Kurzinfos zu urologischen Krankheiten

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Die Kurzinfos zu urologischen Krankheiten sollen eine rasche Orientierung erlauben.

Akute Epididymitis

Nebenhodenentzündung, entwickelt sich über Tage, sehr schmerzhaft, Ausstrahlung nach inguinal entlang des Funiculus. Fieber bis 40 Grad. Oft deszendierende Entzündung durch einen Harnwegsinfekt oder Prostatitis.

Prehn-Zeichen (nicht-beweisend): Bei Anheben des betroffenen Hodens nimmt der Schmerz bei Epididymitis ab, bei Hodentorsion zu.

Therapie: Bettruhe, kühle Umschläge, Hoden-Hochlagerung, Antibiotika, Antiphlogistika, evtl. Lokalanästhetika

Orchitis

Hodenentzündung. hohes Fieber. Kein pathologischer Urinbefund. Häufig im Rahmen einer Mumps-Orchitits. DD: Hodenkarzinom. Mehr dazu siehe hier.

Interstitielle Zystitis

Nicht-infektiöse Entzündung der Blase; diskutiert werden Autoimmungeschehen. Betrifft v.a. Frauen zw. 30 – 50 Jahren.

Mastzellinfiltration der Blasenwand, spätere Fibrosierung mit resultierender Verminderung der Blasenkapazität.

Symptome: Pollakisurie, Nykturie, sensorische Urge-Symptomatik, zytoskopisch evtl. petechiale Blutungen

Hydrozele testis

Ansammlung seröser Flüssigkeit im Processus vaginalis, die eine Hodenschwellung verursacht. Lageabhängig. Häufig angeboren. Diaphanoskopie (Durchleuchtung des Hodens mit einer Lichtquelle) zeigt homogene Transparenz (Unterschied zum Hodenkarzinom.

Ureterozele

Einstülpung des Ureterendes in die Harnblase, meist mit Verengung des Ostiums und daraus resultierendem Reflux. Röntgenologisch: Schlangenkopfphänomen.

Urogenitaltuberkulose

Tuberkulose-Primärherd in der Lunge kann hämatogen in den Urogenitaltrakt streuen (z.B. Niere, Blase, Prostata). Latenz > 25 Jahre möglich.

Diagnostik: subfebrile Temperaturen, Dysurie, Pollakisurie, Urinbefund: sterile Leukozyturie.

Priapismus

schmerzhafte Dauerreflexion des Corpus cavernosum penis. Idiopathisch oder symptomatisch (z.B. bei Sichelzellanämie, Leukämien, SKAT).

Folge: Thrombosierung des Schwellkörpers.

Therapie: operativer Shunt zwischen Corpus cavernosum und spongiosum.

Phimose

Verengung der Vorhaut, die sich nicht über die Glans penis schieben lässt.

Therapie: Zirkumzision

Paraphimose

zirkuläre Einengung im Bereich des Sulcus coronarius penis bei reponierter Vorhaut. Es kommt zur Gefäßabschnürung, zum Ödem bis zur Nekrose.

Therapie: Zirkumzision

Hodentorsion

Verdrehung eines Hodens um seine Längsachse mit Strangulation des Funiculus spermaticus durch Kremasterzug. v.a. bei Kindern.

Ätiologie: zu weit angelegte Tunica vaginalis, langes Mesorchium.

Symptome: plötzliches Auftreten sehr starker genitaler Schmerzen, Übelkeit, Hodenhochstand, Anschwellung des Skrotums (DD: inkarzerierte Hernie). nach 6h irreversible Schädigung (Hodeninfarkt).

Prehn-Zeichen (nicht-beweisend): Bei Anheben des betroffenen Hodens nimmt der Schmerz bei Epididymitis ab, bei Hodentorsion zu.

Therapie: sofortige OP, Retorquierung

Varikozele

Pathologische, meist schmerzfreie Stauung des Plexus pampiniformis, der das venöse Blut vom Hoden ableitet. Ca. 20% der erwachsenen Männer sind betroffen.

Ätiologie: meist linksseitig wegen orthogonaler Einmündung der V. testicularis in die linke V. renalis → Rückstau, oft auch insuffiziente Venenklappen.

Differentialdiagnose: Nierentumor, v.a. bei linksseitiger Varikozele

Hypospadie

Entwicklungshemmung der Harnröhrenbildung mit Fehlmündung der Urethra auf der ventralen Seite des Penis

Ureter fissus

Doppelt angelegter Ureter auf einer Seite. Vereinigung Y-förmig noch vor Einmündung in die Blase. Bei Peristaltikstörungen urereroureteraler Reflux (Jojo-Phänomen)

Ureter duplex

Doppelt angelegter Ureter auf einer Seite. Beide sind aber nicht verbunden, münden also in jeweils einem eigenen Ostium in die Blase. Der im unteren Nierenbecken entspringende Ureter mündet in der Blase oberhalb des anderen (Meyer-Weigert-Regel). Häufig gestörte Refluxmechanismen, daher vesikoureteraler Urinreflux.

Epispadie / Hypospadie

Angeborene Fehlbildung der distalen Harnröhre durch unzureichenden Verschluß der Urethralfalten. Ca. 0,5% der Neugeborenen sind davon betroffen.

Der Meatus urethrae externus befindet sich nicht an der Glans-Spitze, sondern auf der Ventralseite (Hypospadie) oder Dorsalseite (Epispadie) des Penis oder auch weiter Richtung Skrotum/Damm. Damit geht häufig eine erektile Dysfunktion aufgrund einer Penisverkrümmung einher.

Therapie: Operative Harnröhrenplastik und Korrektur der Verkrümmung.

Hintere Urethralklappe

Klappe in der Harnröhre zwischen Pars prostatica und Pars membranacea als embryologisches Überbleibsel der Kloakenmembran. Nur bei Knaben.

Symptome: Erweiterung der proximalen Harnwege, vesikorenaler Reflux, rezidivierende Harnwegsinfekte bis zur Urosepsis, Gedeihstörungen, abgeschwächter Harnstrahl und Enuresis (Bettnässen) bei Schulkindern. Kann bereits intrauterin zu Hydronephrosen führen.

Prostatitis

Prostatitis bedeutet Entzündung der Vorsteherdrüse. Sie kann akut verlaufen und infektiös bedingt sein oder chronisch verlaufen. Schlüssel zur Diagnose ist eine Diagnostik möglicher Erreger. Gesucht wird vor allem nach Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorrheae sowie häufig vorkommenden Darmkeimen, wie pathogenen E. coli. Eine chronische nichtbakterielle Prostatitis (CNP) wird über die Prostata-Darm-Achse erklärt. (1)Front Physiol. 2022 Jan 11;12:753034. doi: 10.3389/fphys.2021.753034 Die Darmflora kann eine Autoimmunprostatitis fördern. (2)Front Immunol. 2022 Jul 4;13:915218. doi: 10.3389/fimmu.2022.915218

Beckenbodenschmerzen

Schmerzen im Beckenboden sind häufig durch eine diffuse Entzündung bedingt. Es handelt sich dabei oft um eine „entzündliche Beckenerkrankung” (pelvic inflammatory disease, PID) und ist eine Infektion des oberen Genitaltrakts. Eine chronische Verlaufsform ist verdächtig auf autoimmunologische Beckenbodenentzündung. (3)Arch Immunol Ther Exp (Warsz). 2021 Sep 14;69(1):24. doi: 10.1007/s00005-021-00628-3

Bei sexuell aktiven jungen Frauen wird sie häufig durch Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorrhoeae, aber auch durch andere Krankheitserreger hervorgerufen. Sie kann meistens ambulant mit einer einzelnen intramuskulären Injektion eines Cephalosporins, gefolgt von oralem Doxycyclin über 14 Tage, behandelt werden. (4)Am Fam Physician. 2019 Sep 15;100(6):357-364

Beim Mann ist eine chronische Prostatitis häufig Ursache eines chronischen Beckenschmerzsyndroms (chronic pelvic pain syndrome, CPPS). Die Behandlung ist individuell oft problematisch und multimodal. (5)BJU Int. 2015;116:509–525 Neue Therapieformen, die eine immunologisch unterhaltene, nicht bakterielle Prostatitis zum Ziel hat, werden entwickelt. (6)J Nanobiotechnology. 2024 Jan 18;22(1):33. DOI: 10.1186/s12951-023-02282-7

Akupunktur (zusätzlich zur Basisbehandlung) wirkt antientzündlich und kann helfen, die Schmerzen im Beckenboden zu lindern. (7)PLoS One. 2024 Jan 31;19(1):e0292166. doi: 10.1371/journal.pone.0292166 (8)Int Urol Nephrol. 2019 Dec;51(12):2093-2106 (9)Healthcare (Basel). 2023 Mar 11;11(6):830. doi: 10.3390/healthcare11060830

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Verweise

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