Medikamentenstoffwechsel
Die Wirkung von Medikamenten hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise von ihrer Resorption im Darm (oder über die Haut oder Schleimhäute), ihrem Transport an den Wirkort, ihrer Affinität zu Rezeptoren und Enzymen, ihrem Stoffwechsel (Biotransformation) und ihrer Ausscheidung. Das zentrale Organ für den Medikamentenstoffwechsel ist die Leber mit ihrem Cytochrom P450-System. Die Kenntnis der Substrate einzelner Cytochrom P450-Enzyme ist von Bedeutung zum Verständnis möglicher Wechselwirkungen.
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Inhaltsverzeichnis
Das Cytochrom P450-System
Cytochrom P450 ist ein System mitochondrialer Enzyme in der Leber, das bei Entgiftungsfunktionen des Körpers eine zentrale Rolle spielt. Es bestimmt in vielen Fällen die Wirksamkeit von Medikamenten.
Genetischer Polymorphismus
Viele Cytochrome, die für den Medikamentenstoffwechsel wichtig sind, entfalten eine große genetische Variabilität. Manche Mutationen führen zu stärker aktiven, manche zu schwächer aktiven, manche zu funktionslosen Varianten. Offenbar birgt eine verminderte CYP2D6-Aktivität ein erhöhten Risiko für kardiotoxische Wirkung von trizyklischen Antidepressiva und für Rhythmusstörungen bei der Behandlung mit Antiarrhythmika.
Cytochrome und Arzneimittelstoffwechsel
Unter den Cytochromen gibt es einige, die eine besondere Bedeutung für den Metabolismus der Arzneimittel besitzen:
CYP1A2
Cytochrom P450 1A2 ist beteiligt am Metabolismus folgender Medikamente: Amitryptilin, Phenacetin, Paracetamol, Koffein, Theophyllin, Imipramin, Clocapin, Haloperidol, Propranolol
CYP2B6
Cyclophosphamid, Clopidogrel
CYP3A4
Cytochrom P450 3A4 ist beteiligt am Metabolismus folgender Medikamente: Carbamacepin, Rifampicin, Erythromycin, Claritromycin, Ketoconazol, Itraconazol, Midazolam, Verapamil, Diltiazem, Amlodipin, Nifedepin, Cortisol, Cyclosporin A, Tacrolimus, HIV-antivirale Substanzen, Atorvastatin, Fentanyl, Inrinotecan, Vincristin, Lidocain, Nateglinide, Cyclophosphamid, Erythromycin
CYP2C8
Verapamil, Paclitaxel
CYP2C9
Cytochrom P450 2C9 ist beteiligt am Metabolismus folgender Medikamente: Tolbutamid, Glimepirid, Glibenclamid, Nateglinid, Rosiglitazon, Phenytoin, Diclofenac, Ibuprofen, Indometacin, Celecoxib, Cumarinderivate, Warfarin, Torasemid, Sulfamethoxazol, Fluvastatin, Tamoxifen, Lorsatan, Irbesartan
CYP2C19
Cytochrom P450 2C19 ist beteiligt am Metabolismus folgender Medikamente: Amitryptilin, Phenobarbital, Phenytoin, Omeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol, Rabeprazol, Cyclophosphamid, Imipramin, Citalopram, Diazepam, Propranolol, Diazepam, Proguanil
CYP2D6
Cytochrom P450 2D6 ist beteiligt am Metabolismus folgender Medikamente: Ajmalin, Flecainid, Mexelitin, Propafenon, Amitryptilin, Clomipramin, Desipramin, Paroxetin, Imipramin, Urapidil, Propranolol, Metoprolol, Carvedilol, Alprenolol, Timolol, Haloperidol, Chlorpromacin, Risperidon, Codein, Oxycodon, Tramadol, Amphetamine, Lidocain
CYP2E1
Cytochrom P450 2E1 ist beteiligt am Metabolismus folgender Fremdstoffe und Medikamente: Chloroform, Äthanol („Alkohol„), Acetaminophen, Halotan, Aceton, verschiedene Karzinogene
Beeinflussung der Cytochromaktivität
Die meisten der Substrate desselben Cytochrom-Enzyms hemmen den Metabolismus der anderen. Es gibt jedoch besondere Hemmer und Induktoren und eine Vielzahl von genetischen Polypmorphismen, die individuelle Vorhersagen erschweren.
Cytochrom-Induktion
Manche Arzneimittel führen zu einer Enzyminduktion. Dazu gehören
- Carbamazepin: Induktion von CYP 1A2, 2C9 und 3A4
- Phenytoin: Induktion von CYP 2C19 und 3A4
- Phenobarbital: Induktion von CYP 2C9, 2C19 und 3A4
- Rifampicin: Internetadresse zu Rifampicin-Interaktionen
Durch Induktion können die jeweiligen anderen Substrate (Medikamente) beschleunigt abgebaut werden, so dass ihre Wirkungen geringer ausfallen können.
Cytochrom-Hemmung
- Johanniskraut: Warnhinweis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte zur Interaktion von Johanniskraut mit Arzneimitteln.
Johanniskraut hemmt Cyp3A4, so dass seine Substrate verlangsamt abgebaut werden und damit vielfach unbeabsichtigt und unvorhersehbar verlängert wirken.
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Verweise
Folgende Seiten geben eine differenzierte Zusammenstellung von Arzneimittelinteraktionen (ohne Gewähr):
- Internetadresse zu Medikamenten-Interaktionen an Cytochromen
- Internetadresse zu Medikamenten-Interaktionen
Verweis auf Medikamente und Leberkrankheiten: