Makrophagen

Artikel aktualisiert am 31. März 2021

Makrophagen (engl: macrophages) sind große Fresszellen (Phagozyten), die eine wesentliche Rolle bei der Sofortabwehr des Körpers von Bakterien und bei Abräumvorgängen untergegangener, alternder oder tumoröser Zellen spielen. Sie entwickeln sich unter dem Einfluss von Entzündungsmediatoren aus Monozyten und sind in allen Geweben und Organen des Körpers, gehäuft aber in Entzündungsarealen zu finden.


Morphologie

Makrophagen sind große rundkernige Zellen mit unregelmäßiger Oberfläche und mehr oder weniger granuliertem oder vakuolisiertem Zytoplasma. Elektronenmikroskopisch können Makrophagen lange dünne Zellausläufer, Phagosome mit einverleibten Fremdpartikeln und Phagolysosome erkennen lassen.

Funktionen

Monozyten, die dem Knochenmark entstammen, wandern nach kurzer Blutzirkulation in die Gewebe des Körpers. Kommen sie dort mit Partikeln oder Zellen in Kontakt, die fremd, entartet oder überaltert sind und abgeräumt werden müssen, wandeln sie sich in Makrophagen um.

Makrophagen sind amöboid bewegliche Zellen des Immunsystems. Sie „fressen“ (phagozytieren) Bakterien, andere Fremdpartikel sowie alternde Körperzellen, Tumorzellen und Teile abgestorbener Zellen (Zelldetritus) des Körpers (Phagozytose) und verdauen und entsorgen sie.

Sie gehören damit zum unspezifischen Abwehr- und Entsorgungssystem des Körpers. (1)Nat Rev Immunol. 2008 Dec;8(12):958-69 Sie treten in verschiedenen Funktionen auf: herausragend sind ihre entzündungsfördernde und anschließende wundheilende Funktion sowie die gewebsreinigende Funktion.

Entzündunsgfördernde Funktion

Bei einer bakteriellen Invasion ist die Makrophagenaktivierung eine entscheidende Sofortreaktion des Körpers zur Abwehr. Die Aktivierung erfolgt durch Lipopolysaccharide der Bakterien (Endotoxine) oder durch TNF-alpha, das bei Zelluntergängen entsteht; sie ist mit einer Steigerung der Phagozytoseaktivität verbunden. An der Aktivierung der Makrophagen sind NK-Zellen (natürliche Killerzellen) und T-Helferzellen durch ihre Produktion von Interferon-gamma (INF-gamma) wesentlich beteiligt. Makrophagen sind in dieser ersten Phase der Infektionsabwehr entzündungsfördernd.

Die Partikel, die aus den Geweben eliminiert werden müssen, wie Fremdkörpern, Bakterien, Viren, alternden Zellen oder Tumorzellen werden von den Fresszellen internalisiert, indem sie umflossen werden, und in Vesikeln (Phagosomen) abgepackt. Diese verschmelzen mit Lysosomen intrazelluläre Vesikel mit hohem Gehalt an Verdauungsenzymen) zu Phagolysosomen, in denen der Zersetzungsvorgang durch die lysosomalen Enzyme stattfindet. Dabei frei werdende Antigene werden anschließend, ähnlich wie bei Lymphozyten, mit Hilfe von MHC-Klasse-II-Molekülen an die Zelloberfläche geschafft und dort den lymphozytären Immunzellen präsentiert. Diese vermitteln einerseits den Makrophagen, die Abräumvorgänge fortzuführen und fördern andererseits eine humorale Antwort des Immunsystems durch Bildung spezifischer Antikörper.

Makrophagen setzen bei ihrer Aktivierung durch Fremdpartikel Entzündungsmediatoren (Zytokine) und chemotaktisch wirkende Zytokine (Chemokine) frei, so auch von IL-2, IL-6, TNF-alpha und CCL2 (monocyte chemoattractant protein 1, Monozyten-anlockendes Protein-1), die zu der bekannten klinischen und histologisch erkennbaren Entzündungsreaktion mit Anlockung von Leukozyten und Erhöhung der Gewebsdurchblutung führt.

Eine chronische Stimulierung der Makrophagen, wie bei der Tuberkulose oder Sarkoidose, führt zu einer Granulombildung, in der sie als Epitheloidzellen fortexistieren.

Auch in stark ausgeprägtem Fettgewebe existieren chronisch aktivierte Makrophagen, die zu einer ständigen, geringgradigen Entzündung mit Produktion von Entzündungsmediatoren führen, was sich in der Leber im Sinne einer Fettleberhepatitis auswirkt. Eine solche Überaktivität von Makrophagen im Fettgewebe kann durch PPAR-gamma-Agonisten (z. B. Glitazone) unterdrückt werden. (2)Curr Pharm Des. 2008;14(12):1225-30

Wundheilende Funktion

Sie sezernieren in ihrer wundheilenden Funktion Zytokine, die zur Stimulation von Fibroblasten führen, über die eine narbige Ausheilung des Entzündungsprozesses eingeleitet wird.

Gewebsreinigende Funktion

Makrophagen beseitigen Zellen des Körpers, die durch Alterungssignale, Nekrose oder programmierten Zelltod (Apoptose) zugrunde gehen.

Sie sind vor allem der Milz in der Lage, alternde Erythrozyten mit hoher Effektivität (täglich um 2 x 10(^11) aus der Blutbahn zu entfernen, was nach einer Überschlagsrechnung die Rückgewinnung von etwa 3 kg Eisen pro Jahr zur neuerlichen Blutbildung beinhaltet. (3)Nat Rev Immunol. 2008 Dec;8(12):958-69

Auch sind sie in der Lage, bestimmte Tumorzellen zu erkennen und zu phagozytieren. Grundlage der Erkennung solcher Zellen ist das Fehlen von Oberflächenmarkern der MHC-Klasse-I.

Antitumoröse Funktion

Makrophagen können entartete Zellen erkennen und eliminieren. Wichtig für diese Funktion ist es, dass die Tumorzellen erkennbar sind und sich nicht der Überwachung des Körpers durch sein Immunsystem entziehen. Dies tun sie jedoch vielfach durch Überexprimierung des „Selbst-Proteins“. Dieses wurde als ‚don’t-eat me‘-Signal CD47 identifiziert. Auf der Oberfläche der Phagozyten, so auch der Makrophagen, gibt es den Immunorezeptor SIRPα, der CD47 erkennt und die Zerstörung der erkannten Zelle verhindert. Unterbricht man diesen Erkennungsprozess, können die Tumorzellen angegriffen und zerstört werden. (4)Immunol Rev. 2017 Mar;276(1):145-164. doi: 10.1111/imr.12527. PMID: 28258703. Erste Studien zur Blockade der CD47-SIRP-Achse zeigen optimistisch stimmende Ergebnisse. (5)Antib Ther. 2020 Apr;3(2):80-94. DOI: 10.1093/abt/tbaa006. Epub 2020 Apr 18. PMID: 32421049; … Continue reading Solch eine Blockade hilft beispielsweise dem HER2-Antikörper Trastuzumab, Brustkrebs zu bekämpfen. (6)JCI Insight. 2019 Dec 19;4(24):e131882. DOI: 10.1172/jci.insight.131882. PMID: 31689243; PMCID: … Continue reading (7) 2021; 12: 635173. Published online 2021 Mar 10. doi: 10.3389/fimmu.2021.635173

Einteilung

Es werden sessile von wandernden Makrophagen unterschieden.

Zu den sessilen gehören

  • Sinusmakrophagen oder Uferzellen der Lymphknoten,
  • Zellen der Mikroglia des Gehirns,
  • Alveolarmakrophagen der Lunge,
  • Osteoklasten des Knochens und
  • Kupffersche Sternzellen der Leber.

Wandernde Makrophagen sind die Histiozyten. Alle diese Zellen werden unter dem Begriff „mononukleäres phagozytierendes System“ (MPS) zusammengefasst und so von den polymorphkernigen Granulozyten, die ebenfalls die Fähigkeit zur Phagozytose haben, unterschieden.


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Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


Literatur

Literatur
1Nat Rev Immunol. 2008 Dec;8(12):958-69
2Curr Pharm Des. 2008;14(12):1225-30
3Nat Rev Immunol. 2008 Dec;8(12):958-69
4Immunol Rev. 2017 Mar;276(1):145-164. doi: 10.1111/imr.12527. PMID: 28258703.
5Antib Ther. 2020 Apr;3(2):80-94. DOI: 10.1093/abt/tbaa006. Epub 2020 Apr 18. PMID: 32421049; PMCID: PMC7206415.
6JCI Insight. 2019 Dec 19;4(24):e131882. DOI: 10.1172/jci.insight.131882. PMID: 31689243; PMCID: PMC6975273.
7 2021; 12: 635173. Published online 2021 Mar 10. doi: 10.3389/fimmu.2021.635173