Zeller Baraka Rundbrief 03

Ausschnitt aus Berichten von Dr. Nicole Zeller über ihre
Erfahrungen im Rahmen ihrer ärztlichen Tätigkeit in Kenia.


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Auszug aus einer Rundmail vom 28.01.2011:

Nach dem schönen erholsamen Wochenende in der Massai Mara waren wir alle für den Ansturm am Montag gut gewappnet und haben voller Elan in der Baraka gearbeitet. Ich hatte an diesem Tag unglaublich viele unterernährte Kinder, vor allem Kinder unter 2 Jahren, aber z.B. war auch ein 9jähriger Junge dabei. Er kam mit vielen Pullis und Jacken in mein Sprechzimmer, so dass mir zunächst gar nicht auffiel, dass er so dünn ist. Als er sich dann ausgezogen hat, bin ich total erschrocken, denn so ein Kind habe ich wirklich noch selten gesehen. Wirklich nur Haut und Knochen… Wenn das Schlüsselbein und die einzelnen Rippen so nach vorne stehn – unglaublich. Ich muss dann schon ganz schön schlucken. Noch mehr, als er vom Test zurückkam und HIV positiv war… Seine Tante zieht ihn auf, da die Mutter sehr krank zu Hause liegt (welche Krankheit das wohl ist?).

Ansonsten sehe ich fast nur Säuglinge und Kleinkinder und habe mir nun vorgenommen, sie möglichst spielerisch zu untersuchen, dass sie ganz so viel weinen – aber beim in Mund und Ohren schaun ist das Spiel dann meistens vorbei. Zur Belohnung gibt es dann eine Banane. Oftmals essen die Kinder ja nur eine Mahlzeit am Tag, d.h. morgens gibt es nur Tee und dann sind sie richtig hungrig und verschlingen die Banane noch in meinem Sprechzimmer. Kinder mit irgendwelchem Frakturverdacht lass ich jetzt immer mit dem Luftballon spielen, um zu sehen, wie sie sich bewegen – und so wird bei uns im Sprechzimmer dann auch viel gelacht.

Am Dienstag habe ich ein unterernährtes Kind zu Anastasia gebracht, da ich dachte, dass es vielleicht eine TB hat. Sie hat sich auch den Rücken genau angeschaut (was ich ehrlich gesagt vergessen hatte) und dort einen Gibbus gesehen und eine Rachitis diagnostiziert. Da war ich ganz schön froh, dass sie nochmals mit draufgeschaut hatte. Anastasia ist eine der clinical officer (Ausbildung zwischen Krankenschwester und Arzt), die vor allem die Patienten mit HIV und TB aufnimmt, betreut und dann in unser HIV-Programm weiterleitet.


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