Schleifendiuretika

Artikel aktualisiert am 11. Juli 2022

Schleifendiuretika sind Diuretika (wassertreibende Medikamente), die in der Niere am aufsteigenden Schenkel der Henle´schen Schleife des Nephrons wirken.


Medikamente

Wichtige Schleifendiuretika sind Furosemid (kurze Wirkung) und Torasemid (länger anhaltende Wirkung). Andere Substanzen der Gruppe wie Etacrynsäure, Bumethanid und Piretanid werden seltener verwendet.


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Wirkprinzipien

Zwei Wirkmechanismen: Zu der besonders ausgeprägten diuretischen Wirksamkeit der Schleifendiuretika ergänzen sich zwei Mechanismen:

  • Sie vermindern die Rückresorption von Natrium aus dem Primärharn. Dies erfolgt durch reversible Hemmung des Na+K+2Cl-Symporters an der luminalen Seite der Tubuluszellen im aufsteigenden Teil der Henle´schen Schleife. Natriumionen, die normalerweise und mit seinen kationischen Gegenionen rückresorbiert werden, verbleiben somit im Harn und werden mit ihrem Lösungswasser ausgeschieden. Daher rührt die harntreibende Wirkung der Schleifendiuretika.
  • Sie hemmen die Drosselung der Nierendurchblutung durch Selbstregulation. Damit erhöht sich der arterielle Druck an den Glomerula; er gleicht sich dem Blutdruck an. Und damit erhöht sich auch der Filtrationsdruck. Bei gutem Blutdruck führt dies zu einer Steigerung der Filtrationsrate und der Primärharnbildung.

Wirkung höher als die der Thiazide: Da in der Henle´schen Schleife ein Hauptteil des Natriums resorbiert wird, ist die diuretische Wirkung der Schleifendiuretika besonders groß; sie ist ausgeprägter als die der Thiazide. Sie können im Gegensatz zu den Thiaziden auch bei einer Niereninsuffizienz verabreicht werden.

Rebound-Effekt: Die Schleifendiuretika, besonders die kurz wirksamen unter ihnen, wie das Furosemid, können einen Rebound-Effekt auslösen. Nach Abklingen ihrer Wirkung sparen die Nieren Flüssigkeit wieder vermehrt ein. Daher ist es häufig sinnvoll, die Medikation in verzettelten Einzeldosen zu verabreichen. Bei einem beginnenden akuten Nierenversagen reicht jedoch manchmal auch eine einzelne Starterdosis, um eine Diurese (Urinproduktion) wieder in Gang zu bringen.

ACE-Hemmer als Begleitmedikation: Wenn Schleifendiuretika zu einer Hypovolämie (Volumenmangel in der Blutbahn) führen, reguliert die Niere gegen. Sie erhöht die Produktion von Renin durch die Renin-produzierenden Zellen des glomerulären Mesangiums. Es kommt zur Aktivierung des RAAS. ACE-Hemmer unterdrücken diese Nebenwirkung, sie stellen daher speziell bei der Therapie einer Hypertonie eine sinnvolle Begleitmedikation dar.

Indikationen

Zu den häufigsten Indikationen der Schleifendiuretika zählen

Flüssigkeitszufuhr während der Diuretikatherapie

Um einen möglichst guten Therapieerfolg zu gewährleisten und die Dosis der Medikamente zur Erhöhung ihrer Effizienz und Minimierung der Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, sollte die Flüssigkeitszufuhr (oral plus ggf. intravenös) kontrolliert werden. Pro Tag ist bei dem Ziel einer Ausschwemmung von Flüssigkeit bei Überwässerung eine Trinkmenge nicht mehr als etwa 1,5 Liter erlaubt, bei starkem Schwitzen in der Sommerhitze entsprechend mehr, z. B. bis 2 l. Dies gilt im Wesentlichen auch dann, wenn das Ziel einer Blutdrucksenkung verfolgt wird. Die individuell zu empfehlende Flüssigkeitszufuhr pro Tag muss der behandelnde Arzt festlegen.

Nebenwirkungen und Komplikationen

Schleifendiuretika und Hypokaliämie

Unter der Behandlung mit Schleifendiuretika können sich

  • eine Hypokaliämie und
  • eine Hypovolämie (Volumenmangel im Blutgefäßsystem) bis hin zur Exsikkose („Austrocknung“)

entwickeln. Eine entsprechende Überwachung ist erforderlich. Zur Vorbeugung einer Hypokaliämie werden Schleifendiuretika oft mit Kalium sparenden Diuretika kombiniert.

Schleifendiuretika und NSAR

Schleifendiuretika steigern die Durchblutung der Nieren über Prostaglandine. Wenn jedoch die Prostaglandinproduktion durch NSAR gehemmt ist, können Schleifendiuretika zu einer Niereninsuffizienz führen. Es kommt unter der Kombination von Schleifendiuretika und NSAR (nicht steroidale Antirheumatika) zu einer Abnahme des Kreislaufvolumens und einer Kontraktion der Vasa afferentia an den Glomerula und damit zu einer Abnahme der glomerulären Filtrationsrate.

Schleifendiuretika bei Blutstauung im Darm

Bei einer Blutstauung im Darmbereich (z. B. bei Rechtsherzinsuffizienz oder Leberzirrhose mit portaler Hypertension) ist die intestinale Resorption von oral zugeführtem Furosemid deutlich verschlechtert. Das verwandte Torasemid hat die bessere Resorptionsquote und wirkt daher zuverlässiger.


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Verweise