Endokarditis-Prophylaxe

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Endokarditis-Prophylaxe heißt Vorbeugung einer Entzündung der Herzinnenhaut (Endokard), speziell von Herzklappen durch bakterielle Absiedlung in der Folge eines diagnostischen oder therapeutischen Eingriffs.

Keime

Die häufigsten Endokarditis-Keime sind Staphylokokken, insbesondere der Mundkeim Streptokokkus viridans. (1)Cardiovasc Diagn Ther. 2021 Dec;11(6):1403-1415. DOI: 10.21037/cdt-20-908. PMID: 35070809; PMCID: … Continue reading. In der Zahnmedizin ist die Endokarditisprophylaxe daher ein besonderes Thema. Dies ist auch bei koloskopisch interventionellen Eingriffen der Fall. Dabei sind es vor allem Enterococcus fecalis-Keime, die sich an Herzklappen ansiedeln. (2)ACG Case Rep J. 2019 Mar 28;6(3):1-3. DOI: 10.14309/crj.0000000000000020. PMID: 31620496; PMCID: … Continue reading

Bedeutung

Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Endokarditis besteht bei

  • künstlicher Herzklappen (Klappenprothese),
  • kongenitaler rheumatischer Herzerkrankung,
  • vorausgegangener Endokarditis,
  • angeborenen Herzklappenfehlern,
  • idiopathischer hypertropher Subaortenstenose (IHSS),
  • Mitralklappenprolaps mit holosystolischem Geräusch.

Früher galt die Forderung nach einer allgemeinen Endokarditisprophylaxe bei Patienten mit Herzklappenfehlern, die einem endoskopischen, genitourethralen oder dentalen Eingriff unterzogen werden sollten. Eine Reevaluation des Risikos nach Lage der Literatur ergab, dass nur eine extrem kleine Gruppe von einer Antibiotikaprophylaxe profitieren würde. Vor einem endoskopischen oder genitourethralen Eingriff muss sie daher nicht empfohlen werden und bei dentalen Eingriffen nur bei einem besonders hohen Endokarditisrisiko. (3)Circulation. 2007 Oct 9;116(15):1736-54

Die Hauptprobleme eine Antibiotikaprophylaxe einer Endokarditis bestehen in

  • dem Risiko einer Nebenwirkung oder von Komplikationen,
  • dem ungeklärten Kosten-Nutzen-Effekt bei fehlenden doppelblinden Studien und
  • der Zunahme einer Antibiotika-Resistenz.

Klinische Praxis

Die European Society of Cardiology (ESC) betont in ihren Leitlinien (4)Eur Heart J. 2009 Oct;30(19):2369-413, dass die infektiöse Endokarditis sehr dramatisch verläuft und in etwa 50 % zum Tode führt. Sie plädierte für eine Prophylaxe bei Gefährdeten.

In einer Zusammenstellung von Studien wurde festgestellt, dass das Risiko einer einmaligen Amoxicillin-Applikation im Gegensatz zu der anderer Antibiotika äußerst gering ist: (5)J Antimicrob Chemother. 2015 Aug;70(8):2382-8. DOI: 10.1093/jac/dkv115. Epub 2015 Apr 29. PMID: … Continue reading

Amoxicillin

Amoxicillin ist wirkungsvoll und extrem nebenwirkungsarm (6)J Antimicrob Chemother. 2015 Aug;70(8):2382-8. doi: 10.1093/jac/dkv115: keine tödlichen Reaktionen pro Millionen Verschreibungen und nur wenige nicht tödliche Reaktionen pro Millionen Verschreibungen auftraten. In der Erhebung schnitt Clindamycin vergleichsweise schlechter ab: 13 tödliche pro Million Verordnungen und 149 nicht tödliche Reaktionen/Million Verordnungen. Die meisten Nebenwirkungen von Clindamycin waren Infektionen mit Clostridium difficile.

Eine Studie wies nach, dass eine Amoxicillin-Prophylaxe kosteneffektiv ist (7)Circulation. 2016 Nov 15;134(20):1568-1578. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.116.022047. PMID: … Continue reading, sodass sie bei Endokarditis-trächtigen Eingriffen und gefährdeten Patientengruppen empfohlen werden kann. Dem enstpricht die gängige Praxis. (8)Curr Infect Dis Rep. 2017 Feb;19(2):9. DOI: 10.1007/s11908-017-0564-y. PMID: 28233191; PMCID: … Continue reading (9)J Dent Res. 2019 Sep;98(10):1081-1087. DOI: 10.1177/0022034519863645. Epub 2019 Jul 17. PMID: … Continue reading


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Verweise

Literatur[+]