Schwindel

Artikel aktualisiert am 20. Februar 2019

Schwindel bedeutet unsichere Wahrnehmung der eigenen Körperlage im Raum mit dem Drang, sich festzuhalten. JE nach Art werden verschiedene Typen unterschieden, die wiederum unterschiedliche Behandlungen erfordern. Daher ist eine eingehende Diagnostikist erforderlich. (1)Übersicht: Dtsch Arztebl 2008; 105: 173-180


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Diagnostische Bedeutung des Schwindels

Schwindel kann auf mehrere Krankheiten hindeuten. Wichtig ist deshalb eine differenzierte Anamnese zur Dauer, zum Charakter, den Begleitsymptomen oder den Begleitkrankheiten.

Charakter des Schwindels

  • Drehschwindel (Karussellfahren): z. B. bei Neuronitis vestibularis
  • Schwankschwindel (Schifffahren): z. B. bei bilateraler Vestibulopathie
  • Benommenheitsschwindel: z. B. bei Medikamententoxizität

Auslösung des Schwindels

Beispiele:

  • in Ruhe: z. B. bei Neuritis vestibularis
  • bei Körperbewegung: z. B. bei bilateraler Vestibulopathie
  • bei Kopfdrehungen: z. B. bei Vestibulopathie
  • bei Umdrehen im Bett: z. B. bei benignem paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPPV)
  • bei psychischen Belastungen

Dauer der Schwindelattacken

  • sehr kurz bis kurz
  • lang dauernd (Stunden): z. B. Morbus Meniere, vestibuläre Migräne
  • andauernd: z. B. bei Neuritis vestibularis

Begleitsymptome

Schwindel kann mit weiteren Symptomen assoziiert sein:


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Ursachen des Schwindels

Schwindel kann viele Ursachen haben. Häufige Schwindelformen sind folgende:

  • Peripherer vestibulärer Schwindel (einseitig, beidseitig). Er hat drei relativ häufige Entitäten:
    • Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPPV). Meist kurze Dauer. Ursache ist in der Regel wohl eine Verstopfung eines Bogengangs des Vestibularapparats, so dass häufig eine Befreiungsmanöver (rasche Kopfdrehung in der Achse des betroffenen Bogengangs) sofort hilft.
    • Neuritis vestibularis. Anhaltende Symptomatik oft mit Übelkeit und Erbrechen. Als Ursache werden ein Virusinfekt (z. B. Herpes simplex Typ 1) oder eine autoimmunologische Entzündung angenommen. Glukokortikoide sollen helfen.
    • Morbus Menière. Ursache ist wahrscheinlich eine hydropische Ansammlung der Endolymphe im Innenohr mit Rupturierungen im Endolymphschlauch. Symptome sind Drehschwindel, Druck auf dem Ohr und Hörminderung. Die Therapie ist rein symptomatisch (Antivertiginosa). Siehe hier.
  • Zentrale vestibuläre Syndrome. Sie entstehen im Kleinhirn (Cerebellum) und im Stammhirn bei Durchblutungsstörungen (Ischämien). Eine Sonderform ist die vestibuläre Migräne.
    • Vestibuläre Migräne. Wiederholten bis stundenlange Attacken mit Schwindel, Kopfschmerz und Lichtempfindlichkeit. Als Therapie werden ß-Blocker und Valproinsäure verwendet.
  • Phobischer Schwankschwindel. Sehr häufig. Gefühl des Schwankens und der Benommenheit. Angst vor Stürzen. Auslösung in unangenehmen Situationen durch eine „Selbstbeobachtungsspirale“. Therapeutisch stehen Übungen für das Selbstvertrauen (z. B. auch Sport) oben an.
  • Hypoglykämie: Bei einer Unterzuckerung kann Schwindel verschiedenen Typs auftreten. Bei neu oder gelegentlich im Hungerzustand auftretendem Schwindel sollte der Blutzucker bestimmt werden.
  • Hypertonie und Hypotonie: erhöhter wie auch erniedrigter Blutdruck kann zu Schwindel führen. Im akuten Schwindelanfall daher immer den Blutdruck messen!

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 Übersicht: Dtsch Arztebl 2008; 105: 173-180