Diabetische Nephropathie

Artikel aktualisiert am 8. Mai 2023

Die diabetische Nephropathie ist eine Nierenfunktionsstörung bei Diabetes mellitus auf dem Boden von Veränderungen der glomerulären Blutgefäße. Sie kann unbemerkt zu einer Niereninsuffizienz und Dialysepflichtigkeit führen.

Diabetisches Spätsyndrom
Niereninsuffizienz


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Entstehung

Die diabetische Nephropathie ist bedingt sowohl durch eine Verschlechterung der Nierendurchblutung als auch durch Veränderungen der Nierenkörperchen (Nephron: siehe hier). Die Basalmembranen werden dicker, die Glomerula hyalinisieren und werden permeabel für Eiweiß. Zunächst kommt es zu einer sehr geringen Proteinurie, wobei hauptsächlich Albumin ausgeschieden wird. Die geringe Albuminausscheidung (Mikroalbuminurie) hat die Tendenz, sich im Laufe der Zeit zu einer Makroalbuminurie steigern.

Endstadium ist die diabetische Nephrosklerose Kimmelstiel-Wilson mit großer Proteinurie, Hypoproteinämie mit Ödemen und Hypertonie.

Histologisch imponiert eine Verdickung der epithelialen (nicht endothelialen) Basalmembran der Glomerula, in den Mesangien erscheinen sie knotenartig aufgetrieben. (1) Am J Pathol. 1980 July; 100(1): 225–238 Eine zentrale Bedeutung scheinen VEGF und der Transforming Growth Factor (TGF-ß1) zu haben, die Ablagerungen an der mesangialen Matrix und glomerulären Basalmembran sowie eine Apoptose der Podozyten bewirken.

Der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor VEGF induziert eine Neoangiogenese in den Glomerula, auf die eine anfängliche Hyperfiltration und die Mikroalbuminurie zurückgeführt wird (vergrößertes Filtrationsareal und Unreife der neugebildeten Gefäße). Angiotensin II vermag TGF-ß und den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) aktivieren, die zu dieser Gefäßproliferation veranlassen. Das scheint die Erklärung dafür zu sein, dass ACE-Hemmer zu einer Verlangsamung der Progredienz der diabetischen Glomerulosklerose führen kann. (2)Diabetes. 2005 Jun;54(6):1626-34

Eine sich entwickelnde Niereninsuffizienzführt oft zur Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie (Dialyse).

Nicht alle Diabetiker sind gleich suszeptibel für die Entwicklung einer diabetischen Nephropathie. Sie wird offenbar durch eine genetische Prädisposition entscheidend gefördert; verantwortlich gemacht wird eine Veränderung auf Chromosom 18 mit dominanter Merkmalsübertragung. (3)Hum Genet. 2009 Dec;126(6):805-17

Diagnostik

Wenn ein Diabetes mellitus vorliegt, sollten die Nierenwerte regelmäßig kontrolliert werden. Sind sie erhöht, kann sich eine diabetische Nephropathie entwickeln. Auch im Vorfeld schon kann im Verlauf eines metabolischen Syndroms mit gestörter Glukosetoleranz eine Nierenfunktionsverschlechterung im Sinne einer beginnenden diabetischen Nierenbeteiligung eintrten. Daher sind auch hier immer wieder Urintests auf Mikroalbumin zur Früherkennung erforderlich!

Zur Untersuchung herangezogen werden:

Therapie

Die diabetischen Nephropathie sollte so früh wie möglich erkannt werden; daher ist die regelmäßige Urinuntersuchung und Feststellung einer Mikroalbuminurie essenziell.Folgende Aspekte sollten berücksichtigt werden:

  • Voraussetzung für die Vermeidung einer Verschlechterung ist eine gute Zucker- und Blutdruckeinstellung.
  • ACE-Hemmer (oder bei Unverträglichkeit AT1-Blocker) senken die Proteinurie geringfügig.
  • Relativ gute Ergebnisse bezüglich Blutdruck, Blutzuckerwerte, der renalen Albuminausscheidung und einer Verbesserung der Nierenfunktion wurde in einer Studie durch eine Kombination von Vildagliptin plus Telmisartan erzielt. Dies wurde auf eine duale Hemmung des RAAS zurückgeführt. (4)J Renin Angiotensin Aldosterone Syst. 2014 Dec;15(4):410-8. DOI: 10.1177/1470320313475908
  • Bei der diabetischen Nephropathie sollte frühzeitig (je nach Situation z. B. ab dem 3-fachen der oberen Normgrenze für Kreatinin) eine Nierenersatztherapie (Dialyse) ins Auge gefasst werden.
  • Metformin sollte bei Niereninsuffizienz wegen der Gefahr einer Laktatazidose vermieden werden. Als Alternativen werden Glipizide und Repaglinid vorgeschlagen (5)J Res Med Sci. 2015 Nov;20(11):1112-20.
  • Apigenin besitzt antioxidative, entzündungshemmende, antiapoptotische, antifibrotische und antidiabetische Eigenschaften. Im Tierversuch an diabetischen Ratten schwächte es die Nierenfunktionsstörungen, den oxidativen Stress und die Fibrosebildung ab. Dies könnte eine zukünftige Therapieoption werden. (6)Am J Physiol Renal Physiol. 2017 Aug 1;313(2):F414-F422. DOI: 10.1152/ajprenal.00393.2016

Verweise

Fachinfos

Patienteninfos

 

 

Literatur

Literatur
1 Am J Pathol. 1980 July; 100(1): 225–238
2Diabetes. 2005 Jun;54(6):1626-34
3Hum Genet. 2009 Dec;126(6):805-17
4J Renin Angiotensin Aldosterone Syst. 2014 Dec;15(4):410-8. DOI: 10.1177/1470320313475908
5J Res Med Sci. 2015 Nov;20(11):1112-20
6Am J Physiol Renal Physiol. 2017 Aug 1;313(2):F414-F422. DOI: 10.1152/ajprenal.00393.2016