Kochsalz (Natriumchlorid)

Artikel aktualisiert am 27. Juli 2022

Kochsalz (Natriumchlorid) ist lebensnotwendig als Lieferant von Natrium- und Chlorid-Ionen. Der intra- und extrazelluläre Natrium- und Chloridgehalt wird fein reguliert. Mangelt es an Natrium, so wird es in den Nieren zurückgehalten; besteht ein Überschuss, kommt es zu einer vermehrten Ausscheidung über den Urin.


Das Wichtigste verständlich

Kurzgefasst
Kochsalz ist chemisch Natriumchlorid (NaCl). Es befindet sich in allen Nahrungsmitteln. Auch wenn Kochsalz lebensnotwendig ist, so ist doch eine übermäßige Zufuhr, wie sie durch Zusalzen der Speisen leicht erreicht wird, schädlich. Die Höhe der Kochsalzzufuhr ist assoziiert mit dem Risiko für Bluthochdruck (Hypertonie), Schlaganfall und Herzinfarkt (kardiovaskuläres Risiko). Metaanalysen von Studien weisen auf, dass eine Senkung der durchschnittlichen Kochsalzzufuhr auf 3g oder sogar unter 2g pro Tag einen schützenden Effekt hat. Die Befürchtung negativer Auswirkungen scheint unbegründet.

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Wie viel Kochsalz gesund ist

Diese Zusammenhänge sind lange bekannt, und es wurde schon lange von den Fachgesellschaften auf die Notwendigkeit einer Reduktion der Kochsalzaufnahme hingewiesen. Unklar war bisher jedoch, welche Kochsalzmenge als angestrebt werden sollte. Zu gering darf sie nicht sein, da ein Ersatz des natürlichen Verlusts durch Urin und Schweiß notwendig ist.

Früher sind Werte von bis zu 9 g/Tag als normal angesehen worden; dann wurden die Empfehlungen auf 5 g/Tag korrigiert, da die niedrigeren Werte einen positiven Effekt auf den Blutdruck ausüben. Heutige Empfehlungen liegen bei unter 3 g/Tag (siehe unten).

Effekt einer zu hohen Kochsalzzufuhr

Wird dauerhaft mehr Kochsalz als erforderlich aufgenommen, so steigt der Blutdruck, und es kommt zu einem erhöhten Risiko kardiovaskulärer Komplikationen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Auch das Risiko eines Magenkarzinoms korreliert mit der täglich aufgenommenen Kochsalzmenge.

Eine Studie besag: Jede Erhöhung der Natriumausscheidung um 1 g erhöhte das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall um 18%. Jede 1-g-Erhöhung von Kalium dagegen senkte es um 18%. (1)N Engl J Med 2022; 386:252-263 DOI: 10.1056/NEJMoa2111673

Studien zum Effekt einer reduzierten Kochsalzaufnahme

  • Eine Metaanalyse vieler Studien 2013 (2)BMJ. 2013 Apr 3;346:f1325. empfiehlt nun sogar eine Reduktion auf 3 g/Tag. Sie weist auf, dass eine langfristig reduzierte Kochsalzzufuhr einen signifikant senkenden Effekt auf den Blutdruck sowohl normotensiver wie auch hypertensiver Menschen, gleich welchen Geschlechts oder welcher Hautfarbe, ausübt. Es kommt zu einer geringfügigen Erhöhung der Blutspiegel von Renin und Aldosteron als Ausdruck einer physiologischen Stimulierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Ein bedeutender Effekt auf die Blutfette besteht nicht.
  • Eine Metaanalyse von weltweiten Studien 2014 (3)N Engl J Med. 2014 Aug 14;371(7):624-34 wertete die Dosis-Effekt-Zusammenhänge zwischen Kochsalzzufuhr und Blutdruck und kardiovaskulärer Mortalität aus. Den Daten wurde entnommen, dass 2010 die mittlere Kochsalzzufuhr um 3,95 g/Tag mit regionalen Schwankungen zwischen 2,18 und 5,51 g/Tag betrug. Eine Reduktion von 2,30 g/Tag war mit einer Reduktion des Blutdrucks um 3,82 mm Hg assoziiert. Der Blutdruck war proportional mit der kardiovaskulären Mortalität verbunden, ohne dass bis hin zu einem Blutdruck von 115 mm Hg eine Grenze des Zusammenhangs festgestellt werden konnte. Das Ausmaß des Effekts eines niedrigeren Blutdrucks auf die kardiovakulären Komplikationen war jedoch altersabhängig und fiel in höherem Alter geringer aus. Die niedrigste getestete Natriumaufnahme, für welche eine Blutdrucksenkung nachgewiesen werden konnte, lag bei 1,5 g/Tag. Bezüglich des Magenkarzinom-Risikos lag eine untere Grenze bei 1,245 g/Tag. Etwa 40% der Kochsalz-assoziierten Todesfälle betraf Menschen unter 70 Jahren. Jeder zehnte Todesfall aus kardiovaskulären Gründen konnte einer erhöhten Kochsalzzufuhr von über 2,0 g/Tag zugeschrieben werden. Die Befürchtungen physiologischer Nachteile einer reduzierten Kochsalzzufuhr konnten sich aus den Studien nicht belegen lassen. Damit werden Überlegungen gestützt, die Empfehlungen zur täglichen Kochsalzzufuhr auf 1,2 bis 2,0 g/Tag festzulegen.
  • Die Erkenntnisse werden in einer NEJM-Arbeit eindrucksvoll bestätigt. Es wurden 10709 Studienteilnehmer, mittl. Alter 51 J, durchschnittlich 8,8 Jahre nachverfolgt. Im Beobachtungszeitraum erlitten Teilnehmer mit einer höheren NaCl-Aufnahme (gemessen an der täglichen NaCl-Ausscheidung) deutlich häufiger einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine kardiale Revaskularisation (z. B. durch Koronarstent). Je 1000 mg mehr NaCl-Ausscheidung stieg das kardiovaskuläre Risiko um 18% an. In entsprechendem Maße sank das Risiko bei zunehmender Kaliumausscheidung. Folgerung der Autoren: weniger diätetisches NaCl, mehr KCl. (4)N Engl J Med. 2021 Nov 13. DOI: 10.1056/NEJMoa2109794. Epub ahead of print. PMID: 34767706.

 

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1N Engl J Med 2022; 386:252-263 DOI: 10.1056/NEJMoa2111673
2BMJ. 2013 Apr 3;346:f1325.
3N Engl J Med. 2014 Aug 14;371(7):624-34
4N Engl J Med. 2021 Nov 13. DOI: 10.1056/NEJMoa2109794. Epub ahead of print. PMID: 34767706.