Die Speiseröhre

Artikel aktualisiert am 14. Dezember 2022

Die Speiseröhre (medizinisch: Ösophagus) verbindet Mund und Rachen mit dem Magen. Er stellt einen mit Schleimhaut ausgekleideten Schlauch dar, der von einer Ring- und Längsmuskulatur umgeben ist.


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Öffnung und Verschluss bei Essen und Trinken

Durch den Schluckakt öffnet sich im Kehlkopfbereich der Eingang der Speiseröhre („Ösophagusmund“), indem sein Verschlussmechanismus, der obere Ösophagussphinkter, erschlafft und den Weg für Nahrung und Flüssigkeit frei gibt. Gleichzeitig verschließt sich der Eingang zur Luftröhre durch den Kehldeckel, so dass die durch die Zunge nach hinten geschobene und durch die Schlundmuskulatur beförderte Nahrung den richtigen Weg in die Speiseröhre (und nicht in den „falschen Hals“, nämlich in die Atemwege) nimmt.

Passage des Geschluckten

Die Passage des Geschluckten durch die Speiseröhre verläuft geordnet ab, indem ihre Ringmuskulatur in Zusammenspiel mit der benachbarten Längsmuskulatur einen Melkvorgang einleitet, der die Portion geregelt zum Magen hin befördert. Kurz vor dem Magen, sozusagen am Mageneingang (der „Cardia“), befindet sich eine Engstelle, die durch die Kontraktion der dortigen Ringmuskulatur des Ösophagus zustande kommt. Es handelt sich um einen Verschluss, der die Speiseröhre vor Rückfluss aus dem Magen (Reflux) schützen soll. Dieser sog. untere Ösophagussphinkter muss sich allerdings öffnen, wenn ein Bissen oder Schluck durch die Speiseröhre in den Magen geschoben werden muss. Das tut er auch unter normalen Umständen automatisch, um sich anschließend gleich wieder zu verschließen.

Unterer Verschluss

Wenn man die Bewegungen des unteren Ösophagussphinkters aufzeichnet, erkennt man jedoch, dass auch bei gesunden Menschen dieser Verschluss nicht immer hundertprozentig dicht ist. Es gibt einen „physiologischen Reflux“, der als normal angesehen werden muss, und bei dem immer wieder für kurze Zeit saurer Magensaft in die Speiseröhre zurückfließt. Er führt nicht zu einer Schädigung der Schleimhaut und ruft in der Regel keine Beschwerden hervor. Verlängerte und gehäufte Refluxepisoden jedoch können zu krankhaften Auswirkungen führen, wie z. B. zu einer Refluxösophagitis.

Krankheiten der Speiseröhre

Eine Reihe von Erkrankungen der Speiseröhre führt zu subjektiven, zum Teil sehr belastenden Beschwerden. Sie können Auswirkungen auf andere Organe und Strukturen des Körpers haben und zu sekundären Krankheitsbildern führen. Ein Teil der Speiseröhren-Erkrankungen ist im Rahmen anderer Erkrankungen zu sehen, die sich an ihr manifestieren können.

  • Aspiration: Die Koordination beim Schlucken kann im Rahmen einer neurologischen oder muskulären Erkrankung gestört sein. Folge ist „Verschlucken“ (Aspiration) mit der Gefahr einer Aspirationspneumonie. Aspirationen sind z. B. beim Schlaganfall (Apoplexia cerebri) relativ häufig und können auch bei einer Myasthenia gravis zu schweren Komplikationen führen.
  • Dysphagie: Die koordinierte Entspannung (Relaxation) und Kontraktion der Ösophagusmuskulatur kann bei Erkrankungen der Speiseröhrenwand gestört sein. Es kommt zu Verkrampfungen (Spastik) hinter dem Brustbein (Sternum) und dem Gefühl, dass Bissen nicht gut weiter rutschen oder stecken bleiben (Dysphagie). Beispiele sind eine Entzündung der Schleimhaut (Ösophagitis), wobei die „eosinophile Ösophagitis“ eine besonders starke Neigung zu Verkrampfungen aufweist (siehe auch unter Nussknackerösophagus, oder die Mitbeteiligung der Speiseröhre im Rahmen einer systemischen Sclerose (SSc), insbesondere in der Kombination eines CREST-Syndroms.
  • Achalasie: Die zeitgerechte Öffnung des unteren Ösophagussphinkters, wenn ein Bissen oder Schluck ankommt, kann gestört sein. Wenn dort eine Verkrampfung vorliegt und sich der Mageneingang nicht öffnet, bleiben Speisen und Getränke verlängert in der Speiseröhre stehen; sie dilatiert allmählich und verliert ihre Kontraktionskraft. Es kommt zu Bild der Achalasie.
  • Refluxkrankheit: Bei einer Bewegungsstörung kann der untere Ösophagussphinkter nicht dicht genug schließen und zu lange und zu häufig offen bleiben. Dies ist die Prädisposition (Voraussetzung) für einen Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre (Reflux). Es kann eine Refluxkrankheit entstehen mit allen ihren möglichen Folgen, wie einer Refluxösophagitis, rezidivierenden Entzündungen der der Stimmbänder (Laryngitis), der Luftwege (Bronchitis) oder der Nasennebenhöhlen (Sinusitis).
  • Ösophagitis: Schwere Entzündungen der Speiseröhre (Ösophagitis) kommen bei der Refluxkrankheit zustande, aber auch im Rahmen einer Abwehrschwäche des Körpers. So erkennt man weißliche Beläge als Zeichen einer Soorösophagitis (Soor ist ein pathogener Pilz) bei Menschen mit einer Tumorerkrankung, bei Chemotherapie, bei immunsuppressiver Therapie, bei AIDS, aber auch bei schweren Stoffwechselstörungen z. B. im Rahmen eines Diabetes mellitus. Auch Virusinfektionen können bei Abwehrschwäche aufblühen, so die CMV-Ösophagitis (CMV: Cytomegalie-Virus). Solche schweren Entzündungen können zu erheblichen Schluckstörungen (Dysphagie) führen.
  • Ösophaguskarzinom: Tumore der Speiseröhre (wie das Ösophaguskarzinom) führen zu Schluckstörungen (Dysphagie) mit dem Gefühl des Steckenbleibens von Nahrung, wobei Flüssiges zunächst noch problemlos passiert. Auch lokale Einengungen der Speiseröhre von außen oder narbige Engen (Stenosen) führen zu solch einer Symptomatik.

Diagnostik bei Beschwerden

Die Ursachen von Schluckstörungen oder retrosternalen Beschwerden sind durch eine Spiegelung meist leicht erkennbar. Manchmal ist eine Abgrenzung zu anderen Krankheiten erst durch eine diffizile Diagnostik möglich, so z. B. zu einer koronaren Herzkrankheit (die ebenfalls retrosternale Beschwerden hervorrufen kann), ein Wirbelsäulenschaden mit Schmerzausstrahlung oder ein Krankheitsprozess im Mittelfellraum (Mediastinum). Damit werden oft eine Herzdiagnostik und ein Computertomogramm des Brustraums erforderlich.

Verweise

Patienteninfos

Fachinfos

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).