhöhte Werte – Hypertriglyceridämie

Erhöhte Werte für Triglyceride finden sich bei

  • Hyperlipidämie Fredrickson Typ I und V: sehr stark erhöhte Werte von oft > 1000 mg/dl.
  • Hyperlipidämie Fredrickson Typ IV (wohl häufigster Typ): Werte oft von 200 – 500 mg/dl. Ursachen sind häufig Übergewicht, metabolisches Syndrom und Diabetes mellitus.

→ Zur Einteilung der Hyperlipoproteinämien nach Fredrikson siehe hier.

Mäßige Erhöhung

Eine mäßige Erhöhung der Triglyceride ist beim Diabetes mellitus und beim Übergewicht häufig anzutreffen (Typ IV nach Fredrickson).

Schon mäßig erhöhte Triglyceridspiegel können auf die Dauer eine Fettleber verursachen.

Starke Erhöhung

Eine extrem ausgeprägte Erhöhung der Triglyceride findet sich bei einer Chylomikronämien (Typen I und V nach Fredrickson). Hierbei erkennt man im Überstand eines Blutsenkungsröhrchens milchig-trübes Plasma.

Bei TG-Werten über 1000 mg/dl können eine akute Pankreatitis und auch sonst ungeklärte Oberbauchschmerzen auftreten.

Extreme TG-Spiegel (über das 5-fache der oberen Normgrenze) können Ursache einer Hämolyse und eines Zieve-Syndroms sein.

Seltener liegt eine genetisch bedingte Hypertriglyceridämie vor (siehe auch hier).

Eine Erhöhung der Triglyceride ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskulärer Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) verbunden. (2)Endocrinol Metab Clin North Am. 2022 Sep;51(3):539-555

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Hypertriglyceridämie

Eine Hypertriglyceridämie geringen bis mäßigen Ausmaßes ist häufig polygenetisch bestimmt, eine mit sehr hohe Werten dagegen (z. B. im Rahmen einer Chylomikronämie) meistens monogenetisch. (3)Lancet Diabetes Endocrinol. 2014 Aug;2(8):655-66. doi: 10.1016/S2213-8587(13)70191-8 Sie ist mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, stark erhöhte Werte auch mit dem einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) verbunden. (4)Lancet. 2014 Aug 16;384(9943):626-635. doi: 10.1016/S0140-6736(14)61177-6 (5)Eur Heart J. 2020 Jan 1;41(1):99-109c.

Lange war unklar, ob Triglyceride über die Lipoproteine, die auch Cholesterin enthalten, arteriosklerosefördernd wirken. Es wurde angenommen, dass in erster Linie das Cholesterin der Lipoproteine, insbesondere der TLR-Remnants (Triglycerid-abgereichere Reste), dafür verantwortlich sei. TRL-Remnants werden direkt in die Arterienwand und dort in Makrophagen aufgenommen (siehe hier) und regulieren das interzelluläre Adhäsionsmoleküls 1 und das vaskuläre Zelladhäsionsmoleküls 1 hoch. Ein Anstieg des Restcholesterins um 88,6 mg/dl (1 mmol/l) war laut einer Untersuchung mit einem 2,8-fachen Anstieg des Risikos einer Herzkreislaufkrankheit verbunden. (6)Vasc Health Risk Manag. 2016 May 6;12:171-83

Es hat sich jedoch herausgestellt, dass nicht-nüchterne Triglyceridwerte einen viel stärkeren Einfluss auf die Entstehung einer Arteriosklerose ausüben als Nüchternwerte. (7)JAMA. 2007;298(3):309–316 Triglyceride stellen selbst einen unabhängigen Risikofaktor dar. (8)Vasc Health Risk Manag. 2016 May 6;12:171-83

Therapeutisch wird daher empfohlen, zur Arteriosklerosevorbeugung TG-senkende Mitteln (Fibrate, Niacin, Omega-3-Fettsäuren) zu verwenden, wenn trotz Änderung des Lebensstils und einer Therapie mit Statinen die Triglyceride erhöht bleiben. (9)Vasc Health Risk Manag. 2016 May 6;12:171-83. doi: 10.2147/VHRM.S104369

Erniedrigte Werte

Niedrige Triglyceridwerte haben keine besondere diagnostische Bedeutung.

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Therapie

Die Behandlung eines zu hohen Triglycerid-Spiegels im Blut richtet sich nach der Ursache.

  • Eine Kohlenhydrat-induzierte Hypertriglyceridämie bedarf einer Kostumstellung mit Reduzierung der Kohlenhydrate (siehe Grundlagen der Ernährung).
  • Eine Hypertriglyceridämie im Rahmen eines Diabetes mellitus bedarf einer zielgerichteten Blutzuckereinstellung und ggf. zudem Triglycerid-senkender Medikamente (wie Fibraten oder Niacin).
  • Bei einer genetisch bedingten Hypertriglyceridämie kommen Plasmapheresen in Betracht (dazu siehe hier).

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Verweise

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Literatur

Literatur
1 J Clin Lipidol. 2019 Jan-Feb;13(1):80-88
2 Endocrinol Metab Clin North Am. 2022 Sep;51(3):539-555
3 Lancet Diabetes Endocrinol. 2014 Aug;2(8):655-66. doi: 10.1016/S2213-8587(13)70191-8
4 Lancet. 2014 Aug 16;384(9943):626-635. doi: 10.1016/S0140-6736(14)61177-6
5 Eur Heart J. 2020 Jan 1;41(1):99-109c.
6 Vasc Health Risk Manag. 2016 May 6;12:171-83
7 JAMA. 2007;298(3):309–316
8 Vasc Health Risk Manag. 2016 May 6;12:171-83
9 Vasc Health Risk Manag. 2016 May 6;12:171-83. doi: 10.2147/VHRM.S104369