Syntheseleistungsparameter der Leber

Artikel aktualisiert am 23. April 2022

Syntheseleistungsparameter der Leber sind Laborwerte, die über die Fähigkeit der Leber Auskunft geben, Stoffe zu bilden, die der Körper benötigt. Unter ihnen spielen diagnostisch Eiweiße (Proteine) eine besondere Rolle für die Diagnostik von Leberkrankheiten. (1)Nurs Times. 2014 Feb 5-11;110(6):17-9. PMID: 24669469. (2)Med Clin North Am. 2014 Jan;98(1):1-16. DOI: 10.1016/j.mcna.2013.09.005.

In der Leber werden die meisten Bluteiweiße gebildet. Die Konzentration einiger von ihnen lässt sich verwenden, um einen Hinweis auf die Syntheseleistungsfähigkeit des Organs zu erhalten. Von praktischer Bedeutung ist insbesondere die Bestimmung von

Sie werden als Syntheseleistungsparameter zusammengefasst.


Ursachen einer Abnahme der Syntheseleistungskapazität

Die Parameter der Syntheseleistung der Leber sind bei schweren Leberkrankheiten, wie einer akuten schwer verlaufenden Hepatitis, einer Leberzirrhose oder einem schweren toxischen Leberschaden, verringert. Nicht alle von ihnen sind immer in gleichem Ausmaß reduziert. Differenzialdiagnostisch muss an eine mangelhafte Zufuhr essenzieller Aminosäuren (z. B. bei Hunger) oder einen allgemeinen Nahrungsmangel oder an einen Verlust durch die Nieren bei einem nephrotischen Syndrom gedacht werden.

Zu Funktionen der Leber siehe hier.


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Indikationen zur Bestimmung

Akute Virushepatitiden, akute Fettleberhepatitis, akutes Leberversagen jeder Genese (u. a. Pilzvergiftung), Leberzirrhose

Einzelne Parameter

Albumin

Albumin hat eine lange Halbwertszeit im Serum (etwa 20 Tage). Daher kommt erst bei lang anhaltender Störung der Syntheseleistung (z.B. bei dekompensierter Leberzirrhose) ein Albuminmangel zustande.

Dazu siehe hier.

Pseudocholinesterase

Wegen relativ kurzer Halbwertszeit gut verwendbar zur Beurteilung kurzfristiger Veränderungen in der Syntheseleistung.

Dazu siehe hier.

Gerinnungsfaktoren

In der Leber werden folgende Faktoren des Hämostasesystems gebildet: I (Fibrinogen), II (Prothrombin), V (Proaccellerin), VII (Prokonvertin), IX (Christmas Faktor), X (Stuart–Prower Faktor), XI („plasma thromboplastin antecedent“, Vorgänger des Plasmathromboplastins), XII (Hageman Faktor), XIII (Fibrin stabilisierender Faktor), Antithrombin 3 (AT3, heute nur noch AT), Protein C, Protein S. Vitamin K-abhängige Faktoren sind die Faktoren II, VII, IX, X, Protein C, Protein S. Zur Beurteilung der Syntheseleistung der Leber eignen sich in der Praxis die Faktoren I (Fibrinogen), Faktor V und Antithrombin 3. Die Bestimmung des Quickwerts (bzw. INR) wird oft als Übersichtsuntersuchung zur Beurteilung der Syntheseleistung der Leber herangezogen.

Folgen einer Gerinnungsstörung bei einer Leberkrankheit:

  • Eine Syntheseleistungsstörung der Leber, bei der Gerinnungsfaktoren einbezogen sind, können eine Blutungsneigung zur Folge haben.
  • Wenn die Synthese von AT III, Protein C oder Protein S besonders stark bzw. stärker als die anderen Faktoren eingeschränkt sind, kann es in seltenen Fällen jedoch auch zu einer Thromboseneigung bei Leberzirrhose kommen.

Zur Blutgerinnung siehe hier.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1Nurs Times. 2014 Feb 5-11;110(6):17-9. PMID: 24669469.
2Med Clin North Am. 2014 Jan;98(1):1-16. DOI: 10.1016/j.mcna.2013.09.005.