Courvoisier´sches Zeichen

Artikel aktualisiert am 9. Januar 2023

Als Courvoisier´sches Zeichen wird eine schmerzlose pralle Vorwölbung der Bauchhaut unterhalb des rechten Rippenbogens bezeichnet, wenn sie einer gestauten Gallenblase zugeordnet werden kann.

Courvoisier’sches Zeichen: Vorwölbung im Gallenblasenbereich und Ikterus bei Gallestau. Ikterus.

Die Zuordnung wird plausibel, wenn gleichzeitig eine Gelbsucht (Ikterus) der Skleren (Augenweiß) oder auch der Haut erkennbar ist.

Gesichert wird sie durch Ultraschall oder Computertomographie. Die bildgebenden Verfahren lassen auch die Ursachen des Gallengangsverschlusses erkennen.

Ursachen


Ursache ist ein distal gelegener verschließender  Gallengangsprozess, der den Gallestau sowohl in die Gallenblase als auch in die Leber bewirkt. Infrage kommen vor allem ein bösartiger Papillentumor oder ein papillennahes Pankreaskopfkarzinom. Ein peripapillärer Prozess kann auch den Pankreasausführgang einbeziehen und sich im ERCP– oder MRCP-Bild als Double-duct-Zeichen darstellen.  (1)World J Gastrointest Endosc. 2017 Aug 16;9(8):425-427. DOI: 10.4253/wjge.v9.i8.425

Sonographisch gestaute Gallenblase mit kleinsten Gallensteinen und Sludge (Schlamm aus kleinsten Kristallen und Konkrementen). Klinisch tastbare Gallenblase mit Gelbsucht. Da Koliken vorausgegangen waren, gilt der Befund nicht als Courvoisier’sches Zeichen im strengen Sinne.

Gallensteine als Ursache sind eher selten anzunehmen, da sie zu schmerzhaften Krämpfen führen, die zudem nur relativ kurz anhalten und keinen Hydrops der Gallenblase hervorrufen.

Große impaktierte Steine in der Gallenblase können jedoch schmerzlos sein. Wenn sie zu einem Ikterus führen, so geschieht dies meist im Rahmen einer Entzündung (Cholangitis, Cholezystitis). Es wird angenommen, dass die Entzündung der Gallenblasenwand zu einer schlechtern Dehnbarkeit führt, so dass ein Hydrops in diesen Fällen kaum entstehen kann. (2)J Med Case Rep. 2021 Feb 22;15(1):82. DOI: 10.1186/s13256-021-02674-z Allerdings wurde diese Begründung auch infrage gestellt. (3)Dig Dis Sci. 1983 Jan;28(1):33-8. DOI: 10.1007/BF01393358

Courvoisier’sches „Gesetz“

Dies wurde schon vom Erstbeschreiber, dem Schweizer Arzt Ludwig Georg Courvoisier, 1890 so beschrieben. Bis heute wird dies als „Courvoisier’sches Gesetzt“ apostrophiert: „Wenn die Gallenblase bei einem Patienten mit Gelbsucht tastbar ist, ist es unwahrscheinlich, dass dies auf Gallensteine zurückzuführen ist.“ (4)J Coll Physicians Surg Pak. 2012 Jun;22(6):392-4. PMID: 22630101. Es gilt vielmehr. „Eine (schmerzlose) tastbare Gallenblase ist ein Zeichen von Bösartigkeit.“ (5)Saudi J Gastroenterol. 1999 Sep;5(3):106-12. PMID: 19864733.

Verweise


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