Diabetische Retinopathie

Artikel aktualisiert am 5. April 2018

Die diabetische Retinopathie ist eine Komplikation der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) an der Netzhaut des Auges.


Allgemeines

Die diabetische Retinopathie beruht auf einer Schädigung der kleinsten Blutgefäße der Aderhaut durch zu hohe Blutzuckerspiegel. Es kommt dadurch zu einer Minderversorgung der Netzhaut mit Blut. Da die Netzhaut die lichtempfindlichen Stäbchen (Farbsehen) und Zapfen (Schwarz-weiß-Sehen) enthält, kommt es bei der diabetischen Retinopathie allmählich zu einer Sehverschlechterung bis hin zur Blindheit (diabetische Amaurose). Im Gegensatz zur Blindheit durch Schädigung der Cornea, der Hornhaut des Auges, die beispielsweise zur in Dritteweltländern häufigen Trachom (eine bakterielle Infektionskrankheit) führt, und der durch eine Linsentrübung, die als grauer Star bekannt ist, handelt es sich bei der diabetischen Amaurose also um eine Schädigung der Netzhaut am Augenhintergrund.


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Entwicklung

Die diabetische Retinopathie entwickelt sich allmählich und beginnt meist unerkannt schon vor der Erstmanifestation der Zuckerkrankheit. Ein Risikofaktor ist die gestörte Glukosetoleranz, die bereits Jahre zuvor durch den Glukosebelastungstest nachweisbar ist und zu einer Schädigung der kleinsten Blutgefäße im Körper, zur Mikroangiopathie, führen kann. Am Auge ist sie direkt durch Augenspiegelung erkennbar, so dass jeder Patient mit frisch entdecktem Diabetes routinemäßig zu einer Augenkontrolle zum Facharzt geschickt wird. Wenn ein Mikroangiopathie am Augenhintergrund erkennbar ist, muss von entsprechenden Gefäßveränderungen auch an anderen Organen und Strukturen des Körpers ausgegangen werden, so auch von einer diabetischen Neuropathie (Nervenschädigung) oder diabetischen Nephropathie (Nierenschädigung).

Die Diabetesdauer ist ein Risikofaktor für die diabetische Retinopathie und den entsprechenden Verlust der Sehkraft. Bei einer Laufzeit von 25 Jahren sind Augenbeteiligungen von bis zu 80% nachweisbar, speziell bei solchen Patienten, die schlecht mit ihrem Blutzucker eingestellt waren. Die Fuoreszenzangiographie kann helfen, schlecht durchblutete Abschnitte der Retina zu erkennen.

Eine Kontrolluntersuchung sollte jährlich erfolgen – oder in Zeitabständen, die der Augenarzt festlegt.

Stadien

Der Augenarzt beurteilt den Augenhintergrund bezüglich einer diabetischen Retinopathie speziell auf folgende Anomalien: Gefäßneubildungen, Mikroaneurysmen (kleinste Gefäßerweiterungen), Zeichen einer Undichtigkeit der Netzhautgefäße durch kleinste Einblutungen in die Retina oder den Glaskörper, Exsudationen mit Netzhautödem mit oder ohne Beteiligung der Makula (gelber Fleck, Ort des schärfsten Sehens).

Je nach Kombination der vorliegenden Befunde wird die Retinopathie in eine leichte, mittelschwere oder schwere nichtproliferative Form eingeteilt. Die proliferative Form mit Gefäßneubildungen und die Einbeziehung der Makula in einen exsudativen Prozess mit Ödembildung (diabetische Makulopathie) stellen weitere Stadien dar, die einer besonderen Therapie zugeführt werden (s.u.).

Therapie

Die wichtigste Maßnahme ist die frühe Diagnose einer gestörten Glukosetoleranz, denn eine Vorbeugung der dann drohenden Manifestation eines Diabetes mellitus ist gleichzeitig die beste Prävention der mikroangiopathischen Komplikationen und damit auch der Retinopathie. Ist der Diabetes bereits nachgewiesen, so ist eine möglichst gute Blutzuckerkontrolle mit normalen HbA1c-Werten wiederum die beste Vorbeugung. Eines der wichtigsten Ziele der Bemühungen um eine kompetente und lückenlose Überwachung der Stoffwechseleinstellung bei Diabetikern durch speziell geschulte Fachärzte ist die Vermeidung der Blindheit als Spätkomplikation.

Besteht ein fortgeschrittenes Stadium mit „proliferativer Retinopathie“ oder einer diabetischen „Makulopathie“, so kommt eine Laserkoagulation als Therapieoption in Betracht. Sie kann Gefäßneubildungen zerstören und Flüssigkeitsansammlungen unter der Netzhaut entfernen, was besonders von Bedeutung ist, wenn die Makula einbezogen ist und die Sehvermögen im Bereich des schärfsten Sehens abnimmt.

Eine Therapieoption eröffnet sich durch Medikamente, die gegen Gefäßwachstumsfaktoren (Angiogenesehemmer, Anti-vascular endothelial growth factor (VEGF)) gerichtet sind; so scheint Bevacizumab einen positiven Effekt auf die Retinadicke, die Gefäßdurchlässigkeit und das Sehvermögen auszuüben[1] [2] [3].

Verweise

Patienteninfos

Literatur

  1. ? Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2010 Jul;248(7):915-30
  2. ? Review: Waisbourd M et al. Acta Ophthalmol. 2010 Nov 2.
  3. ? Curr Diabetes Rev. 2009 Feb;5(1):39-46