Immunsuppression

Artikel aktualisiert am 5. August 2020

Immunsuppression bedeutet Unterdrückung der körpereigenen Abwehrkräfte. Sie kann ein Krankheitssymptom oder Folge einer Therapie sein. Menschen mit therapeutisch unterdrücktem Immunsystem oder krankheitsbedingter Abwehrschwäche sind „immunkompromittiert“. Eine immunologische Abwehrschwäche bedeutet Anfälligkeit für verschiedenste Pathogene (Krankheitserreger), wie Viren, Bakterien oder Pilze und damit für Infektionskrankheiten.


Ursachen einer Unterdrückung des Immunsystems

Eine Unterdrückung des Immunsystems kommt vor

  • im Rahmen von Erkrankungen, die das Immunsystem betreffen, zustande, so z. B.
    • bei einer Lymphomkrankheit,
    • bei Viruskrankheiten, insbesondere bei der HIV-Infektion,
    • bei einer Sepsis. (1)Crit Care Clin. 2020 Jan;36(1):167-176. doi: 10.1016/j.ccc.2019.08.013.
  • im Rahmen einer medikamentösen Immunsuppression, so z. B. im Rahmen

Medikamente zur Immunsuppression

Alle herkömmlichen Zytostatika, die die Zellteilung hemmen, haben eine immunsuppressive Wirkung. Sie hemmen, wie auch andere Immunsuppressiva, letztlich die Aktivierung und Proliferation (Vermehrung) von Lymphozyten.

Häufig zur Immunsuppression eingesetzte Medikamente sind:

Nebenwirkungen und Komplikationen

Eine Unterdrückung des Immunsystems ist komplikationsträchtig. Der Körper wird anfällig für Infektionen. Banale Infektionen werden meist gut beherrscht, aber es können sich opportunistische Infektionen breit machen, die speziell behandelt werden müssen.

Bei einer unter Immunsuppression entstandenen Lungenerkrankungen sollten beispielsweise an eine Infektion mit Legionellen, Pneumocystes carinii und die Reaktivierung einer EBV– oder CMV-Infektion sowie einer Tuberkulose gedacht werden.

Unter den Laborparametern erkennt man häufig eine Reduktion der Leukozyten (Leukopenie), wobei speziell die Lymphozyten (Lymphopenie, betroffen sind sowohl die B- als auch die T-Lymphozyten) reduziert sind.

Die einzelnen Medikamente zur Immunsuppression sind relativ nebenwirkungsreich, was jedoch von Medikament zu Medikament unterschiedlich und je nach Stoffwechsellage des einzelnen Patienten (siehe Cytochrom P450) mehr oder weniger ausgeprägt ist. Mehr dazu siehe unter den einzelnen Medikamenten (s.o.) und hier.

Malignome nach Organtransplantation

Zur Vorbeugung und Therapie einer Transplantatabstoßung siehe hier. In einer Arbeit wird festgestellt, dass das Malignomrisiko nach Organtransplantation auf das Doppelte erhöht ist. (2)Jama 2011; 306: 1891-1901 Es ist möglich, dass dies auf die Immunsuppression zurückzuführen ist. Die Immunsuppression bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen jedoch führt nach einer früheren Arbeit nicht zu einem erhöhten Malignomrisiko. (3)Connell WR et al. Lancet 1994; 343: 1249-1252 (4)Korelitz BI et al. Am J Gastroenterol 1999; 94: 3248-3253

Interferon-Therapie unter Immunsuppression

Eine Interferon-alpha-Therapie, wie sie bei einer akuten Hepatitis B oder Hepatitis C indiziert sein kann, wirkt unter Immunsuppression nicht oder kaum.

Neue Medikamentengruppe: mTOR-Hemmer

mTOR-Hemmer beeinflussen das Immunsystem. Sie haben sich als wirksame Medikamente zur Unterdrückung von Abstoßungsreaktionen nach Nieren- oder Herztransplantation erwiesen, wobei das Malignitätsrisiko offenbar niedriger als unter anderer Immunsuppression ist (5)Transplant Proc. 2016 Mar;48(2):485-8 (6)Transplant Rev (Orlando). 2016 Jul;30(3):161-70 (7)Ann Transplant. 2016 Feb 4;21:77-85 (8)Transplant Proc. 2016 Apr;48(3):969-73.. Allerdings wird mit einer Erhöhung des Risikos einer interstitiellen Lungenkrankheit gerechnet (9)Transplant Proc. 2016 Mar;48(2):349-51.

Verweise

 


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Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


 

 

Literatur

Literatur
1Crit Care Clin. 2020 Jan;36(1):167-176. doi: 10.1016/j.ccc.2019.08.013.
2Jama 2011; 306: 1891-1901
3Connell WR et al. Lancet 1994; 343: 1249-1252
4Korelitz BI et al. Am J Gastroenterol 1999; 94: 3248-3253
5Transplant Proc. 2016 Mar;48(2):485-8
6Transplant Rev (Orlando). 2016 Jul;30(3):161-70
7Ann Transplant. 2016 Feb 4;21:77-85
8Transplant Proc. 2016 Apr;48(3):969-73.
9Transplant Proc. 2016 Mar;48(2):349-51