Hypercholesterinämie bedeutet Erhöhung des Cholesterin-Spiegels im Blut. Sie gehört zu den Fettstoffwechselstörungen und ist ein bedeutender Risikofaktor für die Entstehung einer Arteriosklerose, mit ihren Komplikationen einer koronaren Herzkrankheit inkl. Herzinfarkt und eines Schlaganfalls. Von besonderer Bedeutung bezüglich dieser Komplikationen ist eine Erhöhung des LDL-Cholesterins.

Ursachen


Es gibt verschiedene Ursachen erhöhter Cholesterinwerte. Eine verminderte Aktivität der LDL-Rezeptoren und eine erhöhte Bildung von Cholesterin in der Leber gehören zu den bedeutenden Voraussetzungen, die insbesondere bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), starkem Übergewicht (Adipositas) und einer nichtalkoholischen Fettleber (NAFLD) gefunden werden. (1)Cell Metab. 2012 May 2;15(5):665-74. doi: 10.1016/j.cmet.2012.04.004.

Die an einer Hypercholesterinämie beteiligten Faktoren sind komplex; die Zusammenhänge offenbar noch nicht alle durchschaut. Zu ihnen gehören beispielsweise auch Mikro-RNA.  Sie beeinflussen die HMG-CoA-Reduktase und spielen bei der Entstehung der nichtalkoholischen Fettleberhepatitis eine Rolle. (2)Int J Mol Med. 2015 Mar;35(3):847-53. doi: 10.3892/ijmm.2015.2076. (3)Biomed Res Int. 2019 Feb 26;2019:8690592. doi: 10.1155/2019/8690592. Die Erforschung solcher Zusammenhänge soll neue Therapiemöglichkeiten eröffnen.

Therapie

Die Behandlung erhöhter Cholesterinwerte basiert auf diätetischen und medikamentösen Maßnahmen:

Eine Senkung des Cholesterinspiegels bewirkt eine deutliche Reduktion des Risikos der Komplikationen einer koronaren Herzkrankheit und eines Schlaganfalls.

Neue Entwicklungen

Erhöhung der LDL-Rezeptor-Aktivität: Als eine neue Therapieperspektive bei Hypercholesterinämie wird die PSCK9-Hemmung angesehen, die zu einer erhöhten Effektivität des LDL-Rezeptors in der Leber führt (siehe hier).

Erhöhung des Abbaus des Schlüsselenzyms für die Cholesterinbildung:

  • Statine erhöhen die Bildung von Cholesterin durch Erhöhung der Aktivität des Schlüsselenzyms HMGCoA-Reduktase. Wie die Senkung des Cholesterinwerts im Blut zustande kommt, ist daher ein Rätsel. Eine mögliche Erklärung: Der Gesamteffekt von Statinen bezüglich einer Cholesterinsenkung beruht offenbar auf einer tiefgreifenden Änderung des Stoffwechselgleichgewichts (Homöostasemechanismen). (4)J Lipid Res. 2016 Aug;57(8):1455-64. doi: 10.1194/jlr.M067488. (5)World J Diabetes. 2017 Jun 15;8(6):230-234. doi: 10.4239/wjd.v8.i6.230. Durch diese Erkenntnis wurden Untersuchungen angeregt, die unter CSE-Hemmern überschießend gebildete HMG-CoA-Reduktase rascher ihrem Abbau zuzuführen.
  • Eine der wirkungsvollen Substanzen (Cmpd81) senkt die Enzymaktivität und wirkt mit Statinen synergistisch bei der Senkung von Serum-Cholesterin, aber auch alleine! (6)Nat Commun. 2018 Dec 3;9(1):5138. doi: 10.1038/s41467-018-07590-3. 
  • Die Substanz SR-12813 fördert den HMG-CoA-Reduktase-Abbau und wirkt der Statin-induzierten Hochregulierung der HMG-CoA-Reduktase entgegen. Der Effekt beinhaltet eine verstärkte die Antikrebswirkung, wie es für Atorvastatin nachgewiesen wurde. (7)Biochem Biophys Res Commun. 2023 Oct 15;677:13-19. doi: 10.1016/j.bbrc.2023.07.056
  • Eine Statin-Dipyridamol-Kombination war gegen Melanomzelllinien wirksam. Dipyridamol wurde zugesetzt, weil es die Hochregulierung der HMG-CoA-Reduktase durch Statine hemmt. (8)Biomedicines. 2024 Mar 21;12(3):698. doi: 10.3390/biomedicines12030698

Erhöhung der Cholesterinausscheidung: Ein neues Prinzip, den Cholesterinspiegel zu senken, besteht in einem Angriff auf einen leberspezifischen Rezeptor von Asialoglykoproteinen (Asialoglycoproteinrezeptor 1, ASGR1). Denn es wurde beobachtet, dass Menschen mit einem genetischen Mangel an ASGR1 niedrige Fettwerte im Blut aufweisen. Nun wurde nachgewiesen, dass neu entwickelte Antikörper gegen dieses leberspezifische Eiweiß ebenfalls erhöhte Blutfette senken – und zwar durch Hemmung der Fettneubildung und Erhöhung der Cholesterinausscheidung mit der Galle. (9)Nature. 2022 Aug 3. DOI: 10.1038/s41586-022-05006-3

Verweise

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