Die C3-Glomerulopathie ist eine Nierenkrankheit, bei der Komplementfaktoren in der Niere zu einer Erkrankung mit Proteinurie und Niereninsuffizienz führen.


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Definition


Die C3-Glomerulopathie ist eine neue Gruppe von Nierenkrankheiten, bei der typischerweise Ablagerungen des Komplementfaktors C3 in den Glomerula, dort im Mesangium und an den glomerulären Basalmembranen (siehe Die Niere (1)Contrib Nephrol. 2013;181:185-93 ohne wesentliche Beteiligung von Immunglobulinen gefunden werden. Damit handelt es sich nicht um eine klassische Immunkomplexkrankheit.

Untertypen

Es werden nach histologischen und elektronenmikroskopischen Kriterien 2 Untertypen unterschieden (2)Kidney Int. 2013 Dec;84(6):1079-89 (3)Clin J Am Soc Nephrol. 2014 Jan;9(1):46-53:

Ursache

Die Ätiopathogenese ist weitgehend unbekannt. Bei der familiären C3-Glomerulonephritis wird als genetische Grundlage häufig eine Mutation im CFHR-Gen gefunden, die sich in einem Mangel an funktionsfähigem Komplementfaktor H (siehe hier) auswirkt (4)Lancet. 2010 Sep 4; 376(9743):794-801 (5)Kidney Int. 2012 Aug;82(4):454-64.

Auch andere Ursachen einer Überaktivierung des „alternativen Wegs“ der Aktivierung der Komplementkaskade werden gefunden, so z. B. Antikörper gegen die C3-Konvertase (C3Nef) (6)Pediatr Nephrol. 2015 Nov;30(11):1951-9.

In einigen Fällen wurde eine Streptokokken-Infektion als Auslöser einer C3-Glomerulopathie wahrscheinlich gemacht (7)Eur J Pediatr. 2014 Jun;173(6):767-72.

Pathologie

Die Zugehörigkeit einer Nierenkrankheit zu einer C3-Glomerulopathie wird in der Routinediagnostik gesichert durch Immunfluoreszenzmikroskopie mit Antikörpern gegen den Komplementfaktor C3c bei weitgehender Abwesenheit von Immunglobulinablagerungen. Die Ablagerungen kommen zustande durch inadäquater Aktivierung des alternativen Aktivierungswegs der Komplementkaskade (siehe hier).

Die Histomorphologie ist nicht einheitlich. Das Spektrum umfasst mesangial proliferative, membranoproliferative, and endocapillär proliferative Veränderungen der Glomerula. Unter den membranoproliferativen Glomerulonephritiden (MPGN) finden sich häufig C3-Glomerulopathien.

Elektronenmikroskopisch sind in einigen Fällen elektronendichte osmiophile Ablagerungen an Basalmembranen der Glomerula erkennbar, die zum Begriff „dense deposit disease“ geführt haben (8)Kidney Int. 2013 Dec;84(6):1079-89. Alle C3-Glomerulopathien, die keine elektronendichten Ablagerungen aufweisen, werden unter dem egriff C3-Glomerulonephritis subsummiert.

Diagnostik

Eine Proteinurie deutet auf eine glomeruläre Schädigung der Nieren. Eine Nierenbiopsie ist erforderlich für eine histologische und elektronenmikroskopische Diagnostik. Der Nachweis von C3-Ablagerungen in den Glomerula ohne wesentliche Beteiligung von Immunglobulinen führt zur Einordnung der Nierenkrankheit als C3-Glomerulopathie.

Verlauf

Die C3-Glomerulopathie ist progredient und führt zur Niereninsuffizienz und Dialysepflichtigkeit im Spätstadium.

Therapie

Bisherige Therapieversuche mit Kortikosteroiden, Cyclophosphamid, Rituximab und anderen immunsuppressiven und immunmodulierenden Substanzen sind nicht überzeugend verlaufen. Auch die Plasmapherese, die in Einzelfällen zu einer Besserung geführt hatte, konnte in anderen Fällen nicht überzeugen (9)Kidney Int. 2013 Dec;84(6):1079-89.

Eculizumab: Eculizumab ist ein gegen C3 gerichteter Antikörper, der in der Lage ist, die Symptome (wie die Proteinurie und den Anstieg der Nierenwerte) zu bessern, offenbar (in den genetisch bedingten Fällen) aber nicht, die Erkrankung zu heilen (10)N Engl J Med. 2012 Mar 22;366(12):1163-5 (11)Clin Kidney J. 2015 Aug;8(4):445-8.

Eine Nierentransplantation bessert zwar die Niereninsuffizienz und befreit akut von der Dialyse, aber das Risiko eines Wiederauftretens der Nierenkrankheit ist hoch. Ob bei einer C3-Glomerulopathie auf dem Boden einer Faktor-H-Defizienz eine kombinierte Leber-Nieren-Transplantation ähnlich wie bei dem Komplement-bedingten hämolytisch-urämischen Syndrom zu einer Heilung führen kann (12)J Am Soc Nephrol. 2009 May;20(5):940-9, steht noch in Frage. Die Lebertransplantation würde den Faktor-H-Mangel „heilen“, und die Nierentransplantation die Niereninsuffizienz.

Multimodale Therapie: In Fällen, in denen eine Mutation von Komplementfaktoren ausgeschlossen werden konnte und Antikörper gegen die C3-Konvertase (als C3Nef bezeichnet) der C3-Glomerulopathie vorlagen, konnte durch eine multimodale Therapie mit Plasma, Kortikosteroiden und Mykophenolat Mofedil eine Besserung bzw. Normalisierung erzielt werden (13)Pediatr Nephrol. 2015 Nov;30(11):1951-9.

 

Verweise

Literatur[+]