Unterernährung

Artikel aktualisiert am 5. Dezember 2021

Unterernährung ist eine unzureichende Ernährung (Mangelernährung), die zu einer einer katabolen (abbauenden) Stoffwechsellage und zur Gewichtsabnahme führt. Auch Übergewichtige können in eine Phase der Unterernährung kommen. Bei Über- und Normalgewichtigen ist eine Gewichtsabnahme von > 10% innerhalb von 3 Monaten ein Indiz für eine Unterernährung. Bei Untergewichtigen ist eine anhaltende Unterernährung für mangelnde Gewichtszunahme verantwortlich; das Gewicht beharrt auf zu niedrigem Niveau (BMI < 18 kg/qm) oder nimmt weiter ab.


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Pathophysiologie

Der Mangel an Nahrungsbestandteilen kann global die gesamte Nahrung oder nur Teile umfassen, beispielsweise den Mangel an Eiweißen mit der Nahrung. In jedem Fall bewirkt der Mangel an Nahrungsbestandteilen eine Umstellung des Stoffwechsels so, dass Körpersubstanz zur Energiegewinnung mobilisiert wird. Die physiologischen Energiespeicher (zunächst Glykogen in der Leber und in der Muskulatur, dann Körperfett) werden unter Bedingungen der Mangelernährung rasch abgebaut. Glukose wird nun durch Glukoneogenese (Neubildung) aus Körpereiweiß (Muskelmasse) nachgebildet, damit die Versorgung des Gehirns, das sehr viel Energie benötigt und fast ausschließlich auf Glukose angewiesen ist, und eine gewisse Mobilität des Körpers (zur Nahrungssuche und -aufnahme) erhalten bleiben.

Ein Mangel an Kofaktoren für den Stoffwechsel (z. B. Vitamine, Spurenelemente) kann ebenfalls zu einer Mangelernährung mit der Folge eines Katabolismus führen. Meist tritt er im Rahmen einer allgemeinen Mangelernährung auf und verstärkt ihren negativen Effekt. Auch eine sehr einseitige Kost zu Mangel an Kofaktoren führen.

Ursachen

Für eine Unterernährung kommen viele verschiedene Ursachen in Frage: (1)Nutr Clin Pract. 2017 Feb;32(1):52-67. DOI: 10.1177/0884533616671861. Epub 2016 Oct 23. PMID: … Continue reading (2)Proc Nutr Soc. 2019 Aug;78(3):372-379. DOI: 10.1017/S0029665118002628. Epub 2018 Dec 3. PMID: … Continue reading

  • einseitige Ernährung: lang dauernder Alkoholabusus (der Energiehaushalt wird durch den Alkohol bedient), ausschließliche Ernährung mit Obst o.ä. (Eiweißmangel!)
  • Drogenabusus: das Hungergefühl wird reduziert,
  • Steigerung des Energieverbrauchs (übermäßige körperliche Arbeit ohne adäquate Steigerung der Nahrungszufuhr oder gar bei Mangelernährung wie bei Anorexia nervosa,
  • Gastroparese: Eine Magenentleerungsstörung durch Magenlähmung führt zu Mangelerscheinungen. In einer Untersuchung wurden 48.8% mit Vitamin-D-Mnagel, 18.2% mit Vitamin-B12-Mangel und 50.8% mit Eisenmangel festgestellt. (3)Ann Gastroenterol. 2021 Nov-Dec;34(6):788-795. DOI: 10.20524/aog.2021.0660. Epub 2021 Sep 14. … Continue reading
  • Dünndarmkrankheit: mangelnde Nahrungsutilisation (Störung von Verdauung und/oder Resorption): z. B. Sprue, Morbus Whipple, Kurzdarmsyndrom,
  • Bauchspeicheldrüsenkrankheit mit unzureichender Enzymproduktion (exokrine Pankreasinsuffizienz) z. B. bei chronischer Pankreatitis,
  • chronische Leberkrankheit: (Leberzirrhose) mit stark eingeschränkter Eiweißsynthese,
  • Tumorkrankheit: krankheitsbedingte Umstellung des Stoffwechsels / mangelndes Hungergefühl (Tumorerkrankung, siehe Inhaltsverzeichnis Hämatoonkologie) (siehe unter Tumorkachexie),
  • Nahrungsmangel (Hunger, vorrangige Dritte-Welt-Problematik!),
  • Lebensende (Nahrungsverweigerung bei Wunsch zu sterben, Hungergefühl lässt nach, Stoffwechselumstellung).

Folgen

Die Folgen einer Unterernährung sind abhängig vom erreichten Untergewicht. Am ausgeprägtesten sind sie bei der Kachexie und beim Marasmus.

Therapie

Die Behandlung berücksichtigt die Ursachen und Folgen. Beispiele: diätetische Maßnahmen und Substitution von Verdauungsenzymen bei Leberzirrhose (siehe unter Ernährung bei Lebererkrankungen), Sprue und chronischer Pankreatitis. Bei gewollter Gewichtsabnahme müssen die Folgen einer Mangelernährung mit berücksichtigt werden:

Verweise

Patienteninfos

Was noch wichtig ist

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 


Literatur

Literatur
1Nutr Clin Pract. 2017 Feb;32(1):52-67. DOI: 10.1177/0884533616671861. Epub 2016 Oct 23. PMID: 27765878.
2Proc Nutr Soc. 2019 Aug;78(3):372-379. DOI: 10.1017/S0029665118002628. Epub 2018 Dec 3. PMID: 30501651.
3Ann Gastroenterol. 2021 Nov-Dec;34(6):788-795. DOI: 10.20524/aog.2021.0660. Epub 2021 Sep 14. PMID: 34815644; PMCID: PMC8596206.