Metformin

Artikel aktualisiert am 22. August 2017

Metformin gehört zu den oralen Antidiabetika und ist das einzige noch zugelassene Präparat aus der Gruppe der Biguanide. Die anderen Präparate dieser Gruppe sind wegen der Gefahr einer Laktatazidose nicht mehr im Handel. Metformin gehört zu den ersten Präparaten für die therapeutische Grundeinstellung bei der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2.


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Das Wichtigste

Kurzgefasst
Metformin ist ein Medikament zur Verbesserung des Zuckerstoffwechsels älterer und übergewichtiger Menschen. Es vermag die Entstehung einer Zuckerkrankheit bei Gefährdeten (mit krankhaftem Glukosetoleranztest) hinauszuschieben.

Metformin wird nicht nur zur Vorbeugung sondern auch zur Behandlung der Zuckerkrankheit verwendet. Es ist allerdings auf eine noch vorhandene körpereigene Insulinproduktion angewiesen. Es fördert die Insulinwirkung und damit die Verwertbarkeit des Blutzuckers in den Körperzellen.

Die Verträglichkeit ist im allgemeinen gut. Ein positiver Aspekt ist die tendenzielle Gewichtsabnahme. Unter der Behandlung kommt es i. d. R. nicht (wie bei einer Insulin-Therapie) zu einer Gewichtszunahme. Nebenwirkungen wie Durchfall oder eine Stoffwechselentgleisung mit Milchsäurebildung (Laktatazidose) sind selten.

 Wirkung

Metformin steigert die Insulin-abhängige Glukoseverwertung in den peripheren Zellen und benötigt daher Insulin für seine Wirkung. Es vermag bei Patienten mit eingeschränkter Glukosetoleranz das Diabetesrisiko deutlich zu senken [1], und es führt nicht (wie beispielsweise Insulin) zu einer beim Diabetes nicht gewünschten Gewichtszunahme, sondern senkt eher das Gewicht (wohl über die negative Beeinflussung der Atmungskette und die Verringerung der ATP-Produktion (s.u.) ).

Nebenwirkungen

Laktatazidose: Biguanide können zu einer Laktatazidose führen. Auch Metformin kann dies, allerdings in nur in seltenen Fällen, tun: Es beeinflusst den Ablauf der Atmungskette negativ und kann insbesondere dann, wenn auch andere Hypoxie-fördernde Faktoren vorliegen, einen ATP-Mangel hervorrufen und so kompensatorisch den anaeroben Glukoseabbau fördern, was wiederum einen gesteigerten Anfall von Laktat bewirkt. Metformin sollte daher bei Erkrankungen der Lunge und des Herzens mit Lungenstauung nicht oder nur mit Vorsicht gegeben werden.

ATP-Mangel: Der durch Biguanide hervorgerufene ATP-Mangel führt zu einer ungenügenden resorptiven Darmtätigkeit, wodurch sich die Neigung zur Diarrhö als Nebenwirkung erklärt.

B12-Mangel: Zusammen mit einer therapeutischen Säureblockade des Magens (z. B. durch PPI, Protonenpumpenblocker) kann Metformin laut Beobachtungsstudien zu einem verstärkten Vitamin-B12-Mangel führen (1)Diabetes Care. 2012 Dec; 35(12):e84.. Das ist insofern von Interesse, als Diabeteskranke häufig unter einer Neuropathie leiden, die aber differenzialdiagnostisch nun von einem neuropathischen Schaden durch einen B12-Mangel unterschieden werden muss. Entsprechend müssen diejenigen, bei denen ein B12-Mangel festgestellt wird, therapeutisch mit Vitamin B12 substitutiert werden! (2)Clin Diabetes. 2015 Apr;33(2):90-5. doi: 10.2337/diaclin.33.2.90 Andere Maßnahmen bleiben in diesen Fällen wahrscheinlich unzureichend.

Zu den gruppenspezifischen Nebenwirkungen der Biguanide siehe hier.

Pharmakokinetik

Metformin wird unverändert durch die Nieren ausgeschieden; die Halbwertszeit liegt bei 3 Stunden. Bei Niereninsuffizienz muss die Wirkung auf den Blutzucker bzw. die Indikation zur Medikation gut überprüft werden.


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Verweise

Literatur

  1. ? NEJM 2002; 346: 393-403

Literatur

Literatur
1 Diabetes Care. 2012 Dec; 35(12):e84.
2 Clin Diabetes. 2015 Apr;33(2):90-5. doi: 10.2337/diaclin.33.2.90