Hilfsprojekt in einem Flüchtlingslager in Jordanien

Artikel aktualisiert am 28. November 2018

Wieder Zuhause!

Wohlbehalten, körperlich unversehrt (bis auf etwas Kampf des Immunsystems gegen schnell wechselnde Temperaturen), psychisch stabil. Und emotional, trotz des Kontexts und des Grundes meiner Reise, unglaublich erfüllt – und lediglich traurig, dass ich Abschied nehmen und viele neue Freunde auf unbestimmte Zeit oder auf immer zurücklassen musste…

Die letzten Tage waren erwartungsgemäß sehr anstrengend (alles schriftlich vor Ort lassen, Übergaben an diverse Team-Mitglieder machen, Meetings mit den Chefs und Debriefings in der Hauptstadt) und natürlich auch nochmal sehr emotional (diverse letzte Einladungen, allen Adieu sagen, persönlich oder zumindest schriftlich). Zum Beispiel, als ich einen unserer Patienten, der Dichter und Sänger ist und (obwohl ich die Sprache ja nicht oder nur ganz, ganz wenig verstehe) Steine zum erweichen bringen kann, an meinem letzten Tag im Treppenhaus getroffen habe: Da saß er, mit seinem einen amputierten Bein, das andere ebenfalls nicht brauchbar momentan aufgrund eines schweren Trümmerbruches im Sprunggelenk. Seit Wochen geht es für ihn nicht voran, er hat Angst um seine Familie in Syrien. Und er fängt an zu singen – so schöne, herzergreifende und traurige Lieder, bedeutet mir dabei, dass ich in seinem Herz bleiben werde und wie traurig er ist, dass ich gehe. Zwei Zuhörer sitzen daneben und man sieht ihnen an, was die Texte in ihnen auslösen. Ich wollte tapfer sein, aber ich hab’s nicht geschafft, und musste dann rasch, mit aufsteigenden Tränen in den Augen gehen, um noch Schlimmeres zu vermeiden.

Und dann haben mich tatsächlich am letzten Abend 7 Einheimische noch zum letzten Dinner eingeladen, mich mit unglaublich netten und gedankenreichen Geschenken bedacht.

Flüchtlingslager Libanon 04 Syrisches Essen+
Das Essen ist syrisch und wurde uns von einem unserer syrischen Volunteer-Mitarbeiter in seinem Wohn-Container angeboten.

Und vier davon haben es sich nicht nehmen lassen, mich zum Flughafen zu geleiten. Als Fremder gekommen, als Freund gegangen! Ich kann nur wünschen und hoffen, dass ich diese Gastfreundschaft und Herzlichkeit eines Tages mal zurückgeben kann!!

Bei all meinen schönen Erlebnissen und bereichernden Erfahrungen habe ich natürlich die traurigen Ursachen und Folgen der Krise in Syrien nicht vergessen oder verdrängt. Und ich kann nur mit Kopfschütteln und Schrecken die täglichen Nachrichten verfolgen. Und hoffen, dass wir alle, wenn wir einen kleinen Teil beitragen, etwas daran ändern können.

Mit einem schönen Wunsch, den ich neulich gelesen habe (Autor mir leider unbekannt) verabschiede ich mich, um irgendwann dann hoffentlich erneut „Hallo“ zu sagen!

Always leave people better than you found them.
Hug the hurt.
Kiss the broken.
Befriend the lost.
Love the lonely.

 

Verweise