Unkomplizierte Harnwegsinfektionen

Artikel aktualisiert am 16. September 2022

Akute unkomplizierte Harnwegsinfektionen (uncomplicated urinary tract infection) betreffen die unteren Harnwege (Harnröhre, Blase). Sie sind eine häufige Ursache einer ambulanten Arztkonsultation. Sie heilen oft spontan aus, meist werden jedoch Antibiotika verordnet.


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Definition

Unkompliziert ist ein Harnwegsinfekt dann, wenn er nicht durch eine funktionelle oder anatomische Veränderung bedingt ist oder gefördert wird, wenn auch keine Nierenerkrankung oder eine prädisponierende andere Bedingung (z. B. eine Abwehrschwäche, ein Diabetes mellitus, höheres Alter oder eine immunsuppressive Therapie) vorliegt und wenn der Verlauf nicht durch eine aufsteigende Infektion mit Pyelonephritis kompliziert ist.

Ursachen

Meist ist mangelhafte Intimhygiene die Ursache für eine unkomplizierte Harnwegsinfektion. Häufigster Erreger ist E. coli.

Symptomatik

Die unkomplizierte Urethritis (Entzündung der Harnröhre) und Zystitis (Blasenentzündung) machen sich lediglich durch Beschwerden beim Wasserlassen bemerkbar, dazu gehören Dysurie, Algurie, Strangurie und Pollakisurie.

,Die unkomplizierte Pyelonephritis macht sich durch Flankenschmerz und ein klopfschmerzhaftes Nierenlager bemerkbar.

Je weiter der Harnwegsinfekt aufgestiegen ist, desto häufiger kommen Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl hinzu und desto seltener ist die Spontanheilung.

Diagnostik

Der typische Urinbefund mit Bakteriurie plus Ausscheidung von Leukozyten, Erythrozyten und etwas Eiweiß beweist die Harnwegsinfektion. Eine Bakterienausscheidung ohne Leukozyturie und ohne Symptomatik wird als „asymptomatische Bakteriurie“ von der unkomplizierten Harnwegsinfektion abgegrenzt. Sie ist abzugrenzen von einer bakteriellen Kontamination des Urins außerhalb des Harntrakts.

Treten Harnwegsinfektionen gehäuft auf, so muss die Diagnostik bezüglich anderer auslösender Ursachen und prädisponierender Faktoren internistisch und urologisch abgeklärt werden.

Therapie

Die Spontanheilungsrate eines unkomplizierten Harnwegsinfekts liegt bei 25 – 42%. Antibiotika verbessern jedoch die Heilungs- und Reinfektionsraten erheblich. (1)J Infect 2009;58:91-102 Verwendet werden bei der unkomplizierten Zystitis häufig Fosphomycin-Trometamol (3000 mg, 1 Tag), Nitrofurantoin (4×50 mg, 7 Tage) und Pivmecillanam (2×200 mg, Tage), bei der unkomplizierten Pyelonephritis Fluochinolone (z. B. Ciprofloxacin 2×400 mg, 7-10 Tage). (2)Dtsch Arztebl Int 2011;108(24):415-23 Bei der unteren unkomplizierten Harnwegsinfektion wird oft auf eine bakteriologische Untersuchung verzichtet.

Da bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen immer wieder Antibiotika verordnet werden, tragen sie erheblich zu einer Resistenzentwicklung der beteiligten Bakterienstämme bei. Um dies zu verringern werden immer wieder nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) eingesetzt. Eine Metaanalyse besagt jedoch, dass die Nebenwirkungsrate in dieser Gruppe höher war und dass eine Pyelonephritis durch NSAID weniger häufig verhindert wurde. (3)SAGE Open Med. 2022 Sep 4;10:20503121221122392. doi: 10.1177/20503121221122392.  (4)BMC Infect Dis. 2021 Jun 29;21(1):619. doi: 10.1186/s12879-021-06323-0

Eine unkomplizierte Harnwegsinfektion kann durch erhöhte Trinkmenge ausheilen; eine antibiotische Therapie. Wenn sie nicht behandelt wird, sollte sie z. B. bei Schwangeren und Abwehrgeschwächten jedoch kontrolliert werden.

Mehr zur Harnwegsinfektion siehe hier.

Verweise

Patienteninfos

 

Cave: Angaben zu Dosierungen nicht ungeprüft übernehmen.


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1J Infect 2009;58:91-102
2Dtsch Arztebl Int 2011;108(24):415-23
3SAGE Open Med. 2022 Sep 4;10:20503121221122392. doi: 10.1177/20503121221122392.
4BMC Infect Dis. 2021 Jun 29;21(1):619. doi: 10.1186/s12879-021-06323-0