Orale Antidiabetika

Artikel aktualisiert am 22. September 2023

Orale Antidiabetika sind Medikamente, die zur Behandlung des Diabetes mellitus eingesetzt und als Tabletten eingenommen werden. Sie gehören zur Gruppe der Blutzucker senkenden Mittel (Antidiabetika). (1)Herz. 2020 Aug;45(5):493-503. German. DOI: 10.1007/s00059-020-04946-8

Diabetes mellitus


 Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Orale Antidiabetika sind Medikamente zur Behandlung der Zuckerkrankheit bei älteren Menschen und Übergewichtigen. Sie wirken alle in einem frühen, noch nicht Insulin-pflichtigen Stadium des Typ-2-Diabetes, einige werden auch zu seiner Vorbeugung eingesetzt.

Ist in einem späteren Stadium des Diabetes bereits Insulin erforderlich, so können einige der oralen Antidiabetika in einer Übergangsphase die Insulinmenge reduzieren helfen.

Jede Substanzgruppe hat ihre eigene Wirksamkeit und ihr eigenes Nebenwirkungsprofil, die beachtet werden müssen.


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Substanzgruppen der oralen Antidiabetika

  • Sulfonylharnstoffe. Beispiel Glibenclamid (z. B. Euglucon®). Sie fördern die Freisetzung von Insulin aus den Beta-Zellen der Langerhans´schen Inseln im Pankreas.
  • Glinide. Beispiel Repaglinid (NovoNorm®). Sie bewirken – ähnlich wie Sulfonylharnstoffe – eine verstärkte Freisetzung von Insulin aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse.
  • Biguanide. Beispiel Metformin. Sie sollen die Aufnahme von Glukose im Darm hemmen und entkoppeln die Atmungskette, so dass bei zusätzlicher Prädisposition wie Herz-Kreislauf- und Niereninsuffizienz eine Laktatazidose zustande kommen kann. Weitere Wirkungen werden vermutet.
  • Glitazone. Beispiel Rosiglitazon (Avandia®). Sie werden auch als Insulin-Sensitizer bezeichnet, da sie die Peripherie durch Aktivierung des Zellkern-Rezeptors PPAR-Gamma für Insulin empfindlich bzw. empfänglicher macht).
  • Alpha-Glukosidase-Hemmer. Beispiel Acarbose (Glucobay®). Sie wirken durch Hemmung der Glukosebildung im Darm aus Mehrfachzuckern, so dass der Blutzucker-Anstieg nach Mahlzeiten abgeschwächt wird.
  • DPP-4-Hemmer. Beispiel Sitagliptin (Januvia®). Sie hemmen den Abbau des „Glucagon-like Peptid 1“ (GLP-1), das in der Darmschleimhaut gebildet wird und die Insulinproduktion anregt. GLP-1 wirkt daher länger Insulin-sekretagog.
  • TAK-875.
  • SGLT-2-Hemmer. Medikamente dieser Gruppe hemmen die Rückresorption von Glukose aus dem Primärharn in den Tubuli der Nieren. Sie werden gut vertragen, haben nur geringe Nebenwirkungen und Senken das Körpergewicht. Ein Beispiel ist Empagliflozin (Jardiance®).
  • Inkretinmimetika: Sie regen die körpereigene Bildung von Insulin an. Sie haben den Vorteil, dass sie das meist deutlich erhöhte Körpergewicht senken.
  • GLP-1-Agonisten: Die ersten dieser Substanzgruppe sind peptidisch und werden enteral abgebaut; sie müssen injiziert werden. Neue Entwicklungen gehen hin zu nichtpeptidischen Medikamenten, die oral verabreicht werden können, wie Orforglipron. Eine Hauptindikation ist die Behandlung der Adipositas. (2)Diabetes Obes Metab. 2023 Sep;25(9):2642-2649. doi: 10.1111/dom.15150

Verweise

Diabetes-Kompendium

Informationen für Patienten


Autor: Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (s. Impressum)



Literatur

Literatur
1Herz. 2020 Aug;45(5):493-503. German. DOI: 10.1007/s00059-020-04946-8
2Diabetes Obes Metab. 2023 Sep;25(9):2642-2649. doi: 10.1111/dom.15150