Pseudohyperkaliämie bedeutet scheinbar zu hoher Kaliumwert im Blut. Sie tritt gelegentlich Rahmen einer ausgeprägten Thrombozytose auf und lässt sich nur im Serum, nicht dagegen im Plasma nachweisen.

Das Wichtigste


Kurzgefasst

Die Pseudohyperkaliämie ist ein zu hoher Kaliumwert im Serum nachweisbar ist, nicht aber im Plasma des Patienten. Der scheinbar zu hohe Wert kommt durch Austritt von Kalium aus Blutplättchen während der Zentrifugation zur Serumgewinnung zustande. Wenn man an diese Möglichkeit der Interpretation nicht denkt, können schwerwiegende Fehldiagnosen und lebensbedrohliche therapeutische Entscheidungen die Folge sein.

Ursache

Eine Pseudohyperkaliämie entsteht durch Kaliumaustritt aus Gerinnseln aus Thrombozyten, das bei der Serumgewinnung durch Zentrifugation abgetrennt wird, entweicht und ins Serum übertritt. Sie wird erst ab Thrombozytenwerten von 600 x 10^9/L beobachtet (1)J Clin Pathol. 2000 Feb;53(2):105-9. Wenn Plasma statt Serum auf Kalium getestet wird, so sind die Werte normal (2)J Clin Chem Clin Biochem 1990;28:489–91. Auch bei einer Leukämie kann der Kaliumwert des Serums falsch zu hoch gemessen werden, insbesondere wenn pneumatische (Unterdruckröhrchen) für die Blutabnahme verwendet werden (3)Hong Kong Med J. 2014 Apr;20(2):158-60 (4)Ann Clin Biochem. 2014 Jan;51(Pt 1):110-3.

Diagnostik

Eine Pseudohyperkaliämie muss verdächtigt werden, wenn im Serum erhöhte Kaliumwerte vorliegen, die sich nicht erklären lassen (normale Nierenwerte, keine kaliumsparenden Diuretika) und nicht mit Hyperkaliämie-typischen EKG-Veränderungen einhergeht. In solch einem Fall bringt eine Kaliumbestimmung im Plasma Klarheit. Ist der Plasmawert normal, so handelt es sich bei dem erhöhten Serumkaliumwert um eine Pseudohyperkaliämie.

Klinische Bedeutung

Die klinische Bedeutung liegt darin, dass zu hohe Kaliumwerte im Serum von Patienten mit erheblicher Thrombozytose oder einer Leukämie bezügliche einer Pseudohyperkaliämie geprüft werden sollten. Findet sich keine Erklärung für die Hyperkaliämie, so sollte eine Vergleichsuntersuchung im Plasma durchgeführt werden. Denn wenn sich dort der erhöhte Kaliumwert nicht bestätigt, dann liegt keine Hyperkaliämie vor. Würde man sich nur auf den Serumwert verlassen, so würde fälschlicherweise die Indikation zu einer Kalium senkenden Therapie zu stellen sein, die jedoch tatsächlich zu einer Hypokaliämie mit dem Risiko lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen führen würde.


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Verweise

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