Ivabradin

Artikel aktualisiert am 17. Mai 2019

Ivabradin (Procoralan®) ist eine pharmakologisch wirksame Substanz zur Behandlung von Sinustachykardien bei koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz [1]. Es ist eine nur die Herzfrequenz senkende Substanz ohne eigene Wirkung auf die Herzkraft und den Blutdruck; sie vermag bei einer Herzinsuffizienz ein Remodeling des Myokard zu fördern. (1) 2014 Jan;107(1):33-41. doi: 10.1016/j.acvd.2013.12.001.


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Das Wichtigste

Kurzgefasst
Ivabradin ist ein Medikament zur Behandlung einer schnellen Herztätigkeit (Tachykardie) bei einer Herzkrankheit. Es verlängert die Erholungszeit des Herzens nach jedem Schlag und verlangsamt so den Puls. Wenn eine Verengung der Herzkranzgefäße vorliegt, so werden die schmerzhaften Herzanfälle (Angina pectoris) seltener, und es sinkt das Risiko eines Herzinfarkts, was sich allerdings nur bei erhöhter Herzfrequenz bemerkbar macht. Ivabradin führt – im Gegensatz zu Betablockern – nicht zu einer Verminderung der Herzkraft.

 

Pharmakologische Wirkungen von Ivabradin

Ivabradin wirkt im Herzen ausschließlich auf den Sinusknoten frequenzsenkend und beeinflusst andere Teile des Reizleitungssystems nicht. Es wirkt sich auf die myokardiale Kontraktionskraft nicht direkt aus [2]. Im Gegensatz zu Beta-Blockern entfaltet es keine negative Inotropie.

Die Wirkung wird durch eine reversible Hemmung des If-Ionenstroms im Sinusknoten hervorgerufen (solche Ionenströme gibt es auch in der Retina). Der Sinusknoten ist der elektrische Schrittmacher des Herzens und bestimmt die Herzfrequenz. Der If -Strom ist ein Ionenfluss, der die Geschwindigkeit der Depolarisation der Schrittmacherzellen bestimmt, die wiederum ein Aktionspotential auslöst. Je schneller die Zellen des Sinusknotens depolarisieren, desto rascher ist die Schlagfolge des Herzens.

Über eine Verlängerung der Diastole wird die koronare Perfusion des Myokards die Sauerstoffversorgung des Myokards verbessert. Auf diese Weise kommt es zu einer Abnahme von Angina-pectoris-Anfällen, und es sinkt das Risiko eines akuten Herzinfarkts. Es wird angenommen, dass Ivabradin bei einem akuten Koronarsyndrom zu einer Senkung oder einem vermindertem Anstieg des hochsensitive CRP (hs-CRP), das ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse (wie Herzinfarkt) darstellt, führt [3]. Die Verbesserung der kardialen Prognose betrifft nicht alle Patienten gleichermaßen, sondern offenbar nur die Gruppe mit einer Herzfrequenz über 70 pro Minute [4].

Studien

  • In einer Studie wird festgestellt, dass Ivabradin ebenso effektiv die Zahl der Schmerzattacken bei chronischer stabiler Angina pectoris vermindert (um 2/3) wie Atenolol [5].
  • Bei Patienten mit Beta-Blocker-Therapie führt eine zusätzliche Behandlung mit Ivabradin zu einem zusätzlichen antianginöser Effekt [6].
  • Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und einer linksventrikulären Ejektionsfraktion von weniger als 40% reduzierte Ivabradin die Herzfrequenz um im Mittel 6/min. Es reduzierte nicht das zusammengesetzte Maß aus kardiovaskulärem Tod und Klinikeinweisung wegen akutem Herzinfarkt oder neuer oder verschlechterter Herzinsuffizienz. In einer Subgruppe mit einer Herzfrequenz von über 70/min verminderte Ivabradin jedoch das Risiko eines Herzinfarkts und führte zu einer Verminderung der koronaren Revaskularisationen (BEAUTIFUL-Studie) [7].
  • Experimentell bewirkt die Substanz eine Stärkung des linken Ventrikels und eine geringere Infarktgröße im Ratten-Ischämie-Reperfusionsmodell. (2) 2018 Sep;54(3):167-172. doi: 10.4068/cmj.2018.54.3.167.

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Verweise

Literatur

  1. ? Drugs. 2004;64(16):1757-65
  2. ? Drugs. 2004;64(16):1757-65
  3. ? Cardiovasc Drugs Ther. 2009 Jun;23(3):243-7
  4. ? Lancet. 2008 Sep 6;372(9641):807-16
  5. ? Eur Heart J. 2005 Dec;26(23):2529-36
  6. ? Eur Heart J. 2009 Mar;30(5):540-8
  7. ? Lancet. 2008 Sep 6;372(9641):807-16

 


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

Literatur

Literatur
1 2014 Jan;107(1):33-41. doi: 10.1016/j.acvd.2013.12.001.
2 2018 Sep;54(3):167-172. doi: 10.4068/cmj.2018.54.3.167.