Narkotika sind Medikamente, die bei entsprechender Dosierung für eine Narkose verwendet werden können. Viele von ihnen sind bei geringerer Dosierung auch als Schlafmittel (Sedativa), einige auch als Schmerzmittel (Analgetika) im Einsatz.


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Das Wichtigste


Kurzgefasst
Narkotika sind Medikamente, die zur Narkose verwendet werden. Sie schalten das Bewusstsein und Schmerzen aus und gewährleisten Reglosigkeit durch Muskelerschlaffung. Viele der Narkotika dienen bei geringerer Dosierung als Schlafmittel und Schmerzmittel. Zu den Hauptvetretern der Narkotika zählen Benzidiazepine, Barbiturate, Propofol, Etomidate und Ketamin.

 

Benzodiazepine

Wirkungen

Über GABA-Rezeptoren (Cl-Einstrom, Hyperpolarisation)

  • Anxiolytisch
  • Sedativ (nur geringe Unterdrückung des REM-Schlafs, daher „erholsamer“ Schlaf)
  • Retrograd amnestisch
  • Muskelrelaxierend
  • Antikonvulsiv

Vertreter

  • Midazolam (Dormicum): Prämedikation zur Anxiolyse, auch bei Endoskopien (cave: bei alten Patienten deutlich geringere Dosierung), Langzeitanalgosedierung auf Intensivstation in Verbindung mit Opiaten (cave: Entzugssymptomatik bei abruptem Absetzen). First-pass-effect: 50%!
  • Diazepam (Valium): geringer Stellenwert in der Anästhesie wegen langer hypnotischer Wirkung der Metabolite
  • Flunitrazepam: Narkoseeinleitung bei Patienten mit KHK wegen starker Stressreduktion

Barbiturate

Über GABA-Rezeptoren

Wirkungen

  • Sedativ, narkotisch
  • Antikonvulsiv
  • Senkung des intrakraniellen Drucks

Vertreter

  • Thiopental (Trapanal): Einleitung der Narkose, Notfallmedikation bei Krampfanfällen
  • Phenobarbital (Luminal)

Nebenwirkungen

  • Atemdepression → Beatmung
  • Negative Inotropie → Blutdrucksenkung -> reflektorische Tachykardie
  • Dilatation der Koronarien (myokardiale Sauerstoffbilanz wegen Tachykardie aber negativ)
  • Akute intermittierende Porphyrie: Induktion der Delta-Aminolävulinsäuresynthetase kann es zu einer Überproduktion von Porphyrinen kommen (= absolute Kontraindikation)

Abbau hepatisch, daher Hepatopathien = Kontraindikation

Propofol

Milchiges Aussehen der Substanz durch Emulsion (hohe Lipophilie)

Wirkungen

  • Sedierend, narkotisch (keine Analgesie)
  • Antiemetisch
  • Reduzierung der Laryngospasmen

Pharmakokinetik

  • Wirkungseintritt: innerhalb von 30 Sek.
  • Wirkdauer: ca. 5min
  • Plasmaeiweißbindung: 98%

Indikationen

  • Narkoseeinleitung und -aufrechterhaltung bei der TIVA (Total intravenösen Anästhesie)
  • Langzeitsedierung auf der Intensivstation (nicht bei Kindern, da Propofol-Infusionssyndrom mgl.)

Nebenwirkungen

  • Apnoe → Beatmung, evtl. Bronchokonstriktion
  • Venöse Reizung verursacht Injektionsschmerz (Lidocaingabe vorher möglich)
  • Myoklonien (exzitatorische Spontanbewegungen)
  • Krampfanfälle
  • Postnarkotisch nasaler Juckreiz

Etomidat

Hypnotische Wirkung (d.h. nur auf den Kortex wirkend) über unspezifische Hemmung der Formation reticularis und über Effektverstärkung von an GABA-Rezeptoren angreifenden Substanzen wie Barbiturate und Benzodiazepine.

  • Indikation: Narkoseeinleitung, Kurznarkosen (mit Analgetikum)
  • Nebenwirkungen: nur minimale Kreislaufbeeinflussung, Myoklonie, Injektionsschmerz

Ketamin

Blockiert NMDA-Rezeptor, fördert Adrenalinfreisetzung. Führt zur sog. dissoziativen Wirkung: oberflächliche Hypnose aber tiefe Analgesie.

  • Indikation: Narkoseeinleitung und -erhaltung v.a. bei kurzen schmerzhaften Eingriffen.

Nebenwirkungen

  • Halluzinationen in der Aufwachphase
  • temporäres Sistieren der Atmung für 10 Sek bei Applikation
  • erhöhte Speichelsekretion (daher obligate Prämedikation mit Atropin)
  • Bronchodilatation, Blutdruck-, Herzfrequenzanstieg (durch Adrenalin, daher viele kardiale Nebenwirkungen)

Kontraindikationen