Benigne rekurrierende Cholestase

Artikel aktualisiert am 10. Februar 2019

Die benigne rekurrierende Cholestase (engl.: benign recurrent intrahepatic cholestasis (BRIC), auch als Summerskill-Walshe-Tygstrup-Syndrom bekannt) ist eine genetisch bedingte Erkrankung, bei der wiederholt Gallestau (Cholestase) mit heftigem Juckreiz eintritt. Auslöser sind meist besondere körperliche Stresssituationen, wie Infektionen oder Schwangerschaft. Typisch sind hohe Werte für Gallensäuren, Bilirubin und alkalische Phosphatase, aber niedrige für Transaminasen und Gamma-GT.


→ Über facebook informieren wir Sie über Neues auf unseren Seiten!



Entstehung

In 50% familiäre Häufung, autosomal-rezessiver Erbgang. Das auf dem Chromosom 18 lokalisierte FIC1-Gen (familiär- intrahepatische-Cholestase-Gen) ist wahrscheinlich mutiert (1)Bull LN et al. Nat Genet 1998; 18: 219-224 und führt zu einer Gallensäure-Exkretionsstörung der Hepatozyten. Die Erkrankung ähnelt damit der Byler-Krankheit, bei der auf dem gleichen Chromosom eine andere Mutation zu einer schwerer wiegenden Exkretionsstörung von Gallensäuren führt. (2)Bull LN et al. Hepatology 1997; 26: 155-164 Gleichzeitig ist auch der Gallensäuretransport im Dünndarm gestört.

Gallensäuren werden bei der Krankheit früher retiniert als Bilirubin (hoher Gallensäurespiegel im Blut). Die niedrige Gallensäurekonzentration in der Galle führt wahrscheinlich zu der diskrepant niedrigen gamma-GT im Blut (geringe Detergenswirkung).

Eine Auslösung von Schüben ist durch Schwangerschaft möglich (dann Differentialdiagnose zur intrahepatischen Schwangerschaftscholestase), wahrscheinlich auch durch gastrointestinale oder grippale Infekte oder durch Kontrazeptiva.

Ursache der Cholestasereaktionen sind besondere Mutationen der Gene, die für die hepatocanaliculäre Flippase für Phosphatidylserin (ATP8B1; BRIC Typ 1) oder die Gallensalzexportpumpe (ABCB11; BRIC Typ 2) kodieren. (3)

Klinik

Beginn meist vor dem 30. Lebensjahr, in 80% vor den 20. Lebensjahr. Rezidivierende nichtobstruktive Cholestase mit symptomfreien Intervallen von Monaten bis Jahren. Cholestatische Schübe (Dauer zwischen 2 Tagen und 60 Monaten) mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Juckreiz, manchmal zusätzlich Übelkeit und Brechreiz, Appetitverlust und Durchfall. (3)Kasuistik: Westermann G. et al. Med Klin 2000; 95: 349-354

Diagnostik

Labor

Histologie

Histologisch bestehen eine Cholestase ohne Veränderungen der Hepatozyten und meist nur geringe portale Infiltrationen. Außerhalb der Cholestase-Phasen erscheint die Leber normal.

Genetik

Der Nachweis einer Mutation des ABCB11-Gens bestätigt die Diagnose.

Therapie

Eine ursächliche Therapie steht nicht zur Verfügung. Während der Schübe sollten fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) substituiert werden. Eine MCT-Kost (mittelkettige Triglyceride) vermeidet einen Mangel an Fettsäuren und dient der besseren Aufnahme fettlöslicher Vitamine im Darm.

Wenn der Juckreiz unerträglich ist, kann eine Plasmapherese lindern, die sich bei einer PBC bewährt hat. (4) 2017 May;37(5):743-747. doi: 10.1111/liv.13281. (5) 2017 May;37(5):743-747. doi: 10.1111/liv.13281.

Eine nasobiliäre Drainage (endoskopische Intervention, i. d. R. bei einem Verschlussikterus verwendet) vermag eigenartigerweise ebenfalls die Symptomatik zu bessern, wenn andere Therapiearten versagen. (6) 2016 Dec 1;39(6):27522.

Prognose

Die Prognose der rekurrierenden Cholestase ist gut. Meist einwickelt sich keine Leberzirrhose.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 Bull LN et al. Nat Genet 1998; 18: 219-224
2 Bull LN et al. Hepatology 1997; 26: 155-164
3 Kasuistik: Westermann G. et al. Med Klin 2000; 95: 349-354
4 2017 May;37(5):743-747. doi: 10.1111/liv.13281.
5 2017 May;37(5):743-747. doi: 10.1111/liv.13281.
6 2016 Dec 1;39(6):27522.