PEG-Interferon

Artikel aktualisiert am 25. Februar 2018

PEG-Interferon bedeutet pegyliertes Interferon, d. h. Interferon, welches mit Polyethylenglycol gekoppelt ist. Ziel dieser Entwicklung ist es, die Wirkung von Interferon zu verlängern und gleichmäßiger zu gestalten, als es durch multiple Interferon-Injektionen möglich ist [1]; es braucht nur 1x wöchentlich verabreicht zu werden. Damit wird die Wirksamkeit bei der Behandlung von Viruserkrankungen, die darauf ansprechen, deutlich erhöht.

PEG-Interferon ist ein Beispiel dafür, wie hoch entwickelte Therapien durch neuere Entwicklungen auf anderem Gleis plötzlich vollständig abgelöst werden können (siehe dazu Therapie der Hepatitis C).


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 Das Wichtigste

Kurzgefasst
PEG-Interferon ist ein Medikament zur Behandlung einer chronischen Hepatitis C. Der Interferon-Anteil unterdrückt die Bildung von körpereigenen Stoffen (Zytokine), die gegen Virusinfektionen gerichtet sind. Der PEG-Anteil sorgt für eine verlängerte Wirkung. Die Kombination von PEG-Interferon und Ribavirin ist eine langjährige Standardtherapie der Hepatitis C. Auch sind bei der Behandlung der Hepatitis B und einiger bösartiger Erkrankungen günstige Erfahrungen gemacht worden. Zu den Nebenwirkungen gehören vor allem mehr oder weniger ausgeprägte Grippe-ähnliche Symptome (Fieber, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit). Auch steigt das Risiko für Infektionen.

 

Indikationen

Zu den PEG-Interferonen zählen PEG-Interferon ?-2a (Pegasys®) und PEG-Interferon ?-2b (PegIntron®). Beide werden in Kombination mit Ribavirin zur Therapie der chronischen Hepatitis C verwendet. PEG-Interferon ?-2a wird auch zur Behandlung der Hepatitis B eingesetzt.

Einzelne Indikationen

  • Einsatz bei Leberzirrhose: Das pegylierte IFN-alpha2a spricht auch bei Patienten mit bereits bestehender Zirrhose besser an als Standardinterferon [2]. In Kombination mit Ribavirin erhöht sich die Ansprechrate weiter; eine HCV-RNA-Negativierung (6 Monate nach Therapieende anhaltend) wurde bei Genotyp 1 in über 40% und bei den Genotypen 2 und 3 in über 75% erreicht [3]. Peg-Interferon reduziert die Entzündung und den Fibrosegrad bei Leberfibrose und Leberzirrhose [4].
  • Einsatz bei Hämophilie: Eine Studie an Hämophilie-Patienten mit Peg-IFNalpha2b[5] bestätigt die inzwischen vielfache Erfahrung einer guten Therapiewirkung: Behandlungsschema 1.5 microg/kg subcutan einmal wöchentlich plus oral Ribavirin 800-1200 mg/day, für 24 Wochen. Ergebnisse: 14% Therapieabbruch, 44% Dosisreduktion wegen Nebenwirkungen, 63% anhaltendes virologisches Ansprechen, davon 86% bei Genotypen 2 und 3 und 50% bei Genotypen 1 und 4. Je höher die Serum-Alanine Aminotransferase war, desto besser war das Ansprechen. [6].

Nebenwirkungen und Komplikationen

In der Regel treten nach Interferon-Applikation grippeähnliche Symptome auf ( siehe hier). Sie sind beim PEG-Interferon zwar gemindert, jedoch nicht völlig beherrscht. Um sie erträglich zu machen, wird daher gelegentlich zu Paracetamol oder NSAR gegriffen.

Selten kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie Depressionen, Autoimmunkrankheiten oder Infektionen bzw. Infektionskrankheiten kommen.

Vergleich der PEG-Interferone

Die große IDEAL-Studie Individualized Dosing Efficacy versus Flat Dosing to Assess Optimal Pegylated Interferon Therapy) [7] mit 3070 Patienten zeigte für beide PEG-Interferone (alpha-2a und alpha-2b) in Kombination mit Ribavirin eine gleiche Wirksamkeit bezüglich SVR (sustained virological response: 41% vs 39%). Kleinere Studien sehen einen kleinen Vorteil von PEG-Interferon-alpha-2a (66% [8] bzw. 69% [9] vs 54%)

Verweise

Literatur

  1. ? Drugs. 2010;70(2):147-65
  2. ? EJ Heathcote et al NEJM 2000; 343: 1673-1680
  3. ? Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1239-1241
  4. ? Aliment Pharmacol Ther. 2008 Apr 1;27(7):542-51
  5. ? Haematologica 2006; 91: 1367-71
  6. ? Internationale Studie (PEG-IFNa-2a gegen IFN-alpha-2a): NEJM 2000; 343:1666-1672
  7. ? Expert Opin Pharmacother. 2009 Dec;10(17):2845-57
  8. ? Gastroenterology. 2010 Jan;138(1):108-15
  9. ? Gastroenterology. 2010 Jan;138(1):116-22