Romosozumab

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Romosozumab ist ein monoklonaler Antikörper gegen Sclerostin, der zur Therapie der Osteoporose entworfen wurde.

Grundlage

Der Knochen ist nicht statisch; er unterliegt vielmehr einem ständigen „Remodeling“, indem einerseits Osteoklasten (Knochen abbauende Zellen) Substanz ab- und andereseits Osteoblasten (Knochen bildende Zellen) Substanz anbauen. Osteozyten (Knochenzellen) üben die Funktion von Mechanosensoren aus und greifen über Signalmoleküle regulierend in den Knochenumbau ein. Sclerostin ist solch ein Signalmolekül: Es hemmt die Osteoblastentätigkeit und damit die Knochenbildung.

Um die Knochenbildung zu fördern, ist es sinnvoll, eine erhöhte Hemmung der Knochenbildung zu unterdrücken. Um dies zu bewirken, wurden Antikörper gegen Sclerostin entwickelt.

Wirkung und Nebenwirkungen von Romosozumab

Der Antikörper Romosozumab verhindert die hemmende Wirkung Sclerostin auf die Osteoblasten und fördert damit den Knochenaufbau. Dies ermöglicht einen neuen Therapieansatz zur Behandlung von Krankheiten, die mit einem Knochenabbau einhergehen, wie beispielsweise der Osteoporose.

  • Präklinische Studien zeigten eine vermehrte Knochenbildung und Knochendichte nach Behandlung mit Romosozumab.
  • Osteoporose:
    • Eine klinische Studie an postmenopausalen Frauen mit verminderter Knochendichte zeigten einen signifikanten positiven Effekt. In einer Phase-2-Studie erhöhte eine monatliche Dosis von 210 mg die allgemeine Knochendichte nach 12 Monaten um 11,3 % (Lumbalwirbel), verglichen mit einer Erhöhung durch Alendronat um 4,1 % und einer Abnahme unter Placebo um 0,1 %. Es wurden außer milden lokalen Nebenwirkungen an der Injektionsstelle keine Nebenwirkungen gefunden, die sich von denen der Kontrollgruppen abhoben. (1)N Engl J Med 2014; 370:412-420 Romosozumab scheint eine wirkungsvolle Therapieoption zu Behandlung der Osteoporose darzustellen.
    • Eine klinische Studie an postmenopausalen Frauen und an Männern mit geringer Knochendichte über 3 Monate zeigte einen Anstieg der Knochendichte in Lumbalwirbeln um 4 – 7 %. Bei zwei der insgesamt 48 Probanden entwickelten sich neutralisierende Antikörper. Wesentliche Nebenwirkungen traten nicht auf. (2)J Clin Pharmacol. 2013 Nov 23. doi: 10.1002/jcph.239.
    • Romosozumab führte bei postmenopausalen Frauen mit Osteoporose laut einer Phase-2-Studie zu einer vermehrten Knochenbildung und -festigung, zu einem Anstieg der Knochendichte geführt hat. (3)N Engl J Med 2014; 370:412-420
    • Bei Frauen mit Osteoporose und hohem Frakturrisiko führte eine 12-monatige Behandlung mit Romosozumab, gefolgt von Alendronat, zu deutlich geringeren Frakturereignissen als Alendronat allein. (4)N Engl J Med. 2017 Oct 12;377(15):1417-1427. doi: 10.1056/NEJMoa1708322
  • Multiples Myelom: Das Multiple Myelom geht mit einer verringerten Knochendichte einher. Romosozumab wird als eine neue, wirkungsvolle Therapieoption angesehen. (5)Expert Rev Hematol. 2014 Feb;7(1):113-25

Die Knochen-stabilisierende und Fraktur-vorbeugende Wirkung von Romosozumab wird als bemerkenswert angesehen. Allerdings scheint ein fraglich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse damit verbunden zu sein. (6)Osteoporos Sarcopenia. 2021 Sep;7(3):89-91. doi: 10.1016/j.afos.2021.09.002 (7)J Clin Endocrinol Metab. 2021 Jun 16;106(7):1845-1853. doi: 10.1210/clinem/dgab193.

Dennoch wird Romosozumab als ideales Medikament angesehen:

  • bei nicht frakturierten Frauen nach der Menopause mit sehr hohem Frakturrisiko,
  • bei Patienten mit kürzlich erfolgter Hüftfraktur, bei Patienten, die nicht auf Bisphosphonate ansprechen, und
  • bei Patienten mit Kurzzeittherapie Denosumab-Therapie.

Romosozumab ist als (EVENITY™) zur Behandlung der Osteoporose bei Patienten mit hohem Frakturrisiko weltweit zugelassen. (8)Drugs. 2019 Mar;79(4):471-476. doi: 10.1007/s40265-019-01072-6.

Alternative / Ergänzung

Anders als über einen förderlichen Einfluss auf die Osteoblastentätigkeit lässt sich durch Hemmung der Osteoklastentätigkeit eine Stabilisierung der Knochenstruktur bei frakturgefährdenden Knochenabbauprozessen erreichen.

Osteoklastenhemmung: Denosumab, ein monoklonaler Antikörper, und Jatrorrhizin, ein Derivat des Berberins, zielen auf die Hemmung von RANKL, was zu einer Hemmung der Osteoklastenaktivität führt. Auch diese Option führt zu einer Knochenstabbilisierung. Allerdings erfolgt nach Absetzen von Denosumab offenbar eine so gravierende Umgestaltung der Knochenstruktur, dass ein erhöhtes Risiko von Wirbelbrüchen eintritt. Dieses kann, so wird gehofft, durch sequenziellen Einsatz von Romosozumab aufgefangen werden. (Dazu siehe hier.)

Verweise

 

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