Magenulkus

Artikel aktualisiert am 3. Dezember 2023

Das Ulcus ventrikuli ist ein Geschwür der Schleimhaut des Magens. Am häufigsten tritt es im Magenausgangsbereich (Antrum) auf. Form und Größe können sehr unterschiedlich sein. Meistens ist es mit einer Besiedlung der Schleimhaut mit dem Magenkeim Helicobacter pylori assoziiert. Auch können Medikamente (wie ASS und Rheumamittel) und ein Magenkarzinom die Ursache sein.


Ursachen


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Magenulkus im Antrum
Magenspiegelung wegen heftiger Bauchschmerzen: Geschwür des Magens mit erhabenem Rand vor dem Magenausgang (Pylorus). Leichte Blutspuren.

Die wichtigsten Ursachen und fördernde Faktoren für Magengeschwüre sind die folgenden:

  • Stress: Häufig treten sie bei starkem Stress auf, sei es körperlicher oder psychischer Stress.
  • Magenkeim: Eine Helicobacter-Besiedlung und eine Übersäuerung des Magensafts spielen sehr häufig eine Hauptrolle. (1)Nat Rev Dis Primers. 2023 Apr 20;9(1):19. DOI: 10.1038/s41572-023-00431-8
  • Medikamente: Nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAR wie ASS, Ibuprofen, Indometacin oder Diclofenac) erhöhen das Risiko für die Bildung von Magenulcera.
  • Zerfallender Tumor: Magenkarzinome können exulzerieren (zerfallen) und große Geschwüre mit Blutungsbereitschaft entwickeln.

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Symptomatik

Ein Magengeschwür kann sich unbemerkt und symptomlos entwickeln. Häufig jedoch macht es sich durch heftige Oberbauchschmerzen und/oder eine erkennbare Blutung bemerkbar.

  • Bauchschmerzen, Nüchternschmerz: Magengeschwüre können starke Schmerzen im Oberbauch bereiten, die oft im nüchternen Zustand heftiger sind als nach Mahlzeiten (Nüchternschmerz). Sie sind jedoch nicht immer schmerzhaft und werden manchmal nicht bemerkt.
  • Komplikationen des Geschwürs: Manche Magenulcera machen sich erst durch Komplikationen bemerkbar: Eine Magenblutung kann zu einer Blutarmut oder einem akuten Kreislaufkollaps führen. Eine Magenperforation (Durchbruch in die Leibeshöhle) führt zu einer Entzündung des Bauchfells (Peritonitis). Beide Komplikationen können lebensbedrohlich verlaufen. Ein Magenulkus am Magenausgang kann zu einer Entleerungsstörung des Magens mit Völlegefühl und Brechreiz führen.
  • Symptome bei Magenkrebs: Magengeschwüre können Zeichen eines Magenkarzinoms sein. In diesem Fall fehlen häufig Schmerzen als erstes Symptom. Häufig dominieren eine Appetitlosigkeit, eine unklare Abgeschlagenheit und eine unerklärliche Gewichtsabnahme.

Diagnostik

Oberbauchbeschwerden (s. o.) sind ein häufiges Symptom eines Magengeschwürs. Sie können in verschiedener Stärke auftreten. In der Regel sind sie mehrdeutig, sodass zur Klärung eine Magenspiegelung (Gastroskopie) indiziert ist. Wenn eine Magenspiegelung abgelehnt wird oder kontraindiziert ist, kann eine Röntgenuntersuchung des Magens mit Kontrastmittel durchgeführt werden, wobei Barium bei Verdacht auf ein Ulkus wegen der durch den Schleimhautdefekt möglichen Aufnahme von Barium in den Körper und seiner toxischen Wirkung auf das Herz vermieden wird.

Magenspiegelung (Gastroskopie)

Bei der Gastroskopie erkennt man den Schleimhautdefekt des Geschwürs sehr gut. Beurteilt und dokumentiert werden dabei folgende Kriterien:

  • Lage im Magen: Antrum, Corpus, Fundus?
  • Größe: Durchmesser? Tiefe?
  • Rand: erhaben, flach, unregelmäßig?
  • Ulkusgrund: schmierig belegt, mit / ohne Blutspuren?

Oberflächliche Schleimhautdefekte (Erosionen) haben keinen entzündlichen Randwall, tiefere dagegen entwickeln meistens einen Randwall. Unregelmäßige Ränder, eine über das Geschwür hinausgehende Derbheit der Magenwand und leichte Verletzlichkeit können Zeichen einer Malignität sein (siehe hier). Eine Malignität kann oft erst durch Biopsien von Ulkusrand erkannt werden. Ein besonders großes und tiefes Geschwür kann durch ein Gastrinom (Gastrin produzierender Tumor) entstehen (siehe hier).

Während der Magenspiegelung werden ausreichend Gewebeproben vom Ulkusrand genommen, um eine Malignität (Bösartigkeit) möglichst sicher ausschließen zu können. Häufig wird eine Gewebeprobe zur direkten Bestimmung eines Helicobacterbefalls (Helicobacter-Schnelltest) verwendet. In diesem Fall kann dem Patienten nach Beendigung der Magenspiegelung eine Empfehlung für eine „Eradikation“ gleich mitgegeben werden.

→ Zur Magenspiegelung siehe hier.

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Therapie

Frisches Magenulkus

Großes Magenulkus
Schmierig belegtes großes Ulkus an der Angulusfalte des Magens.

Magenulkus abgeheilt

Abgeheiltes Magengeschwür
Ulkusnarbe nach 2 Wochen

Für die Behandlung gibt es allgemeine und ursachenbezogene Empfehlungen. (2)J Gastroenterol. 2016 Mar;51(3):177-94. doi: 10.1007/s00535-016-1166-4 (3)Am J Med. 2019 Apr;132(4):447-456. doi: 10.1016/j.amjmed.2018.12.009

  • Bei Helicobacternachweis ist eine Eradikation (medikamentöse Entfernung) indiziert. Ein Dilemma für Leitlinien besteht darin, dass lokal unterschiedliche Resistenzen vorherrschen. (4)J Clin Gastroenterol. 2023 Feb 1;57(2):111-126.
  • In jedem Fall wird eine intensive Therapie mit Säureblockern (Protonenpumpenblocker, PPI) eingeleitet.
  • Diätetische Maßnahmen: Keine heißen Getränke, keine scharfen Gewürze. Kleine verteilte Mahlzeiten.

Endoskopische Kontrolle: Die Heilung eines Geschwürs sollte endoskopisch kontrolliert werden. Heilt es nicht in (je nach Größe) akzeptabler Zeit ab, so muss an eine maligne Ursache gedacht werden, die möglicherweise bisher nicht erkannt wurde. Diesem Verdacht kann durch nochmalige Biopsien und durch eine Endosonographie (empfindlichste bildgebende Methode) nachgegangen werden. Auch kommt ein Gastrinom als Ursache eines schlecht heilenden Magenulkus in Betracht (Gastrinbestimmung: cave, unter PPI sind die Grenzwerte verschoben!).

→ Zur Ulkuskrankheit siehe siehe hier.


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Verweise

Patienteninfos

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Literatur

Literatur
1Nat Rev Dis Primers. 2023 Apr 20;9(1):19. DOI: 10.1038/s41572-023-00431-8
2J Gastroenterol. 2016 Mar;51(3):177-94. doi: 10.1007/s00535-016-1166-4
3Am J Med. 2019 Apr;132(4):447-456. doi: 10.1016/j.amjmed.2018.12.009
4J Clin Gastroenterol. 2023 Feb 1;57(2):111-126.