Darmsonographie

Artikel aktualisiert am 16. Februar 2019

Die Darmsonographie ist eine Ultraschalluntersuchung des Darms durch die Bauchdecke. Sie dient der Diagnostik funktioneller und organischer Veränderungen zugängliche Darmschlingen und hat inzwischen einen hohen Stellenwert auch bei der nicht invasiven Kontrolle entzündlicher Darmerkrankungen erlangt.


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Methodik

Es wird transabdominell untersucht. Erforderlich ist eine genügende Eindringtiefe des Ultraschalls und zudem eine hohe örtliche Auflösung, um Feinheiten der Darmwand erkennen zu können. In der Regel werden Schallköpfe mit 5 bis 12 MHz zur Untersuchung verwendet. Je höher die Frequenz ist, desto geringer ist die Eindringtiefe. Bei adipösen Bauchdecken wird man eher mit einem 5- oder 7,5 MHz-Schallkopf zurecht kommen, bei schlanken Personen bietet der 10- oder 12-MHz-Schallkopf Vorteile. Bei besonderen Befunden und Fragestellungen wird das B-Bild ergänzt durch eine Untersuchung der Durchblutung der Darmwand mit Hilfe Duplexsonographie.

Beurteilung

Beurteilt wird im Einzelnen:

  • die Wandung des Darms: Sie ist im distendierten Zustand ausgespannt sehr dünn (etwa 1 mm) und kann kontrahiert wenige Millimeter dick sein; die Darmwanddicke allein kann alleine nicht immer als Kriterium für einen pathologischen Prozess herangezogen werden.
  • die Schichtung der Darmwand; sie ist von innen nach außen:
    • 1. echogen („hell“): Grenzschicht zwischen Mukosa und Darmlumen,
    • 2. hypoechogen („dunkel“): Mukosa mit Muscularis mucosae,
    • 3. echogen („hell“): Submukosa,
    • 4. hypoechogen („dunkel“): Muscularis propia,
    • 5. echogen („hell“): Serosa, Grenzschicht zur Leibeshöhle,
  • die Motilität,
  • die Durchblutung (mit Duplexsonographie),
  • das Lumen von Darmschlingen,
  • Lymphknoten in der Nähe von Darmschlingen,

Die Muscularis propria (äußere „dunklere“ Schicht) ist mit ihren längs und zirkulär verlaufenden Muskelzügen im Sigma besonders ausgeprägt; dort ist die Muskulatur in der Regel kräftiger als in anderen Darmabschnitten; dieser Abschnitt wird daher oft als „Hochdruckzone“ des Dickdarms bezeichnet. Die äußere echoarme Schicht ist bei einer Divertikulose besonders ausgeprägt (da ein erhöhter Innendruck im Darmlumen bei der Entstehung der Divertikel eine Rolle spielt), so dass dort lokalisierte große Divertikel sich als Lücke im echoarmen Gefüge darstellen können.

Bei einer akuten Entzündung ist die Darmwand nicht besonders verdickt, die Schichtung bleibt meist gut erhalten; die Motilität ist erhöht, die Peristaltik ist kräftig, das Darmlumen ist stark flüssigkeitsgefüllt.

Bei einer chronischen Entzündung verdickt sich die Darmwand entzündlich ödematös, die Darmwand wird in ihren Schichten hypoechogen, die echoreiche Mittelschicht der Submukosa verbreitert sich meist besonders. Im akuten Stadium können die Schichten etwas verschwimmen. Zudem erkennt man im Duplex eine vermehrte Durchblutung. Die Motilität nimmt ab; die Darmwand wird starr und das Lumen eng.

Intraabdominelle Lymphome werden in der Nähe entzündlicher Prozessen im Darm gesucht (z. B. in der Umgebung einer Ileitis (in Rahmen eines Morbus Crohn oder einer infektiösen lokalen Enteritis, z. B. einer Yersiniose) oder Appendizitis) und können im Verlauf kontrolliert werden.

Indikationen und Befunde

Die Darmsonographie kann zur Diagnostik folgender Erkrankungen beitragen:

  • Ileus – Subileus: Bei einem paralytischen Ileus lassen sich keine Darmbewegungen darstellen; beim Subileus kann eine krampfartige Hyperperistaltik oder eine Pendelperistaltik vorliegen. Bei der Suche nach der Ursache einer Subileussymptomatik sind folgende Fragen zu beantworten: Stenose eines Darmabschnitts? Verdickte Wandung mit Verengung des Lumens? Prästenotische Dilatation? Bei Menschen mit krampfartigen Bauchschmerzen oder erkennbaren Darmkrämpfen mit Hyperperistaltik und spritzenden Darmgeräuschen findet sich durch Darmsonographie gelegentlich ein pathologischer Befund wie bei einem Morbus Crohn oder eine tumoröse Raumforderung wie bei einem Kolonkarzinom; sind solche Ursachen nicht erkennbar, sind sie nicht ausgeschlossen, es muss aber auch an andere Ursachen (z. B. Bridenileus, eingeklemmte Hernie etc.) gedacht werden.
  • Intussusception: Eine Einstülpung eines Darmabschnitts durch eine dyskinetische Peristaltikwelle kann zu heftigen Darmkrämpfen führen. Bei der Darmsonographie lässt sich die Einstülpung gelegentlich gut erkennen.
  • Chronisch entzündliche Darmkrankheit: Die Darmsonographie ist häufig die erste Methode, die zur Diagnose eines Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa führt. Sie ermöglicht es in der Regel sehr gut, den Erfolg der Therapie zu überprüfen. Zusammen mit den Angaben des Patienten zur Symptomatik erleichtert die Darmsonographie dem behandelnden Arzt, die Behandlung (Dauer und Dosis der Medikation) nach Erfolg zu steuern.
    • Colitis ulcerosa: die befallenen Kolonabschnitte lassen sich meist sehr gut auffinden. Die Darmwanddicke und Durchblutung (Duplexuntersuchung) sowie die Wandschichtung bzw. ihre Aufhebung lassen Rückschlüsse auf die Ausprägung der Entzündung zu. Eine Proctitis ulcerosa ist transabdominell nicht erfassbar.
    • Morbus Crohn: es lassen sich Verdickungen der Wandung von Dünndarmabschnitten (z. B. des terminalen Ileums) gut erkennen und ausmessen. Beurteilbar ist zudem die Einschränkung der Darmbewegungen im entzündeten Bereich (Rigidität der Darmwand) und Fistelbildungen.
  • Diarrhö: Wenn zweifelhaft ist, ob es sich bei einer Diarrhö um die Exacerbation einer chronischen Darmkrankheit oder um eine sonstige Ursache handelt, kann die Darmsonographie weiterhelfen: liegen Darmwandverdickungen vor, ist nicht von einer akuten Enteritis auszugehen. Sind keine Verdickungen der Darmwand erkennbar und liegen eine Hyperperistaltik oder Pendelperistaltik sowie eine vermehrte Flüssigkeitsfüllung von Dünndarm und Dickdarm vor, so handelt es sich am ehesten um eine Enteritis.
  • Divertikulitis: Schmerzen im linken Unterbauch sind oft verdächtig auf eine Divertikulitis. Die Darmsonographie lässt häufig Divertikel erkennen, besonders wenn sie mit Darmgasen gefüllt sind. Eine Entzündung oder gar gedeckte Perforation ist im Darmkrämittleren und oberen Sigma durch Kombination mit einer lokalen Wandverdickung oder durch Darstellung eines mit der Darmwand zusammenhängenden Abszesses gut erkennbar. Wenn die Divertikulitis oder der Abszess antibiotisch behandelt wird, lässt sich der Therapieerfolg sonographisch kontrollieren.
  • Appendizitis: bei rechtsseitigen Unterbauchschmerzen kann eine Blinddarmentzündung in Frage kommen. Oft erkennt man in der Darmsonographie den geschwollenen Appendix, bei einer Perforation kann die Umgebungsreaktion beurteilt werden (abgekapselter Abszess? Lokale Lymphknotenvergrößerungen? Freie Flüssigkeit in der Leibeshöhle?)
  • Darmkrämpfe: Bei krampfartigem Bauchschmerzen, die durch Darmkrämpfe ausgelöst sein können, lohnt eine Darmsonographie. Sie kann stenosierende Darmwandverdickungen erkennen lassen, ebenso eine prästenotische Dilatation von Darmschlingen, kräftige Darmbewegungen vor einer Stenose oder stark flüssigkeitsgefüllte Darmschlingen. Wenn beispielsweise ein Patient mit einer chronisch entzündlichen Darmkrankheit in Remission wieder krampfartige Bauchschmerzen und Durchfälle bekommt, kann die Darmsonographie unterscheiden, ob ein Relaps mit entzündlich verdickter Wand (eine erneute Aktivität der chronischen Erkrankung) oder ein interkurrenter Darminfekt vorliegt, der keine Darmwandverdickung aufweist, dafür aber einen stark flüssigkeitsgefüllten, sich stark bewegenden Darm.

Verweise

Patienteninfos

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).