Stammzelltransplantation bedeutet Übertragung von Stammzellen eines Spenders in einen Empfänger zur Förderung der Heilung von defekten oder kranken Geweben oder Organen oder zur Immunmodulation.

Differenzierungsgrad der Stammzellen


Prinzipiell können Stammzellen verschiedener Differenzierung verwendet werden, so

  • embryonale Stammzellen: sie werden in der Forschung aus Embryonen gewonnen (überzählige Embryonen nach in-vitro-Fertlilisation oder abgetriebene Embryonen), bis zu einem 8-Zell-Stadium besitzen sie Totipotenz, d. h. aus ihnen kann ein kompletter Organismus entstehen,
  • pluripotente embryonale Stammzellen: ab dem 4. Reifungstag (Blastozyten-Stadium) werden die Zellen zunehmend eingeschränkter in ihrer weiteren Differenzierungsfähigkeit.
  • fetale Stammzellen (primordiale Keimzellen) sind Vorläufer der Keimzellen und entsprechen den pluripotenten embryonalen Stammzellen,
  • Stammzellen aus Nabelschnurblut: sie sind pluripotenter als adulte Stammzellen; sie entsprechen mesenchymalen Stammzellen und eignen sich möglicherweise für klinische Anwendungen,
  • adulte Stammzellen: sie entstammen nachgeburtlichen Individuen (Kindern, Erwachsenen) und haben ein beschränktes Differenzierungspotenzial.

Ethische Gründe verbieten den klinischen Einsatz von Stammzellen embryonaler und fetaler Herkunft, wohingegen die Verwendung adulter Stammzellen nicht problematisch ist.

Herkunft der Stammzellen

Die Herkunft der Stammzellen kann vom Empfänger oder von einer anderen Person  sein:

  • Autologe Stammzelltransplantation (Auto-SCT; auto = selbst): Stammzellen stammen von derselben Person.
  • Allogene Stammzelltransplantation (Allotransplantation; Allo-SCT; allo = anders): Stammzellen stammen von anderer Person (siehe hier).

Mögliche Indikationen einer Stammzelltransplantation

Beispiele sind Stammzelltransplantationen

  • zur Regeneration blutbildender und immunkompetenter Zellen des Knochenmarks, z. B.
    • beim multiplen Myelom (1)Biol Blood Marrow Transplant. 2015 Jul;21(7):1155-66 ,
    • beim Non-Hodgkin-Lymphom (2)Kuruvilla J. Blood. 2016 Mar 17. pii: blood-2015-11-624320.,
    • bei der chronischen myeloischen Leukämie (3)Biol Blood Marrow Transplant. 2016 Mar 16. pii: S1083-8791(16)00161-0. doi: … Continue reading,
  • zur Unterstützung von Organtransplantationen (z. B. Niere, Leber) und zur Behandlung akuter Graft-versus-Host-Reaktionen durch immunmodulatorische Eigenschaften mesenchymaler Stammzellen (MSC) (4)Hepatol Int. 2014 Apr;8(2):179-84 (5)Curr Opin Organ Transplant. 2013 Feb;18(1):51-8 (6)Curr Opin Organ Transplant. 2015 Feb;20(1):79-85 (7)Stem Cells Int. 2016;2016:3585362. doi: 10.1155/2016/3585362,
  • zur Regeneration von Organen (experimentelle Ergebnisse)

    • des Herzens nach einem Herzinfarkt (8)Regen Med. 2015 Nov;10(8):1025-43 (9)Exp Biol Med (Maywood). 2015 May;240(5):549-56 ,
    • des Gehirns und Nervensystems (laut experimenteller Ergebisse z. B. nach einem Schlaganfall und traumatischer Schädigung (10)PLoS One. 2015 Jun 18;10(6):e0129881. doi: 10.1371/journal.pone.0129881 (11)Int J Mol Med. 2016 Mar 17. doi: 10.3892/ijmm.2016.2532. (12)Neural Regen Res. 2016 Jan;11(1):107-13 ,
    • der Leber: z. B. Verbesserung der portalen Hypertension bei Leberzirrhose durch periphere Blutstammzellen (13)Hepat Mon. 2015 Dec 20;15(12):e32498. doi: 10.5812/hepatmon.32498. (14)Nicolas CT et al. Curr Opin Gastroenterol. 2016 Mar 5. [Epub ahead of print].

Risiken einer Stammzelltransplantation

Risiken bestehen in der bei einer Transplantation erforderlichen Immunsuppression und der dadurch möglichen Reaktivierung opportunistischer Infektionen. Nach einer Stammzelltransplantation sind speziell lebensbedrohliche Infektionen gefürchtet, so beispielsweise:

  • die CMV-Infektion (15)J Res Pharm Pract. 2016 Jan-Mar;5(1):63-9,
  • die EBV-Infektion (16)Leuk Lymphoma. 2016 Feb 15:1-4.,
  • Pilzinfektionen (17)Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2016 Jan;20(2):381-90 und
  • die (vor allem in Dritte-Welt-Ländern zu gewärtigende) Tuberkulose (18)Int J Infect Dis. 2010 Sep;14 Suppl 3:e187-91 (19)Front Oncol. 2014 Aug 26;4:231. doi: 10.3389/fonc.2014.00231.

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Verweise

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