Unterernährung ist eine unzureichende Ernährung (Mangelernährung), die zu einer katabolen (abbauenden) Stoffwechsellage und zur Gewichtsabnahme führt. Auch Übergewichtige können in eine Phase der Unterernährung kommen. Bei Über- und Normalgewichtigen ist eine Gewichtsabnahme von > 10 % innerhalb von 3 Monaten ein Indiz für eine Unterernährung. Bei Untergewichtigen ist eine anhaltende Unterernährung für mangelnde Gewichtszunahme verantwortlich; das Gewicht beharrt auf zu niedrigem Niveau (BMI < 18 kg/qm) oder nimmt weiter ab.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Mangel an Nahrungsbestandteilen kann global die gesamte Nahrung oder nur Teile umfassen, beispielsweise den Mangel an Eiweißen mit der Nahrung. In jedem Fall bewirkt der Mangel an Nahrungsbestandteilen eine Umstellung des Stoffwechsels in der Weise, dass Körpersubstanz zur Energiegewinnung mobilisiert wird.
Die physiologischen Energiespeicher (zunächst Glykogen in der Leber und in der Muskulatur, dann Körperfett) werden unter Bedingungen der Mangelernährung rasch abgebaut. Glukose wird nun durch Glukoneogenese (Neubildung) aus Körpereiweiß (Muskelmasse) nachgebildet, damit die Versorgung des Gehirns, das sehr viel Energie benötigt und fast ausschließlich auf Glukose angewiesen ist, und eine gewisse Mobilität des Körpers (zur Nahrungssuche und -aufnahme) erhalten bleiben.
Ein Mangel an Kofaktoren für den Stoffwechsel (z. B. Vitamine, Spurenelemente) kann ebenfalls zu einer Mangelernährung mit der Folge eines Katabolismus führen. Meist tritt er im Rahmen einer allgemeinen Mangelernährung auf und verstärkt ihren negativen Effekt. Auch eine sehr einseitige Kost zu Mangel an Kofaktoren führen.
Ursachen
Für eine Unterernährung kommen viele verschiedene Ursachen in Frage: (1)Nutr Clin Pract. 2017 Feb;32(1):52-67. DOI: 10.1177/0884533616671861. Epub 2016 Oct 23. PMID: … Continue reading (2)Proc Nutr Soc. 2019 Aug;78(3):372-379. DOI: 10.1017/S0029665118002628. Epub 2018 Dec 3. PMID: … Continue reading
- einseitige Ernährung: lang dauernder Alkoholabusus (der Energiehaushalt wird durch den Alkohol bedient), ausschließliche Ernährung mit Obst o. ä. (Eiweißmangel)
- Drogenabusus: das Hungergefühl wird reduziert,
- Steigerung des Energieverbrauchs: übermäßige körperliche Arbeit ohne adäquate Steigerung der Nahrungszufuhr oder gar bei Mangelernährung wie bei Anorexia nervosa,
- Gastroparese: Eine Magenentleerungsstörung durch Magenlähmung führt zu Mangelerscheinungen. In einer Untersuchung wurden 48.8 % mit Vitamin-D-Mnagel, 18.2 % mit Vitamin-B12-Mangel und 50.8 % mit Eisenmangel festgestellt. (3)Ann Gastroenterol. 2021 Nov-Dec;34(6):788-795. DOI: 10.20524/aog.2021.0660. Epub 2021 Sep 14. … Continue reading
- Dünndarmkrankheit: mangelnde Nahrungsutilisation (Störung von Verdauung und/oder Resorption): z. B. Sprue, Morbus Whipple, Kurzdarmsyndrom,
- Bauchspeicheldrüsenkrankheit mit unzureichender Enzymproduktion (exokrine Pankreasinsuffizienz) z. B. bei chronischer Pankreatitis,
- chronische Leberkrankheit: Leberzirrhose, stark eingeschränkte Eiweißsynthese,
- Tumorkrankheit: krankheitsbedingte Umstellung des Stoffwechsels / mangelndes Hungergefühl (Tumorerkrankung, siehe Inhaltsverzeichnis Hämatoonkologie) (siehe unter Tumorkachexie),
- Nahrungsmangel (Hunger, vorrangige Dritte-Welt-Problematik),
- Lebensende (Nahrungsverweigerung bei Wunsch zu sterben, Hungergefühl lässt nach, Stoffwechselumstellung).
Folgen
Die Folgen einer Unterernährung sind abhängig vom erreichten Untergewicht. Am ausgeprägtesten sind sie bei der Kachexie und beim Marasmus.
- Gewichtsabnahme (Körperfett, Muskelmasse, Knochenmasse); extreme Unterernährung mündet in eine Kachexie und in Marasmus,
- Einschränkung von Organfunktionen, z. B.
- Myokardiopathie mit Herzschwäche,
- Herzrhythmusstörungen,
- Schluckstörungen
- Verdauungsstörungen wegen Mangel an Verdauungssäften, Darmträgheit, Verstopfung,
- Niereninsuffizienz,
- Enzephalopathie Interesselosigkeit, Konzentrationsschwäche bis hin zu psychiatrischen Symptomen, Apathie und Bewusstlosigkeit,
- endokrine Fehlregulationen verschiedenster Art,
- Ödeme und Aszites („Hungerödeme“, Kwashiorkor)
- Adynamie, Muskelschwäche
- Anfälligkeit für Infektionen (Mangel an Immunglobulinen, Beeinträchtigung der Funktion des lymphatischen Systems)
Therapie
Die Behandlung berücksichtigt die Ursachen und Folgen. Beispiele: diätetische Maßnahmen und Substitution von Verdauungsenzymen bei einer Leberzirrhose (siehe unter Ernährung bei Lebererkrankungen), Sprue und chronischer Pankreatitis. Bei gewollter Gewichtsabnahme müssen die Folgen einer Mangelernährung mit berücksichtigt werden:
- Ausgleich an Vitaminen und Spurenelementen und die
- Vorbeugung einer Harnsteinbildung durch Anstieg von Harnsäure im Blut (durch Einschmelzen von Körpersubstanz). (Siehe Ernährung bei Adipositas.)
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Verweise
- Grundlagen der Ernährung
- Zusammensetzung der Nahrung
- Untergewicht
- Appetitlosigkeit
- Hungergefühl und Körpergewicht: Basics
- Die Verdauung und ihre Regulation: Basics
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsabnahme
Literatur