Hyperparathyreoidismus

Artikel aktualisiert am 18. August 2021

Beim Hyperparathyreoidismus liegt eine Überproduktion von Parathormon, dem Hormon der Nebenschilddrüsen, vor. Sie führt zu übermäßiger Kalziumfreisetzung aus dem Knochen. Hauptkomplikationen betreffen Magen, Bauchspeicheldrüse und Herz. Am Knochen kommt es durch den Abbau zu einer Verdünnung der Klochenstruktur (Osteopenie). Meist ist der Kalziumspiegel im Blut erhöht, selten aber auch normal. (1) 2016 May 19;2:16033. doi: 10.1038/nrdp.2016.33.


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Entstehung

Parathormon: Beim Hyperparathyreoidismus Parathormon, das Hormon der Nebenschilddrüsen, vermehrt gebildet. Darauf ist eine Reihe von Symptomen und Folgen zurückzuführen.

Parathormon steigert die Aktivität der Osteoklasten mit der Folge einer Kalziumfreisetzung und eines Knochenabbaus (Osteopenie, Osteomalazie). Es stimuliert die Vitamin-D-Synthese, so dass mehr Kalzium enteral (im Darm) resorbiert wird. Es erhöht die renale Phosphatausscheidung (in den Nieren) und steigert die Kalziumresorption im Darm. Alle diese Funktionen dienen der Erhöhung des Kalziumspiegels im Blut, welche die Stellgröße in einem komplexen Regelkreis darstellt.

Es lassen sich drei Typen des HPT unterscheiden: primärer, sekundärer und tertiärer HPT.

  • Dem primären Hyperparathyreoidismus liegt meist ein Adenom einer Nebenschilddrüse zugrunde, seltener eine diffuse Hyperplasie aller Epithelkörperchen oder ein Karzinom. Folge ist ein erhöhter Kalziumspiegel (Hyperkalzämie) und konsekutiv ein erniedrigter Phosphatspiegel im Blut. Es entwickelt sich eine Osteoporose. Lange bleibt der primähe HPT symptomlos. Wegen der inadäquaten Brüchigkeit der Wirbelsäule kann es zu Wirbelsäulenfrakturen komen, welche oft die erste Symptomatik auslösen. Auch können Nierensteine (Nephrolithiasis) auf die Diagnose hinweisen. (2)Nat Rev Endocrinol. 2018 Feb;14(2):115-125. DOI: 10.1038/nrendo.2017.104. Epub 2017 Sep 8. PMID: … Continue reading Dem primären HPT liegt in bis zu 10% eine genetische Prädisposition (u. a. MEN1 und CDC73) zugrunde. Sie ist häufig mit einem endokrinen Pankreastumor und einem Karzinoid assoziiert (MEN-Typ 1) (3)J Intern Med. 2016 Dec;280(6):574-583. DOI: 10.1111/joim.12523. Epub 2016 Jun 16. PMID: 27306766.
  • Der sekundäre Hyperparathyreoidismus ist Folge einer Gegenregulation bei zu geringer oraler Kalziumaufnahme oder zu hohem Kalziumverlust. Die Ursache hierfür kann in der Niere oder im Darm liegen. Meist liegt eine Niereninsuffizienz vor, bei der eine mangelhafte Vitamin-D-Synthese besteht, seltener eine Darmkrankheit mit Resorptionsstörung (Malassimilationssyndrom) oder eine erhöhte Fettausscheidung mit dem Stuhl (Steatorrhoe). Beim sekundären HPT ist der Kalziumspiegel meist normal. Bei renaler Ursache ist Phosphat erhöht, bei enteraler Ursache normal.
  • Der tertiäre Hyperparathyreoidismus entsteht auf dem Boden eines lange bestehenden sekundären HPT durch Ausbildung einer Autonomie. In dieser Entwicklungsphase führt der nun autonom (und nicht mehr reaktiv) erhöhte Parathormonspiegel zu einer Hyperkalzämie.

Klinik und Symptomatik

Meist existieren nur vieldeutige Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit, Adynamie, Appetitlosigkeit. Selten Symptome von Folge- oder Begleiterkrankungen: Knochenschmerzen, Symptome eines Magenulkus, einer Pankreatitis oder einer Nephrolithiasis. Durch die Hyperkalzämie mit verkürztem QT-Intervall können Herzrhythmusstörungen auftreten. (4) 2018 Aug;179(2):117-124. doi: 10.1530/EJE-17-0948.

Diagnostik

Ausgangspunkt der Diagnostik ist meist eine Nephrolithiasis (Nierensteine) kombiniert mit einer Erhöhung der Kalziumkonzentration im Blut. Bei einem HPT mit normalem Kalziumspiegel ist der Parathormonspiegel im Blut ebenfalls erhöht. Auch eine ausgeprägte Osteoporose bzw. eine Wirbelsäulenfraktur ohne besonderen Anlass sollte Anlass für eine Diagnostik sein.

Basisdiagnostik: Eine Bestimmung der Kalzium- und Phosphatkonzentration im Blut, der Kalzium- und Phosphatausscheidung im Urin, der Phosphatclearance, des Parathormons im Blut sind die ersten diagnostischen Maßnahmen.

Bildgebende Diagnostik: Eine chronische Erhöhung des Kalziumspiegels weist auf einen HPT hin; ein primärer Hyperparathyreoidismus gilt als ihre häufigste Ursache. Ein einzelnes Adenom ist wiederum die häufigste Ursache; seltener sind mehrere der Nebenschilddrüsen betroffen.  (5) 2017 Mar;46(1):87-104. doi: 10.1016/j.ecl.2016.09.012. (6)Nat Rev Endocrinol. 2018 Feb;14(2):115-125. DOI: 10.1038/nrendo.2017.104. Epub 2017 Sep 8. PMID: … Continue reading Eine Suche nach solch einem Adenom ist durch Sonographie nicht immer erfolgreich, so dass meist CT / MRT zuhilfe ezogen werden müssen. Gelegentlich muss intraoperativ nach dem verantwortlichen Adenom gesucht werden.

Differenzialdiagnostik: Der HPT muss von einer renalen familiären hypokalziurischen Hyperkalzaemia unterschieden werden, die nicht durch eine Überproduktion von Parathormon bedingt ist; typisch ist eine Hyperkalzämie bei nicht erhöhtem Parathormon. (7)Nat Genet. 2013 Jan;45(1):93-7. DOI: 10.1038/ng.2492. Epub 2012 Dec 9. PMID: 23222959; PMCID: … Continue reading

Therapie

Stehen erhöhte Kalziumwerte mit EKG-Veränderungen im Vordergrund, so sollten die Kalziumwerte (beim primären und tertiären Hyperparathyreoidismus) rasch und wirksam gesenkt werden, beispielsweise durch forcierte Diurese, Calcitonin oder Bisphosphonate. Liegt eine

Beim sekundären Hyperparathyreoidismus muss die Grunderkrankung erkannt und behandelt werden: operative Entfernung des oder der befallenen Epithelkörperchen (Lokalisationsdiagnostik durch Sonographie und Computertomographie).

Verweise



Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 2016 May 19;2:16033. doi: 10.1038/nrdp.2016.33.
2Nat Rev Endocrinol. 2018 Feb;14(2):115-125. DOI: 10.1038/nrendo.2017.104. Epub 2017 Sep 8. PMID: 28885621; PMCID: PMC6037987.
3J Intern Med. 2016 Dec;280(6):574-583. DOI: 10.1111/joim.12523. Epub 2016 Jun 16. PMID: 27306766.
4 2018 Aug;179(2):117-124. doi: 10.1530/EJE-17-0948.
5 2017 Mar;46(1):87-104. doi: 10.1016/j.ecl.2016.09.012.
6Nat Rev Endocrinol. 2018 Feb;14(2):115-125. DOI: 10.1038/nrendo.2017.104. Epub 2017 Sep 8. PMID: 28885621; PMCID: PMC6037987.
7Nat Genet. 2013 Jan;45(1):93-7. DOI: 10.1038/ng.2492. Epub 2012 Dec 9. PMID: 23222959; PMCID: PMC3605788.