Klatskin-Tumor – einfach erklärt

Artikel aktualisiert am 16. Mai 2019

Der Klatskin-Tumor ist eine bösartige Geschwulst der Gallenwege. Er entwickelt sich in der Leberpforte dort, wo die inneren Gallenwege der Leber zum gemeinsamen Gallengang (Ductus hepaticus) zusammenfließen und die Leber verlassen. Manche dieser Tumore wachsen bevorzugt in das Lumen des Gangsystems ein und verursachen früh Symptome durch Gallestau (Cholestase); andere infiltrieren eher die Umgebung und machen sich oft erst später durch Beschwerden bemerkbar. „Klatskin-Tumor – einfach erklärt“ macht diesen schwer therapierbaren Krebs der Gallenwege verständlich.


Über facebook informieren wir Sie über Neues auf unseren Seiten!



Was sind Gallenwege?

Gallenwege sind das Abflusssystem der Leber für die Galle, die in den Leberzellen (Hepatozyten) gebildet wird. Sie vereinigen sich zu großen Gallengängen, die schließlich zum Gallengang zusammenfließen, der die Leber verlässt. Er mündet im Zwölffingerdarm, wo die Galle für die Fettverdauung und –resorption benötigt wird.

(Zu den Gallenwegen siehe hier.)

Bei einem Abflusshindernis staut sich die Galle, und die Gallenwege erweitern sich durch den Stau. Beim Klatskin-Tumor liegt das Hindernis im Bereich des Zusammenflusses der verschiedenen Gallenwege der Leber zum Hauptgallengang. Der Zusammenfluss liegt in der „Leberpforte“ und wird als Hepaticusgabel bezeichnet. Je nach Tumorwachstum wird nur ein Gallengangsast oder mehrere oder gar alle eingeengt oder verschlossen.

Wie wird der Klatskin-Tumor erkannt

Symptome: Heller Stuhl (durch Gallemangel im Darm) und dunkler Urin (durch vermehrte Bilirubinausscheidung über die Nieren) sind frühe Beobachtungen, auch können gelbe Augen und später auch eine Gelbfärbung der Haut (Ikterus)auffallen. Der Gallestau (Cholestase – einfach erklärt) verursacht gelegentlich heftigen Juckreiz. Die gestörte Fettverdauung kann zu Fettstühlen und Durchfällen führen. Alle diese Symptome sind noch vieldeutig und sollten Anlass zu einer raschen weiteren Diagnostik sein.

Laborwerte: Die Laborwerte zeigen einen Anstieg des Bilirubins im Blut und eine Erhöhung einiger charakteristischer Parameter (wie alkalische Phosphatase, Gamma-GT). Auch sie sind noch vieldeutig.

Bildgebende Diagnostik: Der nächste Schritt ist eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie). Sie wie auch die Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) lassen den Stau gut erkennen. Meist sieht man eine Erweiterung der Gallenwege bis in die kleinen Verzweigungen hinein. Das Hindernis selbst ist jedoch gelegentlich noch sehr klein und kann den bildgebenden Verfahren entgehen. Manchmal allerdings ist der Tumor in der Leberpforte bereits gut sichtbar.

Endoskopische Methoden: Eine ganz wichtige Methode zum Nachweis des Hindernisses in den Gallenwegen ist die ERC (Abkürzung für endoskopische retrograde Cholangiographie). Bei ihr wird wie bei einer Magenspiegelung bis in den Zwölffingerdarm (Duodenum) vorgespiegelt. Dort sucht man sich die Stelle auf, an der der Gallengang (Ductus choledochus) mündet (diese Stelle wird als Papille bezeichnet). Durch das Endoskop wird nun ein dünner Katheter in ihn eingeführt und röntgendichtes Kontrastmittel injiziert. Dies fließt rückwärts den Gallengang hoch und verteilt sich in den zuführenden Ästen, die sich zur Peripherie der Leber hin immer weiter aufteilen. Damit stellt sich im Röntgenbild das Gangsystem gut dar, und es lässt sich erkennen, ob irgendwo ein Hindernis vorliegt, oder ob ein Ast oder der Hauptgang vollständig verschlossen ist. Ursächlich in Frage kommt neben einem Tumor beispielsweise auch ein Gallenstein. Wenn ein Tumor vorliegt, wird in der Regel mit einer kleinen Gewebefasszange eine Probe entnommen, um sie unter dem Mikroskop untersuchen zu lassen.

Was ist therapeutisch zu tun?

Operation: Die Prognose ist natürlich um so günstiger, je früher der Tumor diagnostiziert wird. Sie ist bei Formen, die in den Gallengang einwachsen, meist früher als bei den primär ins Lebergewebe einwachsenden. Es ist dann zu prüfen, ob eine Operation in Frage kommt. Leider ist das nur in etwa 20% der Fall. Welche Operationsverfahren in Betracht kommen siehe unter hier.

ERC: Die ERC bietet die Möglichkeit, einen Stent (ein Drainageröhrchen) einzulegen (siehe unten). So kann die gestaute Galle am Hindernis vorbei geleitet werden. Damit ist zumindest der Gallestau behoben, wenn auch nicht seine Ursache.

Stent-Behandlung: Wenn eine Operation nicht in Frage kommt, bleiben symptomatische Maßnahmen. Am wichtigsten ist die Herstellung einer Galleableitung. Der Endoskopiker versucht, ein Röhrchen (Stent) in den Gallengang am Hindernis vorbei zu legen, so dass die Galle abfließen kann (siehe oben unter ERC). Gelingt dies nicht, kann auch eine Galleableitung durch die Haut nach außen erfolgen (PTD, perkutane transhepatische Drainage), was den Stau behebt, nicht aber den Gallemangel im Darm.

MCT-Kost: Wenn durch Gallemangel eine Fettverdauungsstörung können mittelkettige Triglyceride (MCT-Kost) angebracht sein. Denn sie werden auch ohne Einwirkung von Galle aufgenommen.

Photodynamische Therapie: Relativ neu und erfolgversprechend ist die photodynamische Therapie mit einem Photosensibilisator (Photofrin). Diese Substanz reichert sich im Tumorgewebe an. Bei einer Bestrahlung mit rotem Laserlicht wird das erreichbare Tumorgewebe zerstört. Mit dieser Behandlungsmethode wird eine deutliche Lebensverlängerung erreicht.

Symptomatische Behandlung: Im Übrigen sollte darauf geachtet werden, dass Juckreiz, Verdauungsprobleme, Schmerzen oder andere Beschwerden symptomatisch ausreichend gut behandelt werden. In fortgeschrittenerem Tumorstadium kann Appetitlosigkeit eintreten, die nur schwer angehbar ist, da sie oft mit Übelkeit verbunden ist. Sie bedarf einer besonderen individuellen Behandlung.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).