Analkarzinom

Artikel aktualisiert am 21. November 2018


Definition

Analkarzinom bedeutet Krebs im Bereich des Darmausgangskanals (Analkanal).

Häufigkeit

Dieser Krebs betrifft etwa 0,5 Erkrankungen pro Jahr auf 100000 Einwohner. Er tritt meist ab einem Alter von 60 Jahren auf, bei Immunschwäche (z. B. AIDS, hämatoonkologischen Krankheiten, Immunsuppression) schon früher.

Da eine HPV-Infektion (Infektion mit dem menschlichen Papillomavirus) ein Analkarzinom auslösen kann, tragen vor allem homosexuelle Männer in jüngerem Alter zur Altersverteilung und zu einer Zunahme der Häufigkeit bei.


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Entstehung

Die Ursache des Analkarzinoms ist meist unklar. Risiken sind

  • Immunschwäche,
  • eine HPV-Infektion (humanes Papillomavirus) mit Bildung von Condylomata accuminata,
  • Rauchen,
  • analer Verkehr,
  • chronische anale Entzündungen (Abszesse, Fisteln).

Formen

Je nach Lage zur Linea dentata (Grenzlinie zwischen Haut und Schleimhaut, Anokutanlinie) sind verschiedene Formen unterscheidbar:

  • oberhalb der Linea dentata von der Schleimhaut des Analkanals, histologisch Adenokarzinome, mukoepidermoide Karzinome, anale intraepitheliale Neoplasien (AIN, Morbus Bowen). Sie sind bei Frauen häufiger als bei Männern, werden spät und dann oft schon in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert,
  • unterhalb der Linea dentata von der in den Analkanal hineinziehenden Haut ausgehend: histologisch Plattenepithelkarzinome. Diese Form ist bei bei Männern häufiger; sie werden wegen der Tastbarkeit oft früh diagnostiziert und können dann auch häufiger geheilt werden.

Meist sind Analkarzinome als Knötchen bei der digitalen Austastung durch den Untersucher bereits tastbar. In selteneren Fällen wachsen sie primär in die Tiefe und entgehen bei der klinischen Untersuchung. Sie sind erst durch bildgebende Verfahren, am besten durch die Endosonographie des Analkanals, erkennbar.

Stadien

Stadium 0:
Lokalisation: nur in der äußeren Hautschicht

Stadium I:
Lokalisation: subkutane Ausbreitung, kleiner als zwei Zentimeter, Schließmuskel nicht inbegriffen.

Stadium II:
Lokalisation: größer als zwei Zentimeter, kein Übergriff auf umliegende Organe oder Lymphknoten.

Stadium III-A
Lokalisation: Ausbreitung ins umgebende Gewebe und auf benachbarte Organe (Scheide oder Blase)

Stadium III-B
Lokalisation: Lymphknotenbefall pararektal, im Bauchraum oder in der Leiste.

Stadium IV
Lokalisation: Entfernte Lymphknoten im Bauchraum, Organmetastasen.

TNM-Klassifizierung

(N = Tumor, N = Lymphknoten, M = Metastasen)

  • T1 bis Submukosa
  • T2 bis Muscularis propria
  • T3 bis Subserosa oder perirektales Gewebe
  • T4 überschreitet das viscerale Peritoneum
  • N0 keine Lymphknotenmetastasen
  • N1 in 1-3 perirektalen Metastasen
  • N2 in 4 oder mehr Lymphknoten

Symptomatik und Diagnostik

Das Analkarzinom ist zwar verhältnismäßig selten und kann wegen der sehr viel häufigeren Differentialdiagnose von Hämorrhoiden übersehen werden, die ähnliche Symptome wie das Analkarzinoms hervorrufen und auch Knötchencharakter vortäuschen können.

Bei tastbaren Knötchen, Blut am Toilettenpapier oder peranalem Schleimabgang, Schmerzen oder Juckreiz sollte eine proktologische Untersuchung erfolgen. In der Regel werden folgende Untersuchungsmethoden angewandt:

  • Inspektion
  • Palpation (derbe Resistenz, differenzialdiagnostisch hyperplastische oder fibrosierte Analpapillen)
  • Anoskopie / Rektoskopie
  • Koloskopie
  • Endosonographie des Analkanals
  • Biopsie und histologische Untersuchung
  • ggf. weitere Bildgebung (CT, MRT)

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium: in Frage kommen Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie bzw. eine Kombination der Therapiemöglichkeiten. (1) 2018 Sep 28;7. pii: F1000 Faculty Rev-1572. doi: 10.12688/f1000research.14518.1. Folgende Therapiemaßnahmen werden häufig gewählt:

  • Stadium 0: Operation
  • Stadium I: Operation ggf. ohne künstlichen Darmausgang (Anus praeter) + Radiotherapie ggf. mit Chemotherapie; oft wird eine Radiochemotherapie als Goldstandard angesehen.
  • Stadium II: Operation zur vollständigen Tumorentfernung ggf. mit Anus praeter + Radiochemotherapie.
  • Stadium III und IV: operative Therapiemöglichkeiten treten in den Hintergrund, Strahlen- und Chemotherapie in den Vordergrund.

Eine die Radiotherapie begleitende chemotherapeutische Behandlung beruht meist auf einer Kombination von Mitomycin C und 5-Fluorouracil (5-FU). Eine Therapie eines metastasierenden Analkarzinoms beinhaltet i.d.R. eine Kombination von 5-FU und Cisplatin. (2) 2015 Feb 28;21(8):2294-302. doi: 10.3748/wjg.v21.i8.2294.

Vorbeugung

Eine HPV-Impfung trägt zu einer Verhinderung der HPV-Ausbreitung bei. Vor allem bei jungen Männern kann sie das Analkarzinom verhindern.


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Verweise

Literatur

Literatur
1 2018 Sep 28;7. pii: F1000 Faculty Rev-1572. doi: 10.12688/f1000research.14518.1.
2 2015 Feb 28;21(8):2294-302. doi: 10.3748/wjg.v21.i8.2294.