Okkulte Blutung

Artikel aktualisiert am 22. Dezember 2022

Eine okkulte Blutung ist eine mit bloßem Auge nicht erkennbare Blutung. Der Begriff wird gewählt, wenn es um die Erklärung einer mikrozytären hypochromen Anämie geht, deren Ursache mit großer Wahrscheinlichkeit durch einen Blutverlust zu erklären ist. In aller Regel ist die Blutungsquelle im Magendarmtrakt zu finden.

Blutungsanämie
Gastrointestinale Blutung


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Ursachen

Ursache für einen nicht erkennbaren Blutverlust ist in aller Regel eine Blutung im Magendarmkanal.

Ursachen einer inneren Blutung können ein Geschwür, eine Gefäßmissbildung der Schleimhaut (Angiodysplasie), ein Malignom (Krebs) oder eine blutende (hämorrhagische) Entzündung sein. Wenn der Test auf verborgenes Blut im Stuhl positiv ausfällt, aber im Magendarmtrakt keine Blutungsquelle gefunden wird, muss an eine Quelle in HNO-Bereich gedacht werden.

→ Zu möglichen Ursachen eines positiven FOBT siehe hier.

Sehr selten findet sich eine Blutung in die Leibeshöhle (blutiger Aszites); sie kann beispielsweise bei einer Blutungsneigung unter Antikoagulanzien und einem stumpfen Bauchtrauma auftreten. Der Stuhl ist blutfrei, der Ultraschalluntersuchung des Bauchraums zeigt freie Flüssigkeit, die sich dann bei Punktion als Blut herausstellen kann.

Diagnostik

Erythrozytenszintigraphie bei sonst nicht lokalisierbarer okkulter Blutung

Da eine okkulte Blutung in aller Regel durch eine Darmblutung entsteht, steht eine Stuhluntersuchung auf verborgenes Blut diagnostisch an erster Stelle. Wenig Blut mit Stuhl vermischt lässt sich nicht mit bloßem Auge nicht erkennen. Es lässt sich dagegen sich durch einen FOBT (fekaler okkulter Bluttest) leicht nachweisen und durch eine Endoskopie lokalisieren.

In seltenen Fällen einer intermittierenden Darmblutung muss eine radiologische Katheteruntersuchung (Angio-CT) oder/und eine Erythrozytenszintigraphie zur Lokalisationsdiagnostik der Blutungsquelle herangezogen werden. (1)Radiol Clin North Am. 2018 Sep;56(5):791-804. DOI: 10.1016/j.rcl.2018.04.009. PMID: 30119774. Dazu siehe hier.

Da eine okkulte Blutung häufig das erste Zeichen von Darmkrebs ist, zählt der Nachweis okkulten Bluts im Stuhl durch einen FOBT ab dem mittleren Alter zur Darmkrebsvorsorge.

Eine anhaltende oder häufig wiederkehrende Blutung im Magendarmkanal kann zu einer ausgeprägten Anämie führen; sie ist typischerweise mikrozytär und hypochrom.

FOBT
Endoskopie

Therapie

Bei Blutungsquellen in Magendarmtrakt, die nicht identifiziertbar sind, kommen PPI und Octreotid als medikamentöse Maßnahmen infrage. Wird die Blutungsquelle identifiziert, sollte sie vorzugsweise endoskopisch gestillt werden. Blutungen aus Tumoren können therapierefraktär sein und bedürfen oft einer Operation.

Protonenpumpenblocker (PPI): Bei einer unbekannten GI-Blutung, die zu eine Anämie führt, oder einer erkennbaren oberen gastrointestinalen Blutung sollte ein Protonenpumpenblocker (PPI, wie Omeprazol) verabreicht werden. (2)J Gastroenterol Hepatol. 2005 Jan;20(1):11-25. DOI: 10.1111/j.1440-1746.2004.03441.x Auch eine orale Verabreichung hat gute Erfolge und kann die intravenöse ersetzen. (3)Br J Clin Pharmacol. 2016 Sep;82(3):880-9. doi: 10.1111/bcp.12866.

Octreotid: Bei einer unbekannten GI-Blutung, die zu eine Anämie führt, sowie bei einer akuten, nicht direkt stillbaren Blutung kann eine Behandlung mit Octreotid indiziert sein. (4)World J Clin Cases. 2022 Sep 16;10(26):9192-9206. DOI: 10.12998/wjcc.v10.i26.9192.  (5)Paediatr Int Child Health. 2019 Feb;39(1):18-22. doi: 10.1080/20469047.2018.1500226 Selbst bei Blutungen aus Gefäßmalformationen ist Octreotid wirksam. (6)Clin Res Hepatol Gastroenterol. 2016 Sep;40(4):373-7. doi: 10.1016/j.clinre.2016.02.003  (7)Rev Esp Enferm Dig. 2015 Feb;107(2):79-88. PMID: 25659389.

Endoskopische Therapie: Die Behandlung erfolgt im Fall einer gutartigen Blutungsquelle in der Regel durch einen endoskopischen Eingriff, bei der die blutende Stelle koaguliert, mit einem Fibrinkleber unterspritzt oder mit einem Hämoclip verschlossen wird. Breitflächige entzündliche Blutungsherde, die sich nicht durch antientzündliche Maßnahmen behandeln lassen, können eine Operationsindikation darstellen.

Verweise

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

 

Literatur

Literatur
1Radiol Clin North Am. 2018 Sep;56(5):791-804. DOI: 10.1016/j.rcl.2018.04.009. PMID: 30119774.
2J Gastroenterol Hepatol. 2005 Jan;20(1):11-25. DOI: 10.1111/j.1440-1746.2004.03441.x
3Br J Clin Pharmacol. 2016 Sep;82(3):880-9. doi: 10.1111/bcp.12866.
4World J Clin Cases. 2022 Sep 16;10(26):9192-9206. DOI: 10.12998/wjcc.v10.i26.9192.
5Paediatr Int Child Health. 2019 Feb;39(1):18-22. doi: 10.1080/20469047.2018.1500226
6Clin Res Hepatol Gastroenterol. 2016 Sep;40(4):373-7. doi: 10.1016/j.clinre.2016.02.003
7Rev Esp Enferm Dig. 2015 Feb;107(2):79-88. PMID: 25659389.