Ghrelin
Artikel aktualisiert am 30. März 2018
Ghrelin ist das Akronym für „Growth Hormone Release Inducing“. Es wurde 1999 entdeckt und ist ein Hormon aus der Magenschleimhaut, das seine Hauptwirkung im Gehirn entfaltet („gut-brain axis“) und den Appetit anregt.
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Inhaltsverzeichnis
Pathophysiologie
Ghrelin ist ein Polypeptid aus 28 Aminosäuren, das aus einer Vorstufe (Präproghrelin), die im Fundus des Magens (Parietalzellen) und wahrscheinlich in geringen Mengen in anderen Organen gebildet wird, entsteht. Es findet sich auch in hypothalamischen Kernen des Gehirns, die die Produktion des Wachstumshormons (Growth Hormone, somatotropes Hormon (STH)) in der Hypophyse mitbestimmen. Ghrelin induziert die Freisetzung von Wachstumshormon (wirkt daher als Sekretagog für Somatotropin), stimuliert den Appetit und beeinflusst Motilität und Säuresekretion des Magens über die Aktivierung des Growth-Hormone-Secretagogue-Rezeptors.
Ghrelin wird bei Hunger gebildet, stimuliert die Nahrungsaufnahme, und führt zur Gewichtszunahme[1]. Dabei wird einerseits durch Beeinflussung des zentralen Nervensyststems der Appetit angeregt und andererseits unabhängig davon das abdominelle (weiße) Fett vermehrt. Auch führt die experimentelle Zufuhr von acetyliertem Ghrelin zu einer Leberverfettung [2].
Obestatin entsteht wie Ghrelin aus Präproghrelin. Es scheint ein physiologischer Gegenspieler des Ghrelin bei der Nahrungsaufnahme zu sein (siehe Regulierung des Appetits).
Einfluss auf Krankheiten
Anorexie
Erhöhte Werte findet man insbesondere bei der Anorexia nervosa[3] [4] und besonders stark beim Prader-Willi-Syndrom, einer seltenen genetisch determinierten Erkrankung, bei der u. a. „Fressattacken“ auftreten.
Adipositas
Bei der Behandlung des Übergewichts werden zunehmend die pathophysiologischen Erkenntnisse zu Ghrelin berücksichtigt. Die Adipositas-Chirurgie verwendet Operationsmethoden, die die Ghrelinbildung vermindern sollen (Resektion von Magenanteilen mit Fundus)[5].
Im Tierexperiment an jungen Schweinen wird die Ghrelinproduktion im Fundus des Magens, die etwa 90% der Ghrelinproduktion ausmacht, durch eine selektive arterielle Embolisation (gastric artery chemical embolization) stark unterdrückt. Die Versuchstiere nahmen im Vergleich zu den Kontrolltieren nicht weiter an Gewicht zu[6].
Das kardiovaskuläre System
Ghrelin verbessert die endotheliale Dysfunktion durch Erhöhung der Bioverfügbarkeit von NO (Stickstoffmonoxid), insbesondere beim metabolischen Syndrom. Es bewirkt eine Verbesserung der linksventrikulären Funktion, vermindert den peripheren Gefäßwiderstand und den arteriellen Blutdruck [7].
Verweise
Literatur
- ? Rev Endocr Metab Disord. 2006 Dec;7(4):237-49
- ? Mol Endocrinol. 2009 Jun;23(6):914-24
- ? J Clin Endocrinol Metab. 2008 Aug 26
- ? Biol Psychiatry. 2008 May 10
- ? Obes Surg. 2008 Jul;18(7):819-28
- ? Radiology. 2008 Oct;249(1):127-33
- ? Int J Pept. 2010;2010. pii: 864342. Epub 2010 Mar 16.