Peritonealkarzinose

Artikel aktualisiert am 10. Oktober 2022

Peritonealkarzinose (Karzinomatose des Peritoneums, engl.: peritoneal carcinomatosis) bedeutet Krebsaussaat im Bauchfell (Peritoneum). Häufigster Ausgang ist ein Tumor aus dem Bereich der gynäkologischen Organe und des Magendarmtrakts. In einigen Fällen kann die Krebserkrankung als lokoregional begrenzt angesehen werden, so dass sich eine entsprechende Therapie anbieten kann. So ist in 10–35 % der Patienten mit rezidivierendem Darmkrebs (CRC) und in bis zu 50 % derjenigen mit rezidivierendem Magenkrebs (GC) der Tumor auf das Peritoneum begrenzt. (1)World J Gastroenterol. 2013 Nov 7;19(41):6979-94. DOI: 10.3748/wjg.v19.i41.6979. Ansonsten bedeutet eine peritoneale Aussaat eine deutliche Verschlechterung der Prognose.


Bedeutung

Folgende Folgen können eintreten:

  • Eine Peritonealkarzinomatose kann Ursache einer schwer therapierbaren Bauchwassersucht (Aszites) sein.
  • Sie kann zu einer Beeinträchtigung der Darmbeweglichkeit bis hin zur Darmlähmung (Subileus und Ileus) führen. Symptome sind entsprechend Übelkeit, Völlegefühl und Brechreiz.

Ursachen

Praktisch alle Tumortypen kommen als Ursache in Betracht, so ein Kolonkarzinom, Pankreaskarzinom, Magenkarzinom, ein Carcinoid (z. B. des Appendix) oder gynäkologische Tumore, wie das Ovarialkarzinom. Zudem kommen ggf. ein peritoneales Mesotheliom und ein Pseudomyxom (Pseudomyxoma peritonei) in Betracht; beide kommen seltener vor. Die histologischen Typen sind durch eine Gewebeprobe differenzierbar.

Typen

Bei peritonealen Metastasen von gynäkologischen und gastrointestinalen Karzinomen werden 3 Typen unterschieden: (2)World J Gastroenterol. 2013 Nov 7;19(41):6979-94. DOI: 10.3748/wjg.v19.i41.6979

  • Random Proximal Distribution (RPD): Eine frühe Metastasierung in der Bauchhöhle ist auf das Vorhandensein von Adhäsionsmolekülen auf der Krebszelloberfläche zurückzuführen.
  • Vollständige Umverteilung (CRD): Aufgrund der geringen biologischen Aggressivität der Tumorzellen findet keine Adhäsion an der peritonealen Oberfläche in der Nähe des Primärtumors statt.
  • Weit verbreitete Krebsverteilung (WCD): Hier finden sich Adhäsionsmoleküle auf der Oberfläche von Krebszellen, die eine große Menge Schleim produzieren und die Zelladhäsion stören.

Diagnostik

  • Bildgebende Verfahren wie Sonographie und CT: Verdickung des Peritoneums, Primärtumorsuche, Metastasensuche.
  • Aszitespunktion zur Gewinnung einer Zytologie und ggf. auch zur Entlastung bei starker Zunahme des Bauchumfangs.
  • ggf. Bauchspiegelung (Laparoskopie) zur Diagnostik, wenn die Bildgebung versagt, der Verdacht aber bestehen bleibt. Gewinnung einer Gewebeprobe für mikroskopische Untersuchungen.

Therapie

Chemotherapie: Es kommt je nach Ursache eine Chemotherapie in Frage. Eine symptomatische Behandlung ist fast immer zusätzlich erforderlich (Aszitespunktion zur Reduktion des Bauchumfangs, Diuretika, Behandlung der Übelkeit, ggf. parenterale Ernährung und Flüssigkeitszufuhr (über Infusionen). Ggf. weitere palliative Maßnahmen (Opioide etc.).

Mesotheliome haben bei aggressiver Therapie in frühen Stadien eine relativ lange Überlebenszeit; bei nur 6% fanden sich entfernte Metastasen. (3)World J Gastroenterol. Nov 7, 2013; 19(41): 6979-6994 DOI: 10.3748/wjg.v19.i41.6979] DOI:  … Continue reading

Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie: Wenn eine lokoregionale Erkrankung angenommen werden kann, kommt eine chirurgische Reduktion der Tumormasse und eine hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (CRS + HIPEC mit Lobaplatin und Docetaxel) in Betracht. Bei ausgesuchten Patienten kann dies zu einer Lebensverlängerung bei akzeptabler Verträglichkeit führen. (4)World J Surg Oncol. 2016 Sep 15;14(1):246. DOI: 10.1186/s12957-016-1004-4.

  • In einer Studie an metastasierendem Magenkarzinom wurde nach Gastrektomie durch eine hypertherme intraperitoneale Chemotherapie ein mittleres Überleben von 16,1 Monaten erreicht. Das Überleben nach 1, 2 und 3 Jahren lag bei 90%, 50% und 28%. (5)Ann Surg Oncol. 2021 Jan;28(1):258-264. DOI: 10.1245/s10434-020-08739-5
  • Bei einem intraperitoneal metastasierenden Pankreaskarzinom erbrachte eine Pilotstudie ein mittleres progressionsfreies Überleben von 20 Monaten. (6)Ann Surg Oncol. 2022 Aug 16. DOI: 10.1245/s10434-022-12328-z

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Verweise


Literatur

Literatur
1World J Gastroenterol. 2013 Nov 7;19(41):6979-94. DOI: 10.3748/wjg.v19.i41.6979.
2World J Gastroenterol. 2013 Nov 7;19(41):6979-94. DOI: 10.3748/wjg.v19.i41.6979
3World J Gastroenterol. Nov 7, 2013; 19(41): 6979-6994 DOI: 10.3748/wjg.v19.i41.6979] DOI: 10.3748/wjg.v19.i41.6979
4World J Surg Oncol. 2016 Sep 15;14(1):246. DOI: 10.1186/s12957-016-1004-4.
5Ann Surg Oncol. 2021 Jan;28(1):258-264. DOI: 10.1245/s10434-020-08739-5
6Ann Surg Oncol. 2022 Aug 16. DOI: 10.1245/s10434-022-12328-z