Cetuximab

Artikel aktualisiert am 2. Februar 2021

Cetuximab (Erbitux®) ist ein monoklonaler Antikörper gegen den Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR), der in der Tumortherapie verwendet wird. Ein nachfolgend entwickelter EGFR-Antikörper ist Panitumumab; er hat deutlich weniger allergische Nebenwirkungen als Cetuximab und wird meist bevorzugt.


Hintergrund

Der EGF-Rezeptor wird durch den epidermalen Wachstumsfaktor (EGF) und den transformierenden Wachstumsfaktor alpha (TGF-?) aktiviert. Durch die Bindung wird eine intrazelluläre Kaskade von Signalen ausgelöst, die schließlich zu z. B. Zellvermehrung, Neubildung von Blutgefäßen (Angioneogenese) und Metastasierung führt. Auch kann eine erhöhte Resistenz gegen Bestrahlung oder Chemotherapie die Folge sein. Zu den EGFR-überproduzierenden Tumoren gehören Tumoren von Kolon und Rektum, Pankreas, Prostata, Kopf-Hals-Bereich, Brust, Nieren, Lungen (NSCLC). In die Signalkette, die vom EGFR ausgelöst wird greifen auch Thyrosinkinasehemmer wie Erlotinib oder Gefitinib ein.

Das Wichtigste

Kurzgefasst
Cetuximab ist ein künstlicher Antikörper, der als Medikament zur Behandlung von Krebserkrankungen eingesetzt wird. Gute Erfahrungen bestehen bereits mit Darmkrebs (mit Kras-Wildtyp), Kopf-Hals-Tumoren und dem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs. Nebenwirkungen betreffen vor allem einen Akne-artigen Hautausschlag, der ein gutes Ansprechen signalisiert.

Indikationen

Für folgende Erkrankungen bestehen Erfahrungen:

  • Kolorektales Karzinom: Eine Studie zeigt beim fortgeschrittenen, Irinotecan-refraktären kolorektalen Karzinom für Cetuximab eine Verlängerung der Zeit bis zur Progression von 1,5 auf 4,1 Monate und eine Verlängerung des mittleren Überlebens von 6,9 auf 8,6 Monate (1)N Engl J Med. 2004 Jul 22;351(4):337-45. Weitere Studien (Dosierung i.d.R.: initial 400 mg Cetuximab pro Quadratmeter Körperoberfläche gefolgt von wöchentlichen Infusionen von 250 mg pro Quadratmeter plus „best supportive care“ bei Patienten, die gegenüber herkömmlichen Chemotherapien refraktär waren, zeigen ebenfalls eine Lebensverlängerung (2)N Engl J Med. 2007 Nov 15;357(20):2040-8. Ein akneartiger Hautausschlag (in 80%) als Nebenwirkung war mit der onkostatischen Wirkung korreliert. Eine Kombination von Cetuximab und Bevacizumab scheint nach einer Studie bei therapierefraktären Patienten eine Therapieoption darzustellen (3)J Clin Oncol. 2007 Oct 10;25(29):4557-61. Im Studienarm mit Cetuximab, Bevacizumab, und Irinotecan (CBI) war die progressionsfreie Zeit 7,3 Monate versus 4,9 Monaten im Studienarm mit Cetuximab und Bevacizumab (CB); as Gesamtüberleben lag bei 14,5 versus 11,4 Monaten. Erbitux ist seit 30.6.08 zur Behandlung des fortgeschrittenen kolorektalen Karzinoms zugelassen. Nach neueren Ergebnissen ist der Erfolg bei KRAS-Wildtyp (etwa 65% der Patienten) besser als bei KRAS-Mutationen (etwa 35% der Patienten) (4)J Clin Oncol. 2008 Jan 20;26(3):374-9. Der Nachweis eines K-ras-Wildtyps gilt als eine Vorbedingung für die Behandlung. (Genaueres siehe unter KRAS-Onkogen)
  • Squammöse Kopf-Hals-Tumore (5)N Engl J Med. 2006 Feb 9;354(6):567-78
  • Nicht-kleinzelliger Lungentumor (NSCLC).In Kombination mit Platin-basierter Chemotherapie kann eine Lebensverlängerung erwartet werden. (6) Clin Lung Cancer. 2009 Jul;10(4):230-8. doi: 10.3816/CLC.2009.n.031. PMID: 19632939. (7)Expert Opin Biol Ther. 2018 Apr;18(4):483-493. doi: 10.1080/14712598.2018.1452906. PMID: 29534625.
  • Epitheliale Tumore (8)Clin Cancer Res. 2007 Feb 1;13(3):986-93

Nebenwirkungen

Die Inzidenz von bedeutsamer toxischer Nebenwirkungen liegt bei 15-21%, die von dem ähnlichen Panitumumab (ebenfalls degen EGF-Rezeptor gerichtet) dagegen bei nur 4%. Dennoch kann es erfolgreich sein, bei einer adversen Reaktion auf Panitumumab (meist allergisch-hypererger Art) eine Weiterführung der Antikörpertherapie mit Cetuximab zu versuchen. (9)Cancer Chemother Pharmacol. 2009 Dec;65(1):107-12. doi: 10.1007/s00280-009-1009-6. Epub 2009 May 5. … Continue reading In einem Fall wurde dadurch eine Resektabilität eines Rektumkarzinoms erreicht. (10)Int Cancer Conf J. 2020 Oct 30;10(1):87-90. DOI: 10.1007/s13691-020-00455-x. PMID: 33489709; … Continue reading


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Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum)



Literatur

Literatur
1N Engl J Med. 2004 Jul 22;351(4):337-45
2N Engl J Med. 2007 Nov 15;357(20):2040-8
3J Clin Oncol. 2007 Oct 10;25(29):4557-61
4J Clin Oncol. 2008 Jan 20;26(3):374-9
5N Engl J Med. 2006 Feb 9;354(6):567-78
6 Clin Lung Cancer. 2009 Jul;10(4):230-8. doi: 10.3816/CLC.2009.n.031. PMID: 19632939.
7Expert Opin Biol Ther. 2018 Apr;18(4):483-493. doi: 10.1080/14712598.2018.1452906. PMID: 29534625.
8Clin Cancer Res. 2007 Feb 1;13(3):986-93
9Cancer Chemother Pharmacol. 2009 Dec;65(1):107-12. doi: 10.1007/s00280-009-1009-6. Epub 2009 May 5. PMID: 19415280.
10Int Cancer Conf J. 2020 Oct 30;10(1):87-90. DOI: 10.1007/s13691-020-00455-x. PMID: 33489709; PMCID: PMC7797389.