Ösophagospasmus

Artikel aktualisiert am 18. Dezember 2023

Ösophagospasmus bezeichnet eine heftige Verkrampfung der Speiseröhre. Der spastische Ösophagus kann sich bei starker Ausprägung im Röntgenbild als „Nußknackerösophagus“ (hyperkontraktiler Ösophagus) darstellen. Eine plötzlich sich einstellende Verkrampfung der Speiseröhrenmuskulatur führt dazu, dass „der Bissen im Halse stecken bleibt“. Solche Verkrampfungen können spontan bei hastigem Essen auftreten und lösen sich wieder. Beim Ösophagospasmus dagegen kommt es zu verlängerten Kontraktionen. Objektiviert wird dies durch eine Manometrie. Die Behandlung berücksichtigt die Ursache (s. u.).

Ösophagusmanometrie


Ursache und Entstehung

Ursache und Entstehung sind häufig nicht eruierbar.

  • In einigen Fällen kann eine lokale Überreaktion der Muskulatur des Ösophagus (ähnlich der Bronchospastik bei der chronisch obstruktiven Lungenkranheit) vorliegen.
  • Eher selten findet man eine Gewebseosinophilie, die durch eine endoskopisch gewonnene Gewebeprobe diagnostizierbar ist. Siehe unter eosinophile Ösophagitis.

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Symptomatik

Es kommt beider Verkrampfung der Speiseröhre zu intermittierenden oder sporadischen retrosternalen Verkrampfungen (hinter dem Brustbein). Die Beschwerden können denen einer Angina pectoris ähneln. Seltener findet sich begleitend ein gastroösopagealer Reflux mit Sodbrennen.

Dysphagie

Diagnostik

Ausgeprägte Spastik des Ösophagus (Röntgen-Breischluck). Subjektiv Dysphagie.

Röntgenbreischluck: in der akuten Phase typisches Bild perlschnurartiger Kontrastmittelabschnürungen, die zum Magen hin fortbewegt werden (siehe unter Nussknackerösophagus).

Endoskopie: ÖGD zur Untersuchung auf eine Refluxösophagitis und eine eosinophile Ösophagitis

Ösophagusmanometrie: verlängerte propulsive Kontraktionen bis über 160 mm Hg bei normaler Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters (der Befund kann intermittierend auftreten, so dass die Untersuchung ggf. wiederholt werden muss)

pH-Metrie über 24 Stunden: zum Ausschluss einer Refluxkrankheit

Differentialdiagnosen

Folgende Krankheiten können ebenfalls zu retrosternalen Beschwerden führen und sollten bei der Diagnostik bedacht werden:

  • koronare Herzkrankheit,
  • hyperaktive Phase der Achalasie,
  • unspezifische Motilitätsstörungen des Ösophagus (rel. häufig, kann stressabhängig sein),
  • Refluxkrankheit (führt zur Reizung des Ösophagus und einer Erhöhung der Bereitschaft zur Verkrampfung).

Therapie

Häufig löst sich die Speiseröhrenverkrampfung nach kurzer Zeit spontan; ein Schluck warmes Wasser kann zur neuerlichen Koordination der Muskulatur beitragen. Wenn sich die Symptomatik häuft und nicht spontan leicht lösen lässt, kann ein Versuch mit Nifedipin vor den Mahlzeiten zur Beschwerdelinderung führen. Sind die Hausmittel und die Medikamente nicht ausreichend wirksam, so sollte eine weitere Diagnostik stattfinden; häufig lässt sich eine inapparente Ösophagitis nachweisen. Es sollte nach einer eosinophilen Ösophagitis gesucht werden. Zu ihrer Behandlung siehe hier.

Distaler ösophagealer Spasmus

Die distale (vor dem Mageneingang gelegene) Verkrampfung der Speiseröhre ist häufig mit einer Refluxkrankheit sowie einer schwach ausgeprägten Achalasie assoziiert. In diesen Fällen kann eine Injektion von Botulinustoxin die Symptomatik für ein Zeitintervall beheben. (1)Curr Opin Gastroenterol. 2015 Jul;31(4):328-33 Es wird auch darauf hingewiesen, dass eine eosinophile Ösophagitis Ursache sein kann (Biopsie erforderlich). Die Symptomatik löst sich mit einer angepassten Therapie, in einem Fall unter einer Ausschlussdiät mit sechs Elementen (Kuhmilcheiweiß, Weizen, Ei, Soja, Erdnüsse/Nüsse und Fisch). Eine Wirksamkeit wurde nach 2 Wochen und eine vollständige Behebung aller Schluckbeschwerden nach 6 Wochen erreicht. (2)Frontline Gastroenterol. 2020 Jan;11(1):75-77

Verweise

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Literatur

Literatur
1 Curr Opin Gastroenterol. 2015 Jul;31(4):328-33
2 Frontline Gastroenterol. 2020 Jan;11(1):75-77