Endoskopische Papillotomie (EPT)

Artikel aktualisiert am 30. November 2023

Die endoskopische Papillotomie (EPT) ist eine Technik zur Erweiterung des Gallengangs an seiner Mündung in den Zwölffingerdarm. Eine tiefgreifende Papillotomie, bei der auch der muskuläre Verschluss (Sphincter Oddi) durchtrennt wird, wird als Sphinkterotomie bezeichnet. Sie kann zur Extraktion großer Gallensteine aus dem Gallengang erforderlich werden und wird auch bei einem Sphinkterspasmus angewendet.

ERCP
Gallensteine


Indikationen

Die endoskopische Papillotomie (EPT) wird meist im Rahmen einer ERCP durchgeführt, um den Gallenabfluss zu sichern (z. B. durch Stenteinlage) oder einen Gallenstein aus dem Gallengang zu extrahieren (Steinextraktion). Auch kann eine Sphincter-Oddi-Dysfunktion mit Beschwerden durch einen Sphinkterspasmus und eine fibrosierende und einengende Papillitis, die den Sphincter Oddi einbezieht, eine Indikation darstellen.

Eine Schlitzung der Papille kann zur Einlage eines Gallengangsstents bei einem obstruierenden Tumor (obstruktive Cholestase) oder auch zur bioptischen Klärung eines Papillentumors oder Klatskin-Tumors erforderlich werden.

Sphinkterotomie

Eine tiefgreifende Schlitzung auch des Ringmuskels der Papille (Sphinkterotomie) kann zur Extraktion großer Gallensteine aus dem Gallengang erforderlich werden und wird auch bei einem Sphinkterspasmus (z. B. im Rahmen einer Gallengangsdyskinesie, angewendet, wenn die Beschwerdesymptomatik (Krämpfe) ausgeprägt ist und nicht ausreichend auf Medikamente anspricht.

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Akutkomplikationen

Akute Komplikationen einer Papillenschlitzung sind eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Blutung, Cholangitis und Perforation.

Gesamtkomplikationsrate: 4,9 – 5,6 % (davon 0,6 % schwer), 9,5 % bei Vorliegen eines Gallensteins im Gallengang (Choledocholithiasis). (1)Freeman ML et al MEJM 1996; 335: 909-918, Cotton PB et al. Ann surg 1988; 227: 201-204

Ambulante EPT

Die endoskopische Papillotomie (EPT) ist relativ sicher. Die Wiedereinweisungsrate ist jedoch wegen Komplikationen mit 5,7 % erhöht. Komplikationen traten zu 79 % innerhalb der ersten 6 Stunden auf. (2)Freeman ML et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 580-586

Unabhängige Prädiktoren (Voraussageparameter) für eine Wiedereinweisung nach ambulanter ERCP ist das Auftreten von Schmerz während der Untersuchung, eine Pankreatitis-Vorgeschichte und die Durchführung einer Papillotomie. (3)Ho KY et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 587-592

Langzeitkomplikationen

Folgende Komplikationen einer Papillotomie können noch nach Jahren auftreten:

  • Gallenwegsymptomatik durch rezidivierende aufsteigende Infektionen und Steine in den Gallenwegen. Prädiktoren für eine Gallenwegsymptomatik sind Gallensteine von >15 mm Durchmesser und eine vorhandene Gallenblase.
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) wegen pankreatischer Papillenstenose.

Nach endoskopischer Entfernung von Gallenwegssteinen (Choledocholithiasis, CBD: common bilde duct stones) aus den ableitenden Gallenwegen sollte daher auch eine Cholezystektomie (operative Entfernung der Gallenblase) diskutiert werden – vor allem, wenn in der Gallenblase Konkremente nachgewiesen sind (Cholezystolithiasis). Ein großer Gallengangsdurchmesser und ein peripapilläres Divertikel prädestinieren zu rezidivierenden Gallenwegssteinen. (4)Pereria-Lima JC et al. Gastrointest Endosc 1998; 48: 457-464  (5)Gastrointest Endosc. 1998 Nov;48(5):465-9. DOI: 10.1016/s0016-5107(98)70086-0

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Langzeiterfolg einer Steinextraktion nach EPT

Gallensteine im Gallenausführgang (common bilde duct, CBD) können nach endoskopischer Entfernung erneut auftreten. In einer skandinavischen Untersuchung wurde festgestellt, die Rezidivrate bei Patienten mit Cholezystektomie 18,5 % betrug, und dass ≥2 Steine, Cholesterinsteine ​​und eine scharfe Abwinkelung des Gallengangs (145°) ein erhöhtes Risiko für Rezidivsteine im Gallengang nach einer Cholezystektomie darstellten. (6)Scand J Gastroenterol. 2018 Apr;53(4):466-470. doi: 10.1080/00365521.2018.1438507

Eine koreanische Untersuchung zeigte, dass ein Gallengangsdurchmesser von über 15 mm und ein periampullären Divertikel die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv nach endoskopischer Extraktion von CBD-Steinen darstellten, nicht dagegen eine elektive Cholezystektomie nach Entfernung der CBD-Steine. (7)Yonsei Med J. 2016 Jan;57(1):132-7. DOI: 10.3349/ymj.2016.57.1.132

Eine koreanische Langzeitstudie über 9 Jahre ergab, dass bei 26 von 78 Patienten (33,3 %) frühe Rezidive (1,5 Jahre) und bei 27 von 78 (34,6 %) multiplen Rezidive (≥ 2 Mal) auftraten. Eine endoskopische Papillenerweiterung durch Ballondilatation ergab bessere Werte (späteres Auftreten). (8)Medicine (Baltimore). 2022 Jan 21;101(3):e28671. DOI: 10.1097/MD.0000000000028671

Verweise

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Literatur

Literatur
1Freeman ML et al MEJM 1996; 335: 909-918, Cotton PB et al. Ann surg 1988; 227: 201-204
2Freeman ML et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 580-586
3Ho KY et al. Gastrointest Endosc 1999; 49: 587-592
4Pereria-Lima JC et al. Gastrointest Endosc 1998; 48: 457-464
5Gastrointest Endosc. 1998 Nov;48(5):465-9. DOI: 10.1016/s0016-5107(98)70086-0
6Scand J Gastroenterol. 2018 Apr;53(4):466-470. doi: 10.1080/00365521.2018.1438507
7Yonsei Med J. 2016 Jan;57(1):132-7. DOI: 10.3349/ymj.2016.57.1.132
8Medicine (Baltimore). 2022 Jan 21;101(3):e28671. DOI: 10.1097/MD.0000000000028671