Ileitis terminalis

Artikel aktualisiert am 19. September 2023

Die Ileitis terminalis ist eine Entzündung des untersten Teils des Dünndarms. Der Begriff wird meist synonym mit Morbus Crohn benutzt, da dieser i.d.R. als Ursache der Erkrankung anzusehen ist. Die Erkrankung betrifft häufig junge Menschen und macht sich meist durch Bauchschmerzen bemerkbar.

Der Dünndarm.
Morbus Crohn.
Bauchschmerzen.


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Allgemeines

Sellink-Untersuchung: Darstellung eines fast verschlossenen terminalen Ileums mit entzündlich verdickter Darmwand. Siehe auch unter Morbus Crohn in Bildern.

Die terminale Ileitis ist gleichbedeutend mit Morbus Crohn des untersten Teils des Dünndarms. Es handelt sich um eine chronisch entzündliche Darmkrankheit, bei der eine abnorme Immunreaktion der Schleimhaut auf Darmkeime (Mikrobiota) eine ursächliche Rolle spielt. Sie gehört zu den Autoimmunkrankheiten.

Die Ileitis terminalis entsteht durch eine Fehlregulation des darmeigenen Immunsystems (speziell der T-Helfer-Zellen, einer speziellen Art der Lymphozyten), die mit einer „Dysbiose“ (abnormale Veränderung der Zusammensetzung der Darmkeim-Spezies) zusammenhängt. Es findet sich eine Abnahme von Bacteroides- und Firmicutes-Stämmen und eine Zunahme von Gammaproteobakterien und Actinobacterien. (1)Vaccines (Basel). 2022 Feb 5;10(2):244. DOI: 10.3390/vaccines10020244.

Eine terminale Ileitis macht sich meist durch Bauchschmerzen und Durchfälle bemerkbar. Bauchkrämpfe können auf einen beginnenden Darmverschluss (Ileus) hinweisen.

Die Behandlung richtet sich auf eine Unterdrückung der überschießenden Entzündungsreaktion. Im Fall eines Darmverschlusses ist eine Operation angezeigt.

Oft sind mit einer Ileitis terminalis Erkrankungen verbunden, die ebenfalls auf einer Fehlregulation des Immunsystems beruhen. Assoziiert sind häufig Autoimmunkrankheiten der Wirbelsäule (Morbus Bechterew), von Gelenken (rheumatoide Arthritis), der Haut (Pyoderma gangraenosum), der Schilddrüse (Autoimmunthyreoiditis), der Leber (AIH) und der Augen (Uveitis). (2)Malik TF, Aurelio DM. Extraintestinal Manifestations of Inflammatory Bowel Disease. 2021 Jul 29. … Continue reading Dazu siehe hier.

Morbus Crohn – verständlich erklärt


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Symptomatik

Die Beschwerden sind durch Durchfälle, rechtsseitige Unterbauchschmerzen und manchmal auch einen Vitamin-B12-Mangel geprägt. Die Bauchschmerzen sind oft krampfartig, besonders, wenn durch die Schwellung der Darmwand das Lumen eines Darmabschnitts eingeengt ist und es zu einer Verengung (Stenose) kommt, gegen die der Darm mit seiner Peristaltik (Vorwärtsbewegungen) anarbeiten muss. Anfangs treten die Bauchschmerzen im Abstand von einigen Minuten nach Mahlzeiten auf, wobei breiige Kost weniger Beschwerden als feste Kost verursacht.

Zu Bauchschmerzen siehe hier.

Differenzialdiagnosen

Folgende Erkrankungen kommen bei Beschwerden im rechten Unterbauch in Betracht:

  • Yersiniose: Treten rechtsseitige Unterbauchbeschwerden relativ akut auf, und sind zudem noch Allgemeinsymptome (Fieber, Abgeschlagenheit) vergesellschaftet, kommt differenzialdiagnostisch eine infektiöse Genese, z. B. durch Yersinien (Yersiniose) oder Campylobycter jejuni/coli in Betracht.
  • Appendizitis: Gelegentlich kann die Symptomatik auch auf eine Appendizitis hindeuten (siehe unter Pseudoappendizitis). Manche Appendektomie („Blinddarmoperation“) fußt auf solch einer Fehldiagnose.
  • Divertikulitis: Ebenso kann eine rechtsseitige Divertikulitis zu Beschwerden führen, die einer terminalen Ileitis ähnlich sind. Eine Divertikulitis im rechten Dickdarmabschnitt ist in Ostasien häufiger anzutreffen als in westlichen Ländern.
  • Adnexitis: Bei Frauen kommt eine rechtsseitige Adnexitis als Differenzialdiagnose hinzu.

Die verschiedenen Diagnosen lassen sich durch eine ausführliche Anamnese (zeitlicher Zusammenhang mit Nahrungsaufnahme, weitere entzündliche Symptome), körperliche Untersuchung (z. B. Loslassschmerz bei Appendizitis) und eine Ultraschalluntersuchung des Bauchs (Sonographie), sowie durch eine bakteriologische Untersuchung einer Stuhlprobe (infektiöse Ursache, z.B. Yersiniose) rasch klären oder wichtige Differenzialdiagnosen ausschließen.

Diagnostik

Die Diagnostik stützt sich auf verschiedene technische Untersuchungsmethoden:

  • Stuhlbakteriologie: Sie dient der Erkennung pathogener Darmkeime (z. B. Yersinien), Alternativ Testung des Serums auf Antikörper gegen das YOP-Antigen (Yersinia outer protein antigen). (3)Biomed Res Int. 2020 May 23;2020:1240626. DOI: 10.1155/2020/1240626.
  • Darmsonographie: Sie lässt eine Darmwandverdickung , ihre Lokalisation und Ausdehnung erkennen und kann auch Hinweise auf eine vom befallenen Darmabschnitt ausgehende Fistelbildung bieten. Konglomerate von zusammengebackenen Darmschlingen und die Beweglichkeit der Darmschlingen sind erkennbar.
  • Ileokoloskopie: Sie dient der endoskopischen und histologischen Sicherung.
  • Kapselendoskopie: Sie ist eine patientenfreundliche Methode zur Beurteilung des gesamten Dünndarms, die Anwendung findet, insbesondere wenn endoskopisch eine Ileitis terminalis im Sinne eines Morbus Crohn nachgewiesen wurde und es anschließend nachzuweisen gilt, ob weitere Entzündungsherde im Dünndarm bestehen. (4)Eur J Gastroenterol Hepatol. 2021 May 1;33(5):631-638. DOI: 10.1097/MEG.0000000000001937.
  • Sellink-Untersuchung des Dünndarms: Sie ist eine radiologische Methode und stellt das Lumen des Dünndarms und eventuelle Fistelbildungen dar. Mit ihr lässt sich auch die Beweglichkeit der Darmschlingen erkennen. Im Bereich einer Wandverdickung durch eine Entzündung kann sie eingeschränkt oder aufgehoben sein.
  • MR-Sellink: Diese technisch aufwändige Untersuchung ergibt sehr genaue Hinweise auf Darmwanddicke, Ausdehnung, Lokalisation und anatomische Beziehungen. Sie lässt die Beweglichkeit der Darmschlingen jedoch nicht beurteilen. Eine „prästenotische Dilatation“ als Zeichen einer funktionell bedeutsamen Stauung des Darminhalts vor einer Verengung jedoch ist gut erkennbar.

Therapie

Zur Therapie des Morbus Crohn siehe hier.
Zur Behandlung der Yersiniose siehe hier.

Verweise


Autor der Seite ist Prof. Dr. Hans-Peter Buscher (siehe Impressum).


Literatur

Literatur
1Vaccines (Basel). 2022 Feb 5;10(2):244. DOI: 10.3390/vaccines10020244.
2Malik TF, Aurelio DM. Extraintestinal Manifestations of Inflammatory Bowel Disease. 2021 Jul 29. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan–. PMID: 33760556. Bookshelf ID: NBK568797
3Biomed Res Int. 2020 May 23;2020:1240626. DOI: 10.1155/2020/1240626.
4Eur J Gastroenterol Hepatol. 2021 May 1;33(5):631-638. DOI: 10.1097/MEG.0000000000001937.