Renale Anämie

Artikel aktualisiert am 15. Mai 2019

Die renale Anämie ist eine Blutarmut, die am häufigsten bei chronischen Nierenkrankheiten auftritt und die Lebensqualität von Dialysepatienten erheblich einschränkt. Heute lässt sie sich durch Erythropoetin bzw. ESA relativ gut beherrschen.


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Entstehung

Ursache einer renalen Anämie ist ein Mangel an Erythropoetin, einem Hormon, das die Bildung von Erythrozyten im Knochenmark stimuliert. Als renal wird die Anämie angesehen, wenn der Erythropoetin-Spiegel unter dem Gesunder liegt. Damit wird die renale Anämie als unabhängig von der Nierenfunktion, gemessen an der  glomerulären Filtrationsrate, angesehen und als endokrine Erkrankung definiert. (1)Ther Apher Dial. 2010 Jun;14(3):240-75 „Renal“ bedeutet nicht, dass die Anämie eine Niereninsuffizienz zur Voraussetzung hat, sondern nur dass das (ausschließlich in den Nieren gebildete) Erythropoetin mangelt. Im klinischen Alltag kommen jedoch beide Phänomene häufig zusammen vor.

Diagnostik

Vielfach wird die Grenze, unter der eine Anämie bei einer Nierenkrankheit diagnostiziert wird, für Männer bei einem Hb-Wert von 13,5 g/dl und für Frauen bei 11,5 g/dl gesetzt. Zur Diagnosestellung einer renalen Anämie gehört zudem der Nachweis eines Erythropoetinmangels hinzu. Damit wird die Diagnose auch bei Patienten gestellt, die noch keine höhergradige Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate aufweisen.

Therapie

ESA: Die Therapie der renalen Anämie erfolgt heute mit Erythropoetin-Abkömmlingen, den Erythropoese-stimulierenden Agentien (ESA), wie Epoetin alfa, Epoetin beta und Darbepoetin alfa. Sie haben die früher in Abständen immer wieder erforderlichen Bluttransfusionen weitgehend ersetzt. Epoetin-alpha (EPO) hat eine kürzere Wirkzeit als Darpoetin-alpha und muss häufiger verabreicht werden. (2)Clin Ther. 2007 Sep;29(9):2010-21 Der Beginn einer Therapie mit Erythropoetinen sollte abhängig von Anämie-Symptomen bei Hämoglobinwerten zwischen 9-11 g/dl erfolgen; bei Anämie-bedingter Angina pectoris beispielsweise wird man sich i.d.R. zu einer etwas früheren Anhebung des Hb-Werts entschließen.

Zusatzmaßnahmen: Zusätzlich zu ESA ist meist eine Eisensubstitution erforderlich. In einer japanischen Arbeit werden Werte für Ferritin von <100 ng/ml und eine Transferrinsättigung von <20% als Indikation für eine Eisensubstitution angegeben. (3)Ther Apher Dial. 2010 Jun;14(3):240-75

Zudem wird empfohlen, chronisch-entzündliche Prozesse im Körper zu diagnostizieren und zu behandeln. Auch wird auf die Notwendigkeit einer suffizienten Dialyse bei hochgradiger Niereninsuffizienz hingewiesen. (4)Ther Apher Dial. 2010 Jun;14(3):240-75

Bei insuffizientem Hb-Anstieg unter Erythropoetin-Therapie werden meist Bluttransfusionen erforderlich.

Behandlungsziele: Ziel der Behandlung ist der Anstieg des Hämoglobin auf Werte bis zu 12 g/dl; höhere Werte erhöhen das kardiale Risiko. (5)Mayo Clin Proc. 2007 Nov;82(11):1371-80 Die Behandlung der renalen Anämie mit ESA ist mit einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität verbunden.


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Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 Ther Apher Dial. 2010 Jun;14(3):240-75
2 Clin Ther. 2007 Sep;29(9):2010-21
3 Ther Apher Dial. 2010 Jun;14(3):240-75
4 Ther Apher Dial. 2010 Jun;14(3):240-75
5 Mayo Clin Proc. 2007 Nov;82(11):1371-80