Plasmazellen

Artikel aktualisiert am 21. Oktober 2020

Plasmazellen sind rundkernige Zellen mit breitem Zytoplasma, die sich von B-Lymphozyten herleiten und in geringer Häufigkeit im Blut anzutreffen sind. Sie sind spezialisiert zur Bildung von Antikörpern und tragen damit wesentlich zur Immunantwort des Körpers auf einen Antigenkontakt bei.


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Erscheinung im Differenzialblutbild und Gewebe

Im Differenzialblutbild imponieren Plasmazellen als unterschiedlich große (Bereich 10 bis 20 um) Zellen mit einem asymmetrisch liegenden runden Kern und einem breiten basophilen Zytoplasma, das sich in der Standardfärbung blau anfärbt. Immunhistochemisch sind sie durch die Oberflächenmarker CD19, CD38 und CD138 charakterisiert.

Plasmazellen finden sich hauptsächlich im Knochenmark, in Lymphknoten und im Bereich von Entzündungen. Im Blut sind sie nur in sehr geringer Konzentration vorhanden und gehören dort zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten).

Bildung und Funktion

Die Funktion der Plasmazellen ist die Bildung spezifischer Antikörper. Es handelt sich dabei um Immunglobuline verschiedener Klassen (IgA, IgM, IgG), die die Fähigkeit zur spezifischen Bindung von Antigenen haben. Die Antigen-Antikörper-Komplexe (Immunkomplexe) werden durch das retikuloendotheliale System beseitigt. Die Zellen sind damit zentral an der Immunabwehr des Körpers beteiligt.

Antikörper produzierende Plasmazellen stammen von B-Lymphozyten ab. Ausgelöst wird die Umwandlung der B-Lymphozyten durch Kontakt mit T-Lymphozyten. Voraussetzung ist erstens, dass die B-Zellen zunächst das Antigen aufgenommen haben und anschließend an ihrer Oberfläche präsentieren müssen, und zweitens dass spezifische T-Lymphozyten (T-Helferzellen, CD4-Zellen) die Antigene auf der B-Zell-Oberfläche erkennen können. Die T-Zellen bewirken bei Bindung an die B-Zellen deren Umwandlung zu Plasmazellen. Dabei hypertrophiert (vergrößert sich) das Eiweiß bildende endoplasmatische Retikulum erheblich, wodurch sich die Basophilie (besondere Anfärbbarkeit) der Zellen begründet.

Plasmazellen sind im Gegensatz zu den B-Lymphozyten und Zwischenstufen nicht mehr teilungsfähig und leben relativ lang (im Bereich mehrerer Wochen).

Ein kleiner Teil der Plasmazellen kann sich im Knochenmark als Gedächtniszellen (memory cells) niederlassen und dort ruhen bleiben, bis sie durch erneuten Antigenkontakt zur klonalen Teilung und Antikörperproduktion aktiviert werden. Sie bilden relativ rasch neue spezifische Antikörper, was die Immunantwort gegenüber einem Erstkontakt deutlich verkürzt. Die Bildung solcher Gedächtniszellen ist das Ziel jeder aktiven Impfung.

Maligne Entartung von Plasmazellen

Das Plasmozytom (multiples Myelom) ist eine bösartige Erkrankung mit unkontrollierter Wucherung von Plasmazellen und unregulierter Bildung unspezifischer Immunglobuline. Sie führt zu einem schmalbasigen Eiweißgradient in der Elektrophorese der Bluteiweiße, einer Erhöhung der Viskosität des Bluts durch Vermehrung dieser Proteine und zu einer Knochenauflösung an Stellen der pathologischen Plasmazellwucherungen mit steigendem Risiko für Spontanfrakturen.

Mehr zum Plasmozytom siehe hier.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).