Obstruktive Defäkationsstörung

Artikel aktualisiert am 12. Dezember 2022

Obstruktive Defäkationsstörung (engl. obstructed defecation syndrome, ODS) bedeutet Schwierigkeit, trotz Pressens den Stuhl loszuwerden. Sie ist eine Sonderform einer proktogenen Obstipation, die vor allem bei älteren Menschen, insbesondere Frauen, vorkommt und mit einer Beckenbodensenkung zusammenhängt. Beim Pressen kommt es paradoxerweise zu einer Behinderung der Stuhlentleerung (Defäkation). Von ihr abzugrenzen ist eine Störung der Defäkation durch Schmerzen am Darmausgang, z. B. durch eine Fissur oder Fistelbildung. (1)Rev Esp Enferm Dig. 2021 Aug;113(8):619. DOI: 10.17235/reed.2021.7587/2020.

Stuhlgang
Proktologie


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Entstehung

Ursächlich liegt der obstruktiven Defäkationsstörung eine Lockerung des Bindegewebes und Senkung der untersten Darmanteile, insbesondere des Mastdarms, vor. Der Winkels, in dem der Druck beim Pressen auf den Darmausgang wirkt, ist ungünstig verändert. Es besteht ein Zuviel an Rektumwandung mit Ausbildung einer vorderen Rektozele. Durch das willkürliche Pressen zum Stuhlgang wird Schleimhaut des unteren Rektums gegen die innere Öffnung des Analkanals gepresst. Dort kann sich ein Druckgeschwür bildet (Ulcus recti simplex).

Einriss der Haut in Darmausgang (Analfissur), bedingt durch harten Stuhlgang. Die auftretenden Schmerzen bei der Defäkation haben zur Verstärkung der Stuhlentleerung geführt.

Eine obstruktive Defäkationsstörung kann durch Schmerzen am Darmausgang ausgelöst werden. In diesem Fall öffnet sich der Sphincter nicht vollständig oder bleibt spastisch (durch Verkrampfung) völlig geschlossen.

Symptomatik

An eine obstruktive Defäkationsstörung muss gedacht werden,

  • wenn beim Pressen zum Stuhlgang keine Stuhlentleerung zustande kommt (lange Toilettenzeiten!),
  • wenn durch Druck mit dem Finger von der Scheide her nachgeholfen wird, wenn der Damm gesenkt ist (DPS: Descending Perineum Syndrom),
  • beim Gefühl einer unvollständigen Entleerung nach Abgang von Stuhl,
  • bei häufigen Entleerungen kleiner Stuhlmengen am Tag,
  • bei Notwendigkeit einer digitalen Ausräumung des Rektums,
  • wenn zudem eine Stuhlinkontinenz vorliegt.

Diagnostik

Beweisend ist das Ergebnis einer Defäkographie, bei der eine Intussuszeption und eine Rektozele sowie der Nachweis der Einstellung eines ungünstigen Winkels des Enddarms unter der Stuhlentleerung nachweisbar sind.

Therapie

Eine moderne und elegante Methode zur Behebung des Überschusses an rektaler Darmwand ist die STARR-Operation (geklammerte transanale Rektumresektion, durchgeführt mit dem Contour Transtar-Gerät). (2)Front Surg. 2022 Feb 14;9:790287. DOI: 10.3389/fsurg.2022.790287 Eine Studie weist einen guten Langzeiterfolg über 5 Jahre nach. (3)World J Surg. 2017 Nov;41(11):2906-2911. DOI: 10.1007/s00268-017-4084-6. Auch eine laparoskopische ventrale sakrale Kolporektopexie führt zu guten Erfolgen. (4)World J Gastroenterol. 2015 Jan 28;21(4):1053-60. DOI: 10.3748/wjg.v21.i4.1053

Wichtig für den langfristigen Therapieerfolg ist anschließend die Sorge für einen geschmeidigen voluminös-geformten Stuhl. (5)World J Gastroenterol. 2015 Jan 28;21(4):1053-60. DOI: 10.3748/wjg.v21.i4.1053.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1Rev Esp Enferm Dig. 2021 Aug;113(8):619. DOI: 10.17235/reed.2021.7587/2020.
2Front Surg. 2022 Feb 14;9:790287. DOI: 10.3389/fsurg.2022.790287
3World J Surg. 2017 Nov;41(11):2906-2911. DOI: 10.1007/s00268-017-4084-6.
4World J Gastroenterol. 2015 Jan 28;21(4):1053-60. DOI: 10.3748/wjg.v21.i4.1053
5World J Gastroenterol. 2015 Jan 28;21(4):1053-60. DOI: 10.3748/wjg.v21.i4.1053.