Post-ERCP-Pankreatitis

Artikel aktualisiert am 13. März 2023

Die Post-ERCP-Pankreatitis ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse in der Folge einer endoskopischen retrograden Röntgendarstellung der Gallenwege und der Pankreasgänge (endoskopische rertograde Cholangiopancreaticographie, ERCP). (1)Adv Clin Exp Med. 2018 Jan;27(1):149-154. DOI: 10.17219/acem/66773

Zur ERCP siehe hier.
Zur akuten Pankreatitis siehe hier.


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Inzidenz

Die Inzidenz einer Post-ERCP-Pankreatitis ist nicht zu vernachlässigen. Nach einer ERCP tritt sie bei etwa 4% der Patienten mit niedrigem Risiko und bei bis zu 40% der Patienten mit hohem Risiko auf (Review bei (2)World J Gastroenterol 2007 July 14;13(26): 3567-3574 ) Eine andere Auswertung von Daten weist eine die Inzidenz bei Hochrisikofällen von bis zu 15 % auf. (3)Dig Endosc. 2017 Nov;29(7):749-757. DOI: 10.1111/den.12908

Risikofaktoren

Risikofaktoren für eine Post-ERCP-Pankreatitis sind: junges Alter, weibliches Geschlecht, Pankreas divisum, Sphincter-Oddi-Dysfunktion, vorangegangene oder vorbestehende Pankreatitis, nicht erweiterter bzw. enger Gallengang (4)Gastrointest Endosc 1998; 48: 1-10, Zahl der Kanülierungsversuche. (5)Gastrointest Endosc 2001; 54: 425-434

Risikofaktoren für Pankreatitis nach der ERCP können patienten- oder verfahrensbedingt sein. (6)Gastroenterol Hepatol (N Y). 2018 Nov;14(11):668-670. PMID: 30538610; PMCID: PMC6284346. Zu ihnen  gehören:

  • eine Vorgeschichte einer Post-ERCP-Pankreatitis,
  • junges Alter (<50 Jahre),
  • weibliches Geschlecht,
  • Verdacht auf Sphincter-Oddi-Dysfunktion und der
  • Notwendigkeit einer Darstellung des Bauchspeicheldrüsengangs.
  • multiple Manipulationen an den Gallen-, Bauchspeicheldrüsengängen und
  • eine Shinkterotomie.

Ursache und Entstehung

Die Entstehung einer Pankreatitis nach ERCP ist noch nicht vollständig geklärt. Eine bakterielle Einschleppung während der Injektion von Kontrastmittel scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen. Eine Neigung zu spastischer Verkrampfung und eine Verschwellung der Papilla Vateri durch Manipulation mit dem Katheter ist wohl wesentlich bedeutsamer.

Möglicherweise spielt eine besondere Bereitschaft des Pankreas für Entzündungen eine Rolle (siehe unter „Hereditäre Pankreatitis„).

Vorbeugung

Verschiedene Maßnahmen sollten ergriffen werden, um das Risiko einer Post-ERCP-Pankreatitis zu senken:

Allgemeine Maßnahmen

  • Strenge Indikation zur ERCP
  • Anfänger sollten nur 1-2 Intubationsversuche der Papille durchführen, dann Abgabe des Geräts an erfahrenen Untersucher
  • Vermeidung multipler Intubationsversuche bei der ERCP,
  • Stentung des Pankreasgangs in besonderen Fällen (z. B. bei Sphincter-Oddi-Dysfunktion oder Precut-Sphinkterotomie in Richtung Gallengang. (7)Clin Gastroenterol Hepatol. 2007 Nov;5(11):1354-65  (8)Clin Gastroenterol Hepatol. 2007 Nov;5(11):1354-65 In der Stentgruppe einer Studie fanden sich nur 5% gegenüber 28% Post-ERCP-Pankreatitiden. (9)Gastrointest Endosc 2003; 57: 291-294

Medikamentöse Vorbeugung

  • Medikamentöse Prophylaxe durch rektale Applikation von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR): Eine Metaanalyse zeigt, dass das Risiko, eine Pankreatitis zu entwickeln, bei Patienten, die vor der ERCP NSAR rektal bekamen, um 64% sank, dasjenige für eine schwere Pankreatitis sogar um 90%. (10)Gut 2008; 57: 1262-1267 In einer Studie wurde nachgewiesen, dass auch eine geringe Dosis von 50 mg Diclofenac bzw. 25 mg bei Patienten unter 50 kg Körpergewicht 1/2 Stunde vor der ERCP verabreicht die Post-ERCP-Pankreatitis wirkungsvoll verhindern kann (3,9% gegenüber 18,9% der Kontrollgruppe). (11)J Gastroenterol. 2012 Aug;47(8):912-7
  • Rektales Indometacin kann laut einer Studie auch vor der ERCP verabreicht werden, ohne dass die Blutungsgefahr (gegenüber einer postprozeduralen Applikation) erhöht ist. In dieser Studie an 2600 Patienten lag die Pankreatitishäufigkeit unter präprozeduraler Indometacin-Applikation bei 3% und unter postprozeduraler Prophylaxe bei 6%; gastrointestinale Blutungen traten in beiden Gruppen in etwa 1% auf; das Risiko biliärer Infektionen sank geringfügig auf etwa 2% (vs. 3%).  (12)Lancet. 2016 Apr 28. pii: S0140-6736(16)30310-5. doi: 10.1016/S0140-6736(16)30310-5. .

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Verweise

Akute Pankreatitis
Chronische Pankreatitis
Hereditäre Pankreatitis
Eosinophile Pankreatitis
IgG4-assoziierte Pankreatitis
Alkoholpankreatitis

Genetische Grundlagen der Pankreatitis

Chronische Pankreatitis in Bildern

Patienteninfos

 

 

Autor: Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (s. Impressum)

Literatur

Literatur
1Adv Clin Exp Med. 2018 Jan;27(1):149-154. DOI: 10.17219/acem/66773
2World J Gastroenterol 2007 July 14;13(26): 3567-3574
3Dig Endosc. 2017 Nov;29(7):749-757. DOI: 10.1111/den.12908
4Gastrointest Endosc 1998; 48: 1-10
5Gastrointest Endosc 2001; 54: 425-434
6Gastroenterol Hepatol (N Y). 2018 Nov;14(11):668-670. PMID: 30538610; PMCID: PMC6284346.
7Clin Gastroenterol Hepatol. 2007 Nov;5(11):1354-65
8Clin Gastroenterol Hepatol. 2007 Nov;5(11):1354-65
9Gastrointest Endosc 2003; 57: 291-294
10Gut 2008; 57: 1262-1267
11J Gastroenterol. 2012 Aug;47(8):912-7
12Lancet. 2016 Apr 28. pii: S0140-6736(16)30310-5. doi: 10.1016/S0140-6736(16)30310-5.