Zystizerkose
Die Zystizerkose (engl.: cysticercosis) ist eine Infektion mit Larven des Schweinebandwurms (Taenia solium, engl. pork tapeworm). Sie kommt vor allem in Entwicklungsländern (Subsaharazone Afrikas, Lateinamerika, Südostasien, Ozeanien/Indonesien) vor, wird aber durch Einwanderung zunehmend auch in Industrieländern gesehen [1]. Während der Schweinebandwurm im Darm wenig oder keine Symptome hervorruft, so ist die Zystizerkose eine schwerwiegende Infektionskrankheit. Zystizerken sind das Finnenstadium des Bandwurms und entwickeln sich als Blasen in Zwischenwirten. Im Fall des Schweinebandwurms kann der Mensch als Zwischenwirt fungieren (vergl. Echinokokkose).
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Inhaltsverzeichnis
Infektion
Da der Mensch für den Schweinebandwurm nicht nur Endwirt, sondern auch Zwischenwirt sein kann, kann es in diesem Fall über eine fekal-orale Übertragung von Eiern auch zu einer Larveninfektion (Zystizerken) kommen, die – im Gegensatz zur Infektion mit adulten Würmern – schwere Symptome und schließlich den Tod herbeiführt. Die Zystizerken können sich überall im Körper ansiedeln; sie werden häufig im Gehirn angetroffen, wo sie eine schwere, je nach Lokalisation eine variable neurologische und psychiatrische Symptomatik hervorrufen können.
Symptomatik
Die Larven befallen verschiedene Organe, machen jedoch vor allem dann Symptome, wenn sie das Gehirn befallen (Neurozystizerkose, zerebrale Zystizerkose). Es können neurologische und psychiatrische Symptome entstehen, so beispielsweise epileptische Anfälle, Symptome eines gesteigerten Hirndrucks bei zunehmendem Hydrozephalus und psychische oder psychiatrische Auffälligkeiten. Die Zystizerkose ist die weltweit häufigste Ursache einer erworbenen Epilepsie.
Diagnostik
Die Diagnose eines Wurmbefalls im Darm wurde bisher durch Nachweis von Würmern im Stuhl gesichert. Dabei kann der Nachweis von Taenia-Eiern, der bis etwa 1990 als Hauptnachweis zur Verfügung stand, wegen der Ähnlichkeit von Taenia solium und Taenia saginata (Rinderbandwurm, engl.: beef tapeworm) problematisch sein. Heute stehen ELISA-Tests von Taenia-spezifischen Antigenen und besonders parasitenspezifische DNA-Tests [2] zur Verfügung.
Zum Nachweis einer Zystizerkose steht ebenfalls ein ELISA-Test zur Verfügung, der aber nicht sehr spezifisch ist. Bei neurologischen Symptomen wird Liquor für den Test verwendet.
Durch bildgebende Verfahren (CT oder MRT) können Verkalkungen im Gehirn nachgewiesen werden, die auf abgestorbene Zystizerken hinweisen.
Therapie
Eine Zusammenfassung der Therapieindikationen und -erfolge wurde in einer Lancet-Arbeit veröffentlicht [3]. Eine Zystizerkose außerhalb des Nervensystems und Gehirns bedarf demnach keiner spezifischen Behandlung. Die Neurozystizerkose dagegen ist oft behandlungswürdig, aber schwierig. Es gibt Untergruppen, die von einer medikamentösen Therapie nicht profitieren. Multiple und große Zysten können schwere Symptome hervorrufen, so dass eine Behandlung erforderlich wird. Die Indikation wird individuell gestellt. Die neurologische und psychiatrische Symptomatik kann auf Kortikosteroide ansprechen. Ansonsten ist in einigen Fällen ein Versuch mit Albendazol [4] oder Praziquantel [5] erfolgreich.
Die Behandlung von Würmern im Darm erfolgt mit Niclosamid (wirkt nur im Darm, wird nicht resorbiert [6].
Bekämpfung – Vorbeugung
In Ländern der Dritten Welt, speziell der Subsaharazone, verbreiten sich die Taeniasis und die Zystizerkose durch die dort frei gehaltenen Schweine, die direkten Kontakt mit menschlichen Ausscheidungen haben. Eine Bekämpfung der Taeniasis und Zystizerkose beinhaltet Gesundheitserziehung, Hygienemaßnahmen, Fleischbeschau, genügende Fleischerhitzung vor dem Verzehr, abgetrennte Schweinehaltung und Schweineimpfung.
Eine Unterbrechung des Kreislaufs zwischen Tier und Mensch bedarf nach Erfahrungen aus einer Feldstudie in armen und durchseuchten Gebieten (wie Burkina Faso) großer Anstrengungen. Dazu gehört der Bau von Toilettenhäuschen (Latrinen), in denen die menschliche Feces von der Erreichbarkeit durch Schweine abgetrennt ist, und eine „Erziehung“ zu ihrer Nutzung. (1)Infect Dis Poverty. 2017 Jun 1;6(1):95. doi: 10.1186/s40249-017-0308-0.
Verweise
Literatur
- ? Lancet. 2003 Aug 16;362(9383):547-56
- ? J Clin Microbiol. 2009 Jan;47(1):168-74
- ? Lancet. 2003 Aug 16;362(9383):547-56
- ? Arch Intern Med. 1987 Apr; 147(4):738-41
- ? N Engl J Med. 1996 Jan 11; 334(2):125
- ? Ann Intern Med. 1985 Apr; 102(4):550-1)
Literatur
↑1 | Infect Dis Poverty. 2017 Jun 1;6(1):95. doi: 10.1186/s40249-017-0308-0. |
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