Sympathomimetika

Artikel aktualisiert am 20. Januar 2024

Sympathomimetika (auch Sympathikomimetika) sind Substanzen, die an Rezeptoren für Adrenalin binden und eine Steigerung der Sympathikusaktivität vermitteln. Sie werden auch als Adrenozeptor-Agonisten bezeichnet.

Betablocker
Sympathikus


Verschiedene Sympathomimetika

Zu den sympathomimetisch wirkenden Substanzen gehören endogene, physiologische Verbindungen (wie Adrenalin und Noradrenalin) und synthetische Amine, die medizinisch verwendet werden (z. B. Isoproterenol und Dobutamin). Zu ihnen gehören auch Spurenamine (z. B. Tyramin, Tryptamin, Histamin und Octopamin) und illegale Drogen (z. B. Ephedrin, Cathinon und Kokain) sowie Koffein und Synephrin. (1)Biomolecules. 2022 Nov 30;12(12):1793. doi: 10.3390/biom12121793


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Physiologische Sympathomimetika

Die Catecholamine des Nebennierenmarks und des sympathischen Nervensystems Adrenalin (Epinephrin) und Noradrenalin (Norepinephrin) sind physiologische Sympathomimetika, die über Alpha- und Beta-Rezeptoren wirksam werden. Sie ermöglichen die Akutreaktionen des Körpers auf starken Stress (entwicklungsgeschichtlich: Kämpfen oder Fliehen, „Fight-or-flight response“) und zählen daher (zusammen mit Cortisol) zu den Stresshormonen:

  • Pupillenerweiterung,
  • Mobilisierung der Energiereserven: Glykogenolyse (Abbau von Glykogen) in der Leber, Glykolyse (Abbau von Glukose) im Muskel, Lipolyse (Abbau von Fett) im Fettgewebe,
  • Optimierung der Muskeldurchblutung auf Kosten der in der akuten Stresssituation weniger wichtiger Organe, wie des Magendarmkanals,
  • Erweiterung der Atemwege,
  • Hemmung der Speichel- und Verdauungsdrüsen,
  • Anregung der Herztätigkeit (Frequenz und Kraft).

Spezifität bezüglich verschiedener Rezeptoren

Aufgrund verschiedener Rezeptortypen lassen sich mehr oder weniger spezifische Sympathomimetika unterscheiden.

Alpha-adrenerge Agonisten

  • Alpha1-Agonisten: sie vermitteln eine Vasokonstriktion, was zur Blutdruckerhöhung führt, und eine Mydriasis. Beispiel ist Phenylephrin, das lokal zur Abschwellung der Nasenschleimhaut und zur Pupillenerweiterung vor einer Augenspiegeluntersuchung verwendet wird.
  • Alpha2-Agonisten: sie greifen im Hirnstamm an und senken den Blutdruck. Beispiel von zentral im Hirnstamm wirkenden Alpha2-Agonisten sind Clonidin und Methyldopa, die zur Hypertonie-Therapie und zur verwendet werden. Beispiel eines peripher wirkenden Alpha2-Agonisten ist Guanethidin, welches präsynaptisch die Noradrenalin verdrängt und damit zur Blutdrucksenkung führt.

Beta-adrenerge Agonisten

  • Beta1-Sympathomimetika: sie stimulieren die Beta1-Rezeptoren, die hauptsächlich im Herzen vorkommen, und wirken positiv inotrop (fördern die Herzkraft) und positiv chronotrop (beschleunigen die Herzfrequenz). Damit erhöhen sie auch den Blutdruck. Beta1-Sympathomimetika stimulieren zudem die Sekretion von Ghrelin in der Magenschleimhaut, wodurch das Hungergefühl gesteigert wird, sowie die Bildung von Renin in den Nieren, die den Blutdruck anhebt.
  • Beta2-Sympathomimetika: sie stimulieren die Beta2-Rezeptoren, die hauptsächlich in der Bronchialmuskulatur und am Uterus vorkommen. Ihre Wirkungen sind bronchospasmolytisch (Indikation: Asthma bronchiale, COPD) und wehenhemmend (Indikation: vorzeitige Wehen). Sie fördern die Kaliumaufnahme in Zellen und können zur Hypokaliämie führen. Wirkstoffe sind beispielsweise Salbutamol, Salmeterol, Fenoterol, Formoterol oder Terbutalin.

Sympathomimetika als Drogen

Zu den Sympathomimetika gehören auch illegale Drogen, die benutzt werden, um eine Überstimulation des Sympathicus herbeizuführen. Sie sollen anhaltende Wachheit (z. B. auf Parties) oder Aufmerksamkeit (z. B. vor Prüfungen) herbeiführen. Sie wirken durch Wiederaufnahmehemmung biogener Amine wie Noradrenalin und Dopamin und sind mit erheblicher Morbidität (Krankheitsfolgen) verbunden. Methamphetamin beispielsweise wirkt als indirekter Agonist, der die Freisetzung von Monoaminen bewirkt und deren Wiederaufnahme sowohl im ZNS als auch in der Peripherie hemmt. Auf einen Abusus weisen eine Reihe von Symptomen hin, darunter Unruhe, Hyperthermie (Fieber), Tachykardie, Schwitzen und erhöhter Blutdruck. Die Erstbehandlung beinhaltet häufig eine großzügige Verwendung von Benzodiazepinen. (2)Brain Res Rev. 2009;60:379–407 (3)Crit Care Clin. 2021 Jul;37(3):487-499

Verweise

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Literatur

Literatur
1Biomolecules. 2022 Nov 30;12(12):1793. doi: 10.3390/biom12121793
2Brain Res Rev. 2009;60:379–407
3Crit Care Clin. 2021 Jul;37(3):487-499