Palmarerythem

Artikel aktualisiert am 4. Mai 2024

Allgemeines


Das Palmarerythem (engl.: red palms, palmar erythema) ist eine ungewöhnliche Rötung der Handinnenflächen und ein klinisches Zeichen, das auf eine innere Erkrankung hinweisen kann. In den meisten Fällen deutet es auf eine Leberzirrhose hin. Häufig lässt sich ein erhöhter Östrogenspiegel als Ursache verantwortlich machen. (1)Am J Clin Dermatol. 2007;8(6):347-56. DOI: 10.2165/00128071-200708060-00004 In anderen Fällen, in denen keine Erkrankung als Ursache zu finden ist, wird von einer idiopathischen Form gesprochen. Bei schwangeren Frauen kommt eine vermehrte Rötung der Handinnenflächen in etwa 30 % vor; sie kann i. d. R. als normal gelten.

Primäre Form

Erythema palmare hereditarium: Diese erbliche Form des Palmarerythems, auch bekannt als „Lane’s disease“, ist eine Anomalie und extrem selten. Eine publizierte Zusammenstellung zeigt die Schwierigkeit der Diagnosestellung. Erforderlich ist der Nachweis einer familiären Häufung sowie der Ausschluss anderer Ursachen (Schwangerschaft, Leberfunktionsstörungen, Bindegewebserkrankungen und gefäßerweiternde Medikamente). Der Vererbungsmodus sowie der genetische Defekt sind unbekannt. Die Anomalie gilt als gutartig. (2)Indian J Dermatol Venereol Leprol. 2021 Jan-Feb;87(1):64-66. DOI: 10.25259/IJDVL_112_20.

Sekundäre Formen

Rote Handinnenfläche bei einer Frau mit Leberzirrhose

Das Palmarerythem kommt im Rahmen innerer Erkrankungen vor. (3)Am J Clin Dermatol. 2007;8(6):347-56.

  • Rheumatoide Arthritis: Die rheumatoide Arthritis geht in >60 % mit einer vermehrten Rötung der Handinnenflächen einher; sie ist mit einem günstigen Verlauf assoziiert.
  • Eine Thyreotoxikose (toxische Hyperthyreose) ist eine seltene Ursache eines Palmarerythems (in 18%). (4)Am J Clin Dermatol. 2007;8(6):347-56.
  • Diabetes mellitus: Ein Diabetes kann zu einer Robeosis (Hautrötung) führen (siehe auch Facies diabetica), die auch (in 4,1%) eine vermehrte Rötung der Handinnenflächen beinhalten kann. (5)Am J Clin Dermatol. 2007;8(6):347-56.
  • Paraneoplasie: In seltenen Fällen kann ein Palmarerythem Hinweis auf einen bösartigen Tumor (Paraneoplasie) sein. Wenn Tumore gefäßerweiternde Faktoren und Östrogene produzieren, kommt es zu Hautrötungen auch dieser Art. (6)Dermatology. 2002;204(3):209-13. In einigen Fällen wurde ein Ovarialkarzinom gefunden. (7)Australas J Dermatol. 2009 Aug;50(3):198-201. (8)J Hand Surg Am. 2004 Jul;29(4):654-60.
  • Schwangerschafts-assoziiertes Palmarerythem: Gelegentlich kann in der Schwangerschaft eine Rötung der Handinnenflächen auftreten, die einem erhöhten Östrogenspiegel zugeordnet wird. (9)J Obstet Gynaecol Can. 2006 Jun;28(6):497. English, French. DOI: 10.1016/S1701-2163(16)32183-1 (10)Surg Gynecol Obstet. 1949 Jun;88(6):739-52.
  • Dermatomyositis: Die seltene autoimmune Erkrankung von Haut und Muskulatur kann sich mit einem Palmarerythem manifestieren. (11)J Paediatr Child Health. 2020 Jul;56(7):1161. doi: 10.1111/jpc.2_14739. Das Handerythem ist auch mit einer Dermatomyositis-assoziierten Lungenkrankheit assoziiert. In diesen Fällen wurde Anti-MDA5-Antikörper erhöht gefunden. (12)Rheumatology (Oxford). 2021 Dec 24;61(1):413-421. DOI: 10.1093/rheumatology/keab177
  • COVID-19: Im Rahmen einer COVID-19-Infektion kann ein Palmarerythem ebenfalls auftreten. Es wurde von einem Fall berichtet, in dem es das einzige Symptom darstellte.  (13)Cureus. 2020 Nov 2;12(11):e11291. DOI: 10.7759/cureus.11291.
  • Hand-Fuß-Syndrom: Die Symptomatik einer Rötung und Schuppung an Handinnenflächen und Fußsohlen kann durch eine Viruserkrankung (Hand-Fuß-Mund-Syndrom, z. B. durch Enterovirus-71 (14)PLoS One. 2019 Nov 27;14(11):e0225569. DOI: 10.1371/journal.pone.0225569 oder Coxsackie A6 (15)Expert Rev Anti Infect Ther. 2015;13(9):1061-71. DOI: 10.1586/14787210.2015.1058156 ), aber auch durch eine Chemotherapie (z. B. Capecitabin) hervorgerufen werden. (16)JAMA Oncol. 2017 Nov 1;3(11):1538-1545. DOI: 10.1001/jamaoncol.2017.1269
  • Medikamente: Folgende Medikamente wurden mit einer Rötung der Handinnenflächen assoziiert gefunden: Amiodaron, Gemfibrozil, Cholestyramin, Topiramat und Albuterol (Salbutamol). (17)Am J Clin Dermatol. 2007;8(6):347-56. DOI: 10.2165/00128071-200708060-00004.

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Verweise

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