Endoskopische Papillotomie (EPT)

Von Fachärzten geschrieben und wissenschaftlich überprüft.

Die endoskopische Papillotomie (EPT) ist eine Technik zur Erweiterung des Gallengangs an seiner Mündung in den Zwölffingerdarm und dient der Vorbereitung einer Steinextraktion aus dem Gallengang (CBD: common bilde duct stones) und einer Verbesserung des Galleabflusses. Eine tiefgreifende Papillotomie, bei der auch der muskuläre Verschluss (Sphincter Oddi) durchtrennt wird, wird als Sphincterotomie bezeichnet. Sie kann zur Extraktion großer Gallensteine aus dem Gallengang erforderlich werden und wird auch bei einem Sphincterspasmus angewendet.


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Indikation

Die EPT wird meist im Rahmen einer ERCP durchgeführt, um den Galleabfluss zu sichern (z. B. durch Stenteinlage) oder einen Gallenstein aus dem Gallengang zu extrahieren (Steinextraktion). Auch kann eine Sphincter-Oddi-Dysfunktion mit Beschwerden durch einen Sphincterspasmus und eine fibrosierende und einengende Papillitis, die den Sphincter Oddi einbezieht, eine Indikation darstellen.

Kurzzeitkomplikationen

Pankreatitis, Blutung, Cholangitis, Perforation

Gesamtkomplikationsrate 4,9 – 5,6% (davon sind 0,6% schwer), bei Choledocholithiasis 9,5%. (1)Freeman ML et al MEJM 1996; 335: 909-918, Cotton PB et al. Ann surg 1988; 227: 201-204

Ambulante EPT

Die EPT ist relativ sicher. Die Wiedereinweisungsrate ist jedoch wegen Komplikationen mit 5,7% erhöht. Komplikationen traten zu 79% innerhalb der ersten 6 Stunden in Erscheinung. (2)Freeman ML et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 580-586

Das Auftreten von Schmerz während der Untersuchung, eine Pankreatitis-Vorgeschichte und die Durchführung einer Papillotomie sind unabhängige Prädiktoren für eine Wiedereinweisung nach ambulanter ERCP. (3)Ho KY et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 587-592

Langzeitkomplikationen

Folgende Komplikationen einer Papillotomie können noch nach Jahren auftreten :

  • Gallenwegssymptomatik durch rezidivierende aufsteigende Infektionen und Steine in den Gallenwegen. Praediktoren für eine Gallenwegssymptomatik sind Gallensteine von >15 mm Durchmesser und eine vorhandene Gallenblase.
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) wegen pankreatischer Papillenstenose.

Nach endoskopischer Entfernung von Gallenwegssteinen (Choledocholithiasis, CBD: common bilde duct stones) aus den ableitenden Gallenwegen sollte daher auch eine Cholezystektomie (operative Entfernung der Gallenblase) diskutiert werden – vor allem, wenn in der Gallenblase Konkremente nachgewiesen sind (Cholezystolithiasis). Ein großer Gallengangsdurchmesser und ein peripapilläres Divertikel prädestinieren zu rezidivierenden Gallenwegssteinen. (4)Pereria-Lima JC et al. Gastrointest Endosc 1998; 48: 457-464  (5)Gastrointest Endosc. 1998 Nov;48(5):465-9. DOI: 10.1016/s0016-5107(98)70086-0

Langzeiterfolg einer Steinextraktion nach EPT

In einer skandinavischen Untersuchung wurde festgestellt, die Rezidivrate von CBD-Steinen (115/622) nach endoskopischer Behandlung bei Patienten mit Cholezystektomie 18,5 % betrug, und dass ≥2 Steine, Cholesterinsteine ​​und eine scharfe Gallengangsabwinkelung (145°) ein erhöhtes Risiko für Rezidivsteine im Gallengang nach einer Cholezystektomie darstellten. (6)Scand J Gastroenterol. 2018 Apr;53(4):466-470. doi: 10.1080/00365521.2018.1438507

Eine koreanische Untersuchung zeigte, dass  ein Gallengangsdurchmesser von über 15 mm und ein periampullären Divertikel die Wahrscheinlichkeit ein Rezidiv nach endoskopischer Extraktion von CBD-Steinen darstellten, nicht dagegen eine elektive Cholezystektomie nach Entfernung der CBD-Steine. (7)Yonsei Med J. 2016 Jan;57(1):132-7. DOI: 10.3349/ymj.2016.57.1.132

Eine koreanische Langzeitstudie über 9 Jahre ergab, dass bei 26 von 78 Patienten (33,3 %) frühe Rezidive (1,5 Jahre) und bei 27 von 78 (34,6 %) multiplen Rezidive (≥ 2 Mal) auftraten. Eine endoskopische Papillenerweiterung durch Ballondilatation ergab bessere Werte (späteres Auftreten). (8)Medicine (Baltimore). 2022 Jan 21;101(3):e28671. DOI: 10.1097/MD.0000000000028671

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1 Freeman ML et al MEJM 1996; 335: 909-918, Cotton PB et al. Ann surg 1988; 227: 201-204
2 Freeman ML et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 580-586
3 Ho KY et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 587-592
4 Pereria-Lima JC et al. Gastrointest Endosc 1998; 48: 457-464
5 Gastrointest Endosc. 1998 Nov;48(5):465-9. DOI: 10.1016/s0016-5107(98)70086-0
6 Scand J Gastroenterol. 2018 Apr;53(4):466-470. doi: 10.1080/00365521.2018.1438507
7 Yonsei Med J. 2016 Jan;57(1):132-7. DOI: 10.3349/ymj.2016.57.1.132
8 Medicine (Baltimore). 2022 Jan 21;101(3):e28671. DOI: 10.1097/MD.0000000000028671